Nachdem Mexiko 2020 Corona-bedingt ausgelassen wurde, kehrt die Formel 1 2021 wieder auf das Autodromo Hermanos Rodriguez in Mexiko-Stadt zurück. Der Kampf zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton um die WM-Krone kann an diesem Wochenende also weitergehen.

In Sachen Kräfteverhältnis sieht sich Red Bull in Mexiko aufgrund der extremen Höhenlage im Vorteil. Zumal Max Verstappen hier für den österreichischen Rennstall bereits zweimal gewonnen hatte. Mercedes dagegen möchte sich nicht zu früh geschlagen geben. Das Team rund um Toto Wolff möchte aus den USA-Fehlern lernen und beim Mexiko GP zurückschlagen. Welche Rolle spielt dabei der Aufhängungs-Trick der Silberpfeile?

Red Bull voller Optimismus: Kein Mercedes-Motorenvorteil

Nachdem Mercedes in der Türkei noch unantastbar schien, konnte Red Bull in Austin zurückschlagen und das Momentum wieder auf seine Seite bringen. Max Verstappen konnte die Führung in Gesamtwertung damit auf zwölf Punkte ausbauen. Und das, obwohl die Charakteristiken der vergangenen Kurse eher den beiden Silberpfeilen entgegenkamen.

"Ehrlich gesagt, haben wir befürchtet, dass wir Sotschi, die Türkei und die USA mit einem Rückstand verlassen - jetzt sind wir zwölf Punkte vorne", zeigte sich Red-Bull-Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko in Austin gegenüber dem ORF erleichtert. "Das macht Mut, auch im Hinblick auf die [kommende] Höhenlage, wo wir mit dem Turbo einen Vorteil haben."

Konkret spricht Helmut Marko damit die extremen Bedingungen in Mexiko an. Das Autodromo Hermanos Rodriguez liegt über 2.200 Meter über dem Meeresspiegel - kein anderer Kurs im Formel-1-Kalender liegt so hoch. Wie die letzten Jahre gezeigt haben, kommt dies dem Honda-Motor und damit auch Red Bull entgegen.

Grund dafür ist die deutlich geringere Luftdichte. Dem Verbrennungsmotor steht bei gleichem Volumen also weniger Sauerstoff zur Verfügung, was grundsätzlich zu einem Leistungsverlust führt. Bei 100 Metern zusätzlicher Höhenlage ist von einem Leistungsverlust von einem Prozent die Rede.

Die Turbomotoren der Formel 1 können diesen Leistungsverlust allerdings kompensieren, indem der Turbolader mehr arbeitet. Laut Reglement darf sich dieser nämlich bis zu 125.000 Mal pro Minute drehen. Jetzt kommt Honda ins Spiel: Der Turbolader der Japaner ist etwas größer als jener von Mercedes. Für dasselbe Volumen muss der Honda-Turbolader weniger Arbeit leisten.

Der Vorteil hat sich in den vergangenen Jahren vor allem in Brasilien bezahlt gemacht. Der Autodrome José Carlos Pace liegt mit 800 Höhenmetern ebenfalls verhältnismäßig hoch. Red Bull konnte dort 2019 aus eigener Kraft einen Sieg feiern. Der Optimismus des österreichischen Rennstalls ist also nicht unbegründet.

Mercedes will kämpfen: Aus Austin-Fehlern lernen

Mercedes möchte sich in der Hinsicht allerdings nicht verstecken. Bereits nach dem verlorenen Austin-Rennen richtete Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff für Mexiko eine kleine Kampfansage an Red Bull: "Wir müssen alle stärker zusammenarbeiten, um dort zu gewinnen. Jetzt zählt jedes Rennen."

Bereits 2019 kamen sich Max Verstappen und Lewis Hamilton in die Quere, Foto: LAT Images
Bereits 2019 kamen sich Max Verstappen und Lewis Hamilton in die Quere, Foto: LAT Images

Ganz so chancenlos sieht sich die Mannschaft von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas nämlich nicht. Schließlich konnte Mercedes den letzten Grand Prix in Mexiko für sich entscheiden. Auch Wolff ist sich bewusst, dass sich die Motoren bei höherer Lage anders verhalten werden, der Wiener sieht den Schlüssel aber vor allem bei der Entwicklung der Boliden über ein Wochenende.

Noch in Austin schlug Mercedes nach einem starken ersten Freien Training die falsche Richtung ein und verschenkte so innerhalb weniger Stunden einen Vorsprung. So etwas soll in Mexiko nicht passieren. "Ich denke, wir müssen am Freitag einen ordentlichen Start hinlegen, das Auto verstehen, es von dort an entwickeln und dann werden wir in einer Position sein, in der wir um den Sieg kämpfen können", betont der Wiener.

Mercedes-Aufhängung als zusätzliche Hilfe

Ein Hilfsmittel hat Mercedes aber in der Hinterhand. Die Rede ist vom Aufhängungs-Trick, der während des Türkei GP aufgefallen war. Das Heck des Mercedes senkt sich auf den Geraden geschickt ab, was den Luftwiderstand reduziert und so eine höhere Höchstgeschwindigkeit ermöglicht.

Zwar haben die Formel-1-Boliden in Mexiko aufgrund der Höhenlage und der geringeren Luftdichte generell einen geringeren Luftwiderstand, auf der über einen Kilometer langen Start-Ziel-Gerade dennoch ein Vorteil.

Das reine Streckenlayout wiederum spielt dem W12 nicht in die Karten. Im Gegensatz zum Kurs in der Türkei, der Mercedes aufgrund seiner vielen Highspeed-Passagen entgegenkam, weist das Autodromo Hermanos Rodríguez vor allem im ersten und letzten Sektor viele langsame Kurven auf. Lediglich im mittleren Streckenabschnitt gibt es ein paar schnellere Abschnitte.

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