Hochemotionaler Moment rund um Nikita Mazepin nach dem Qualifying zum Sprint des Brasilien-GP 2021. Im TV-Interview bricht dem russischen Formel-1-Piloten mehrfach die Stimme weg, mit vor Tränen glasigen Augen ringt Mazepin um Fassung und kämpft mit den Tränen. Gerade hatte er im Zeittraining seine bislang vielleicht größte Chance des Jahres liegen gelassen, einmal größer aufzuzeigen als nur durch einen noch halbwegs vorzeigbaren Rückstand auf Teamkollege Mick Schumacher.

0,260 Sekunden fehlten dem Russen in Sao Paulo auf seinen Teamkollegen. Doch diese erneute teaminterne Niederlage war es nicht, die Mazepin erschütterte. Sehr viel mehr ärgerte sich der Russe extrem über seine eigene Leistung allein - und einen fatalen Fehler in der Schlusskurve Junçao auf seinem letzten Versuch. Dort leistete sich der Russe beim Herausbeschleunigen einen heftigen Quersteher. Gerade so eben noch fing Mazepin den VF-21 überhaupt noch ab.

Mazepin schluchzt: Fühlte sich an wie unser Tag ...

"Ja ... ich war auf einer guten Runde und haben einen Fehler gemacht", berichtet Mazepin mit einem Räuspern. Grundsätzlich habe sich alles gut angefühlt. Sehr gut sogar - trotz der mangelnden Streckenkenntnis. Mazepin fuhr in Brasilien vor dem einzigen Training vor dem Qualifying nicht einmal im Simulator. "Es fühle sich an wie unser Tag, mal nah an den Williams dran zu sein und ein gutes Qualifying zu haben. Aber ich habe es zu hart versucht", schluchzt Mazepin.

"Die Reifen sind on fire wenn du zu dieser Kurve kommst. Und alles, was du vor der langen Gerade gewinnst oder verlierst, zahlt sich echt aus oder tut dir weh", schildert Mazepin seinen Fehler. "Und wie schon gesagt, ich habe nicht versucht, nicht zu hart aufs Gas zu gehen, aber der Grip auf der Hinterachse war einfach nicht mehr da. Das Gute ist, dass ich es abgefangen habe. Das Schlechte ist, dass ich die Zeit verloren habe."

Mazepin hart mit sich: Keine Ausreden in Formel 1

Natürlich sei er noch nie im Simulator gefahren, ergänzt Mazepin. Doch könne das allein keine Ausrede sein. "Es ist hart, aber du musst dich davon distanzieren. Du kannst nicht in die Formel 1 kommen und sagen 'kann ich ein paar Runden mehr haben, denn die anderen waren schon vor Jahren hier'", sagt der Russe. "Ich habe es versaut."

Mick Schumacher sah in Brasilien Q2-Chancen, Foto: LAT Images
Mick Schumacher sah in Brasilien Q2-Chancen, Foto: LAT Images

Das Sprint-Format sei da nur noch härter gewesen - immerhin gab es nur ein Training. "Deshalb siehst du mehr Fehler", sagt Mazepin. "Ich hatte hier nie eine Gelegenheit, zu fahren. Vor dem Wochenende nur Onboards allein anzusehen, das ist die eine Sache, aber es ist etwas ganz anderes, hier selbst bei diesen Geschwindigkeiten zu fahren."

Mick Schumacher niedergeschlagen: Sah Q2-Chance

Längst nicht den Tränen nahe, aber doch etwas am Boden zeigt sich auch Mick Schumacher nach dem Qualifying. Schon am Donnerstag hatte der 22-Jährige wieder vom Q2 geträumt - und das schien gefühlt auch in Rechweite. "Das Gefühl im Auto war klasse. Aber ich bin ein bisschen niedergeschlagen, dass wir nicht ins Q2 durchgekommen sind. Ich hatte das Gefühl, dass wir eine Chance hatten. Aber wir sind nicht durchgekommen", hadert Schumacher, unter dem Strich doch wieder nur Neunzehnter. "Das war schade, ich hatte echt große Hoffnung, dass die Runde reicht", ergänzt der Haas-Pilot.

"Es lag einfach daran, dass hier alle so eng zusammenliegen. Und dann hat unser Auto eben ein kleines Defizit und ich konnte dieses Mal nicht den Unterschied machen", erklärt Schumacher. Nur 1,6 Sekunden fehlten auf Lewis Hamiltons Bestzeit im Q1. Noch dazu wurde dem Deutschen wegen eines Verstoßes gegen die Track Limits in Kurve vier seine beste Zeit gestrichen. Die hätte allerdings auch zu keiner besseren Position, aber immerhin zu Augenhöhe mit George Russell auf P18 gereicht - nur fünf Tausendstel fehlten. "Das ist positiv", sagt Schumacher. So waren es fast drei Zehntel und stramme 0,7 Sekunden auf das rettenden Ufer in Person von Kimi Räikkönen.

Track Limits: Schumacher verliert beste Runde

Frust schieben will Schumacher dennoch nicht. "Wir leben und lernen", sagt er. "Und wir haben noch immer etwas hinbekommen, was sich klasse anfühlte. Hoffentlich wird es im Rennen noch enger!" Zunächst steht allerdings der Sprint an. "Wir fahren auf jeden Fall den weichen Reifen", verrät Schumacher bereits. "Und dann mal schauen, was wir morgen besser machen können, auch vom Fahrerischen her, um die Reifen so lang wie möglich am Leben zu halten."