Lewis Hamilton beendet in Brasilien zum ersten Mal seit dem Türkei-GP ein Qualifying auf dem ersten Platz. Zusammenhang? Wie in der Türkei steht dem Mercedes-Piloten auch in Brasilien trotz einer dominanten Vorstellung - er hängte den zweitplatzierten Max Verstappen in Interlagos um 0,438 Sekunden ab und war von Q1 bis Q3 unantastbar - die Pole nicht zu. Aufgrund einer Motor-Strafe.

Für das hier zusätzlich stattfindende Sprint-Qualifying wird Hamilton zwar von ganz vorne starten, die Motor-Strafe wird erst am Sonntag im Grand Prix angerechnet. Trotzdem - selbst wenn er den Sprint gewinnt, startet er von Platz sechs. Das macht den Sieg schwierig. Während der große Vorsprung andeutet, dass auch mit einem weniger frischen, und daher weniger leistungsstarken Motor die Pole möglich gewesen wäre. Hat Mercedes mit dem Motorwechsel eine Sieg-Chance verspielt?

Hamilton & Mercedes vertrauen auf Wechsel: Musste sein

Die Entscheidung, zu wechseln, traf Mercedes am Donnerstag. "Ich vertraue ihrer Einschätzung", meint Hamilton nach dem Qualifying. Toto Wolff rechtfertigt auf Sky UK die Entscheidung, und glaubt, die Kombination aus der überholfreundlicheren Strecke in Interlagos und dem Sprint, der in dem ja schließlich auch drei Punkte für den Sieger vergeben werden, sei die einzig sinnvolle Option für den Wechsel.

"Natürlich sieht Saudi-Arabien auch wie eine gute Chance für uns aus, aber wir glauben, dass der Motor bis dahin noch mehr Leistung verloren hätte", erklärt Wolff. "Also ist hier laut den Simulationen der richtige Ort, um zu wechseln."

Das Problem von Mercedes - auch das bestätigt Wolff - bleibt ein ungewohnt hoher Abbau des Verbrennungsmotors: "Und das wird von Wochenende zu Wochenende schlimmer. Also wären wir, wenn wir den Motor behalten hätten, in Saudi-Arabien und Katar sicher nicht wettbewerbsfähig gewesen." Wolff muss gestehen, den Grund noch immer nicht zu kennen, hofft aber, dass Brasilien wirklich der letzte Wechsel war.

Hamilton schnellstes Auto - trotzdem Zweifel fürs Rennen

Hamilton mahnt aber, trotz der vier Zehntel Vorsprung im Qualifying, dass der Mercedes für den Rest des Wochenendes keinesfalls die Benchmark bleiben muss: "Ich weiß nicht, ob sich das auf Rennpace umlegen lässt."

Hamilton mit dem Award für die schnellste Runde im Qualifying, Foto: LAT Images
Hamilton mit dem Award für die schnellste Runde im Qualifying, Foto: LAT Images

Im bisher einzigen Training verbrachte Hamilton lange Zeit damit, ein Setup-Rätsel aufzudröseln: "Die Angst, die dir das macht, ist verrückt. So oft liegen wir, liege ich falsch, und heute haben wir es hinbekommen. Das Auto war gut zu fahren, hat alles getan, was ich wollte, und ich konnte einfach immer weiter pushen."

Aber was das für das Rennen bedeutet, kann er unmöglich sagen: "Ich weiß nicht, wie sich das von [Mexiko] wo wir eine halbe Sekunde hinten waren, so umdrehen kann. Egal - die werden im Rennen sehr stark sein." Weder Hamilton noch Wolff glauben, dass der Sonntag, mit strafbedingtem Verkehr, einfach werden wird. Selbst mit der langen Zielgeraden, und mit einem neuen, leistungsfähigeren Mercedes-Motor im Heck, sehen sie Überholen alles andere als gegeben an.

Bleibt noch Hoffnung für Teamkollege Valtteri Bottas. Der holte im Qualifying P3, klagte aber anders als Hamilton über signifikantes Untersteuern, besonders in den ersten Kurven. "Aber es ist noch immer ein guter Startplatz, ich hoffe auf eine erste Runde voller Action", meint Bottas in Richtung Sprint.