Und wieder nichts: Max Verstappen muss weiter auf seine erste Pole Position beim Großen Preis von Mexiko warten. Trotz gegenüber den Vorjahren sogar noch größerer Überlegenheit Red Bulls in den Freien Trainings verpasste Verstappen in der mexikanischen Höhenluft im Qualifying sogar Reihe eins der Startaufstellung. Somit startet der Niederländer (+ 0,350 Sek.) lediglich vom dritten Platz hinter Valtteri Bottas und WM-Rivale Lewis Hamilton.

Vor allem zwei Gründe sorgten für die unerwartete Niederlage des WM-Führenden im Zeittraining. Eine auf weichen Reifen plötzlich nicht mehr stimmige Balance seines Red Bull RB16B und ein Zwischenfall bei seinem alles entscheidenden letzten Run unmittelbar vor Verstappen - ausgerechnet ausgelöst durch Yuki Tsunoda von Schwesterteam AlphaTauri.

Max Verstappen schimpft auf Tsunoda: Dummer Idiot!

"So ein dummer Idiot", entfuhr es Verstappen nach der für ihn zerstörerischen Szene in den Schlusssekunden des Qualifyings am Boxenfunk. In den schnellen Kurven des Mittelsektors war Tsunoda von der Strecke gefahren, das verwirrte den dahinter fahrenden Sergio Perez offenbar derart, dass auch der Mexikaner in die Auslaufzone rodelte und weiteren Staub aufwirbelte. Später gab Perez an, sein Fehler sei nur passiert, weil ihm wegen Luftverwirbelungen von Tsunoda der Grip abhanden gekommen sei. Die Kettenreaktion setzte sich fort. Verstappen fuhr direkt dahinter. Der Niederländer ging kurz vom Gas, seine letzte Chance war verstrichen. Nach einem schwachen ersten Run hatte Verstappen ohnehin schon hinter den Mercedes gelegen.

"Ich weiß nicht, was da vor mir passiert ist. Yuki muss Checo aufgehalten haben und dann mussten beide weit gehen. Und wenn du da so schnell ankommst, ist es schwer zu wissen, was da passiert. Ich habe viel Staub gesehen und dachte, ein Auto sei abgeflogen", schildert Verstappen seine Perspektive aus dem Cockpit. "Ich dachte es gibt eine gelbe Flagge und ich bin vom Gas gegangen."

Verstappen geht vom Gas: Angst wegen Mexiko 2019

Dabei spielte auch Verstappens eigene Vorgeschichte in Mexiko eine Rolle. "Und mit den Regeln für gelbe Flaggen, die mir hier in Mexiko ja schon erklärt wurden, habe ich etwas zurückgesteckt", sagt Verstappen. 2019 hatte der Niederländer durch eine nachträgliche Strafe seine Pole Position wieder verloren. Im letzten Sektor war Verstappen trotz gelber Flaggen voll auf dem Pinsel geblieben.

Anders als nach dem Unfall Valtteri Bottas' vor zwei Jahren folgte diesmal allerdings keine gelbe Flagge. Verstappen pushte wieder weiter. "Aber dann waren schon 2,5 Zehntel weg und meine Runde im Grunde im Eimer", klagt der Red-Bull-Fahrer. "Ich muss das nochmal ansehen, aber es war sehr unglücklich." Umso schlimmer machen es die zuvor hohen Erwartungen. "Das ist keine tolle Position jetzt, nachdem wir das ganze Wochenende so stark waren", hadert Verstappen.

Verstappen: Plötzlich schreckliche Balance ein Mysterium

Fraglich ist dennoch, ob es ohne den Zwischenfall zur Pole gereicht hätte. "Das ist immer Hätte, Wäre, Wenn", sagt Verstappen. Auch die Pace Red Bull stimmte im Qualifying längst nicht mehr so gut wie noch im Training. Ein angeknackster Heckflügel nach dem dritten Training, der zu Beginn des Qualifyings, mehrfach im TV-Bild eingefangen, noch immer repariert wurde, habe dabei allerdings keine Rolle gespielt, glaubt Verstappen. "Als wir in das Qualifying gegangen sind, schien alles normal. Das war nicht optimal, aber es war nicht der Grund für das Ergebnis", sagt Verstappen.

Stattdessen habe urplötzlich die Balance nicht mehr gestimmt. "Ein Mysterium", grübelt Verstappen. "Wir hatten irgendwie damit zu kämpfen, die Reifen zum Arbeiten zu bekommen. Auf den Mediums war es nicht so schlecht, aber mit den Softs im Q3 hat es im ersten Run einfach nicht geklickt. Das war ein furchtbare Runde. Ich hatte keinen Grip", schimpft Verstappen. "Deshalb wusste ich, dass noch viel mehr drin ist, wenn wir eine bessere Balance finden. Im letzten Run war es auch etwas besser und ich war auf einer guten Runde, um Valtteris Runde herauszufordern ..."

Verstappen von Mercedes nicht überrascht: Lag an uns

Doch dann kam es anders. "Wir wurden tsunodert", klagt Teamchef Christian Horner bei Sky mit Galgenhumor. "Ich verstehe nicht, warum er da herumgecruist ist, aber wir sind immerhin noch in der zweiten Reihe. Aber wir haben im Q3 nicht unsere Leistung gebracht."

Überrascht von Mercedes zeigt sich Verstappen deshalb nicht. "Nein. Ich denke wir waren einfach echt langsam. Schrecklicher Grip in Q3. Auf meiner letzten Runde wurde es etwas besser und wir hatten die Reifen etwas besser im Fenster. Es war aber noch immer nicht so, wie wir es haben wollten und wie sich das Auto auch in allen Trainings verhalten hatte", schildert Verstappen sein Mysterium.

Verstappen glaubt an Sieg: Start & andere Reifen

Für das Rennen sieht der Niederländer trotz einer schlechteren Ausgangslage als erwartet noch immer nichts verloren. "Wir fahren wieder auf anderen Reifen [Medium]. Ich erwarte, dass die Pace wieder gut ist", sagt Verstappen. Noch dazu gehe gleich am Start etwas. "Es ist ein langer Run bis Kruve eins, ich starte auf P3 und normalerweise ist das hier im Staub die saubere Seite", sagt der Niederländer. "Wenn wir eine gute Balance gehabt hätten, dann wären wir auf Pole gewesen. Aber der dritte Platz ist immer noch besser, als hier vom zweiten Platz zu starten."

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