McLaren muss im Kampf um Konstrukteursrang drei gegen Ferrari erneut einen Rückschlag einstecken. Während Lando Norris mit seinen MCL35M nach einem Reifenschaden am Start noch einen Punkt ins Ziel retten konnte, fiel Daniel Ricciardo aufgrund eines technischen Defekts aus. Das sportliche Ziel, Ferrari zu besiegen, ist zwar nach wie vor möglich, McLaren-Teamchef Andreas Seidl ist sich allerdings bewusst, dass sich die Chancen hierzu deutlich verschlechtert haben.

Norris über Start-Berührung: Hat uns das Rennen gekostet

Für wenige Sekunden sah es für McLaren gut aus. Lando Norris kam beim Start gut vom Fleck. Beim Versuch, Ferrari-Pilot Carlos Sainz außen zu überholen, kam es jedoch zur Berührung der beiden Boliden, was für Norris in einem Reifenschaden endete.

"Ich habe es mir noch nicht angesehen", erklärte Norris unmittelbar nach dem Sau Paulo GP am Sonntag. "Ich meine, da war auf der rechten Seite eine Lücke und ab einem gewissen Punkt muss ich zurückkommen. Das weiß auch der Fahrer auf der Innenseite." Der Brite hielt sich bei den Schuldzuweisungen dennoch wage.

Die TV-Aufnahmen zeigen, dass Norris nach seinem Manöver gegen seinen ehemaligen Teamkollegen Sainz früh wieder nach innen zieht, wodurch es letztlich zur Berührung kommt. "Ich denke, wessen Fehler auch immer es war, es hat uns das Rennen gekostet. Ich bin also enttäuscht."

Dass Norris trotz dieses Vorfalls mit seinem zehnten Platz doch noch in die Punkte fahren konnte, stimmt den Briten dabei nur in einem geringen Maß positiv. "Ich hatte Glück, dass es ein paar Safety Cars gab, was mir geholfen hat. Ich denke, wir müssen mit dem einen Punkt glücklich sein, wenn man bedenkt, wo wir waren."

Daniel Ricciardo trauert Chance nach

Für Teamkollege Daniel Ricciardo lief es unterdessen nicht viel besser. Der Australier war lange Zeit in den Top-10 unterwegs, als plötzlich ein Leistungsverlust auftrat und er seinen Boliden in der McLaren-Box abstellen musste. "Bei den ersten Untersuchungen fanden wir ein technisches Problem oder einen Riss auf der Chassis-Seite der Power-Unit-Installation", ging McLaren-Teamchef Andreas Seidl noch am Sontag ins Detail.

Der Australier war zu diesem Zeitpunkt auf der Jagd nach dem auf Position sieben fahrenden Pierre Gasly und malte sich im Rennen auch Chancen gegen Ferrari aus. "Wir wussten, dass sie [Ferrari] auf den Mediums und dann erneut auf das Medium fuhren. Wir hätten also versucht, auf eine Ein-Stopp-Strategie zu gehen, weil wir in der Lage waren hatten, auf den harten Reifen zu fahren."

Für McLaren wird es im Kampf gegen Ferrari eng, Foto: LAT Images
Für McLaren wird es im Kampf gegen Ferrari eng, Foto: LAT Images

Daniel Ricciardo entgegnete seinem Ausfall also mit etwas Wehmut. "Es war definitiv besser als gestern", hielt der McLaren-Pilot nach dem Rennen fest. "Ich denke, es haben uns immer noch ein paar Zehntel gefehlt, aber wir waren mit dabei. Das war mein erster Ausfall der Saison. Diese Dinge passieren halt."

Nach Niederlage gegen Ferrari: Müssen realistisch sein

Drei Rennen vor Ende der Saison beträgt der Rückstand McLarens (256) auf Ferrari (287.5) in der Konstrukteurswertung also ganze 31 Punkte. Größer war der Abstand zwischen den beiden Teams 2021 bisher noch nie. In den vergangenen zwei Rennen in Mexiko und Brasilien kam der britische Rennstall lediglich auf zwei Punkte.

Um Position vier zu holen, schichtweg zu wenig, wie McLaren-Teamchef Andreas Seidl festhielt: "Wenn du gegen ein starkes Ferrari kämpfst, ist es der Schlüssel, mit beiden Autos konstant Punkte zu holen. Wir haben es als Team einfach nicht geschafft, jene Punkte zu holen die auf dem Tisch lagen." Etwas, das der Mannschaft vor allem in der ersten Hälfte der Saison noch gut gelungen war.

Seidl macht sich in Sachen Chancen beim Kampf gegen Ferrari daher nicht viel vor: "Wir müssen der Realität ins Auge sehen. Wenn es für Ferrari bis zum Ende der Saison gut läuft, wird es schwierig." Der Niederbayer ist dementsprechend der Ansicht, dass der aktuelle vierte Rang auch so verdient ist: "Wenn du auf Rang vier liegst, hast du es verdient. So wie letztes Jahr, als wir Dritter waren und es auch verdient haben Dritter zu sein."

Ans Aufgeben möchte der Niederbayer dabei aber nicht denken: "Solange es theoretisch möglich ist, und ich habe es dieses und letztes Jahr schon ein paar Mal gesehen, was an einem Rennwochenende möglich ist, werden wir versuchen, uns da reinzuhängen."