George Russells Qualifying-Serie bei Williams ist gerissen. 2019 beendete er 21 zu 0 gegen Robert Kubica, 2020 und 2021 hielt er gegen Nicholas Latifi schon bei 34 zu 0. Doch in Brasilien erlebt der zukünftige Mercedes-Pilot ein desaströses Zeittraining. Und zum ersten Mal bei Williams, und zu zweiten Mal in seiner Formel-1-Karriere, wird er von seinem Teamkollegen ausqualifiziert.

Russell ärgert sich, aber auch bei Latifi kommt trotz dieses Triumpfes - am Ende waren es eine 1:09,897 gegen eine 1:09,953 - keine Freude auf. Denn Williams enttäuschte im Brasilien-Qualifying mit P18 und P19 auf der ganzen Linie, und sah selbst gegen Haas schwach aus. Hätte Mick Schumacher seine schnellste Zeit nicht wegen Track Limits verloren, wäre er bis auf fünf Tausendstel an Russell herangekommen.

Williams mit schwacher Brasilien-Leistung: Russell fordert Reaktion

"Natürlich ist es nett, vor George zu sein, aber aus dieser Session nehme deshalb ich nicht viel Befriedigendes mit", unterstreicht Latifi. "Wir hatten als Team einfach nicht die Pace, haben von FP1 weg gekämpft und das Feeling hat nicht gepasst. Wir hatten ein paar Probleme hier erwartet, aber nicht so viel."

Russell unterstreicht das: "Wir bekamen die Reifen nicht zum Arbeiten, das Auto nicht zum Arbeiten, und es war ein bisschen böig, das hat uns nicht geholfen." Auf der Strecke war bei kühlen Temperaturen der Front-Grip für alle ein Problem, und Williams vermutet auf den ersten Blick, dass man schlichtweg nicht so gut damit umgehen konnte. Man startete mit schlechter Balance in die einzigen 60 Trainings-Minuten, und kam nie auf Touren.

"Nein, ich glaube nicht, dass Punkte realistisch sind", spricht Teamchef Jost Capito daher klare Worte. Auch Russell zweifelt: "Wir haben definitiv nicht die Pace, um große Schritte von hier weg zu machen." Er fordert das Team kurz vor Saisonende noch einmal zum Nachdenken auf - erst recht mit der immer präsenten Gefahr Alfa in der Konstrukteurs-WM, 12 Punkte trennen die beiden im Kampf um P8: "Ich weiß nicht recht, was mit der Pace unseres Autos über die letzten paar Rennen passiert ist. Nach der Sommerpause schien es uns noch leicht zu gehen."

Russell zieht trotzdem aber auch den Hut vor Latifi und dessen Befreiungsschlag im 35. gemeinsamen Rennen: "Nicholas hat eine richtig gute Runde gefahren." Auch für Teamchef Capito verdient Latifi einmal das Rampenlicht: "Er war denke ich oft schon relativ eng und hätte ihn ein paarmal schlagen können. Ja, ich denke, er sollte feiern - es gibt keinen Grund, nicht stolz zu sein."