Wer Toto Wolff und Christian Horner dieser Tage zuhört, könnte meinen, die Formel-1-WM 2021 werde nicht auf der Strecke, sondern nur mehr in Worten und Spitzen ausgetragen. Nachdem Wolff in der britischen 'Daily Mail' gleich mehrere Kommentare in Richtung Red Bull schob, stichelt Horner am Freitag in der Pressekonferenz von Mexiko zurück.

Wolff hatte Horner nämlich erst als Protagonisten in einem Theaterstück bezeichnet: "Leute haben ein Mikrofon vor sich, oder eine Kamera, und dann benehmen sie sich wie Schauspieler, wie in Hollywood." Und suggerierte später, dass der in der WM führende Fahrer im letzten Rennen einen absichtlichen Crash provozieren könnte, um im Stil von Ayrton Senna gegen Alain Prost zu gewinnen: "Wer auch immer vorne ist, wird absolut genau das tun wie in den Senna-Prost-Jahren."

Horner kontert: Dann ist Toto der Antagonist

"Ich war enttäuscht, diese Kommentare zu lesen, dass das gebilligt würde", entgegnet Horner, auf die Kommentare zu einer möglichen Kollision angesprochen. Am Vortag hatten schon sowohl Max Verstappen als auch Lewis Hamilton verneint, je solche Absichten zu hegen. Horner unterstreicht: "Wir wollen einen richtigen, fairen Kampf von jetzt bis zum Schluss, und jeder Fahrer will den Titel auf der Strecke holen."

Auch für Wolffs Theater-Kommentar - im Detail nannte er Horner "einen Protagonisten in einer Pantomime" - hat Horner einen Konter parat, und bezieht sich auf die englische Pantomime, eine komödiantische Theatergattung: "Als Protagonist bezeichnet zu werden - wenn du nachschaust, was das bedeutet, dann brauchst du auch einen Antagonisten. Man könnte sagen, Toto füllt diese Rolle sehr gut aus. Oder wenn wir von Pantomime sprechen, könnte die Rolle der Dame der Pantomime für ihn passen." Die ist in der Regel die Mutter des Protagonisten.

Wolff hatte im Interview mit der 'Daily Mail' noch jeglichen Druck verneint. Das von Horner und Red Bull befeuerte Drama sei toll für die WM, aber er, Wolff, würde sich in dieses Theater nicht hineinziehen lassen: "Ich finde es amüsant, aber es berührt mich nicht." Erst nach diesen Worten folgten übrigens die Kommentare von wegen Pantomime und WM-Crashs.

Horner stichelt weiter gegen Wolff: Team geerbt

"Du nimmst es mit einer Prise Salz, vielleicht sogar als Kompliment", gibt Horner zurück und widerspricht dem angeblich desinteressierten Gegner: "Toto wirft gerne hier und da einen Kommentar ein. Das ist Teil der Sticheleien." Die sich Horner selbst wenige Minuten später wieder nicht verkneifen kann. Es geht weiter: "Ich habe kein Problem mit Toto. Ich denke, er hat einen großartigen Job gemacht, mit einem Team, das er geerbt hat." Wolff übernahm 2013 Mercedes' bereits laufendes F1-Projekt.

"F1 ist Wettbewerb, und wenn der Druck zunimmt, siehst du, wie die Leute unterschiedlich reagieren", widerspricht Horner schließlich Wolffs Ansage, er spüre keinen Druck. "Wir sind am Ende der Meisterschaft. Du kannst die Spannung spüren, und die wird nur zunehmen, je länger es dauert. Wenn Toto ein, zwei Kommentare machen will, habe ich kein Problem damit. Die Pantomime-Saison beginnt jetzt sowieso."