Mit der Saison 2021 endet in der Formel 1 eine Ära. Im Zuge des für 2022 neuen technischen Reglements wechselt die Königsklasse auf 18-Zoll-Reifen. Anfang dieser Woche endete im französischen Le Castellet das speziell für die neuen Abmessungen von Pirelli absolvierte Testprogramm, das Ende 2019 begonnen hatte. Alpine-Entwicklungsfahrer Daniil Kvyat spulte für die Regenreifen der neuen Generation die letzten Runden ab.

Pirelli absolvierte für die Nachfolger der seit Jahrzehnten eingesetzten 13-Zoll-Reifen insgesamt 36 Testtage. Allein in diesem Jahr hielten die Italiener für die Entwicklung der neuen Reifendimensionen 28 Testtage in Zusammenarbeit mit den Formel-1-Teams ab, nachdem die weltweite Coronasituation die Bedingungen 2020 erschwert hatte. "Durch die Covid-19-Pandemie mussten wir unser Testprogramm vollständig überarbeiten", so Pirellis Formel-1-Chef Mario Isola.

Der Umstieg auf die 18-Zoll-Reifen bedeutete für die Ingenieure eine komplette Neuentwicklung, die verstärkt auf neue Methoden setzte. "Wir mussten Tests auf der Rennstrecke absagen und uns auf Simulationen sowie virtuelle Entwicklung und Modellierung konzentrieren", sagt Isola.

Pirelli absolviert Mammutprogramm für neuen F1-Reifen

In zwei Jahren investierte Pirelli in den eigenen Hallen über 10.000 Stunden an Indoor-Tests und mehr als 5.000 Stunden im Simulator. Um die fünf Reifenmischungen für 2022 festzulegen, wurden über 70 Prototypen entwickelt, von denen 30 an realen Testtagen erprobt wurden. "Das virtuelle Abbilden hat uns geholfen, die Anzahl der hergestellten Prototypen zu optimieren", erklärt Isola.

Für die Tests wurden 15 aktive Formel-1-Piloten sowie vier Entwicklungsfahrer eingespannt, die insgesamt 4.267 Runden beziehungsweise 20.000 Kilometer absolvierten. Pirelli stellte dafür 392 Reifensätze zur Verfügung. Die von den Teams eingesetzten Autos waren zur Erfassung relevanter Daten entsprechend modifiziert worden, um das Performance-Niveau der neuen Generation ab 2022 abzubilden.

Pirelli wartet Tests mit 2022er Autos ab

"Die Ergebnisse die wir mit dem Input der aktiven Fahrer erhalten haben, sind für uns von entscheidender Bedeutung, auch wenn die Autos nur Testträger waren", so Isola. Beim Test nach dem diesjährigen Finale in Abu Dhabi werden die Fahrer die Möglichkeit haben, die von der FIA homologierten Reifenmischungen mit den aktuellen Autos in Augenschein zu nehmen.

Das finale Urteil möchte Isola allerdings abwarten. Vor dem Saisonauftakt 2022 stehen zwei umfangreichere Tests in Barcelona und Bahrain zur Debatte. "Wir müssen erst die Pre-Season-Tests abwarten, um die Reifen auf den 2022er Autos das erste Mal in Action zu sehen", sagt Isola.

Die Tests sieht Isola als Möglichkeit für Pirelli, gegebenenfalls noch einmal nachzubessern: "Uns stehen ein paar Tests zur Verfügung, die es uns erlauben, die 2022er Reifen falls notwendig für die neuen Autos zu optimieren."