Obwohl Lewis Hamilton mit seinem Sieg im Formel-1-Rennen in Brasilien für ein Happy End sorgte, war Mercedes-Teamchef Toto Wolff am Sonntag alles andere als gut gelaunt. Der Österreicher kritisierte Max Verstappen für dessen Manöver gegen seinen Fahrer hart und forderte sogar eine Strafe. Sein Counterpart bei Red Bull kann die Aufregung nicht verstehen. Christian Horner widerspricht aufgebrachten Mercedes-Boss.

"Eine Strafe, wofür denn?!", reagierte Horner am Mikrofon von Sky Sports F1 verwundert. In der 48. Runde des Rennens fuhr Hamilton vor Turn vier die erste Attacke auf Verstappen. Der Niederländer verteidigte sich innen, verbremste sich und ging weit. Dabei verließ er nicht nur selber die Rennstrecke, sondern drückte auch Hamilton raus. Die Rennleitung notierte den Zwischenfall, leitete aber keine Untersuchung ein.

Für Horner war das die einzig nachvollziehbare Reaktion. "Es wurde kein Vorteil gewonnen, es gab keinen Kontakt. Ich denke, es war einfach hartes Racing zwischen den beiden. Und ja, ich denke, dass die Stewards tatsächlich richtig entschieden haben", so der Brite, der vor seiner Laufbahn als Teamchef selbst lange Zeit im Motorsport aktiv war und dabei bis in die Formel 3000 Europameisterschaft gelangte.

Horner steht hinter Entscheidung der FIA

Wolff hingegen hatte die FIA für die fehlende Aktion kritisiert. "Es einfach so unter den Teppich zu kehren, ist nur die Spitze des Eisbergs. Lachhaft", hatte er geschimpft. Formel-1-Rennleiter Michael Masi hatte die Entscheidung mit dem vor einigen Jahren ausgegebenen 'Let them Race'-Prinzip begründet.

"Wir haben darüber viele Male gesprochen, über diese 'Let them Race'-Mentalität. Ich denke, sie haben richtig entschieden", stimmt Horner mit dem Australier überein. "Da fahren zwei Typen hart gegeneinander. Lewis hat außen den Schwung, Max verbremst sich, beide gehen weit. Es wäre sehr unfair gewesen, das zu bestrafen."

Am 19. Rennwochenende des Jahres in Interlagos spitzte sich die politische Lage zwischen Mercedes und Red Bull weiter zu. Die Suche nach Ungereimtheiten beim Gegner nimmt eine zunehmend große Rolle im WM-Fight ein. Horner beteuert jedoch, dass er bei umgekehrten Rollen keinesfalls eine Strafe für Hamilton gefordert hätte.

"Ich hätte unserem Sportdirektor gesagt, dass er sich darüber beschweren soll, aber ich hätte nicht erwartet, dass dabei irgendetwas herumkommt", so der 47-Jährige. "Du willst, dass die Jungs hart fahren. Wir wissen bei Max, dass er hart fährt und bei Lewis genauso. Die beiden kämpfen um die Weltmeisterschaft und da gehört hartes Racing dazu. Ich denke, es war fair. Es gab keine Kollision und sie haben den Kampf wenige Runden später fortgesetzt."

Red Bull mit Kampfansage an Mercedes

Am Ende dieses Kampfes büßte sein Fahrer sieben Punkte seiner WM-Führung gegen Hamilton ein. Bei noch drei ausstehenden Rennen ist Red Bull dem Ziel, der Mercedes-Dominanz nach sieben Jahren ein Ende zu setzen, trotzdem noch ganz nahe. Verstappen führt in der Tabelle mit 14 Zählern Vorsprung. In der Konstrukteursweltmeisterschaft liegt Red Bull zehn Punkte zurück.

"Wir werden kämpfen und alles geben, was wir haben. Wir haben so hart gearbeitet, um in dieser Position zu sein", gibt sich Horner kämpferisch. Er hofft, dass der Erfolgshunger seiner Mannschaft am Ende den Ausschlag geben wird: "Mercedes war nie in dieser Position. Sie haben gewonnen und alles dominiert. Wir machen ihnen so viel Druck, wie wir können bis zur Zielflagge in Abu Dhabi."