Valtteri Bottas' Zeit bei Mercedes neigt sich langsam ihrem Ende entgegen. Mit seinem Sieg in der Türkei präsentierte sich der Finne noch einmal in Bestform, doch die Ablöse steht schon bereit. Toto Wolff will Nachfolger George Russell im Herbst zunehmend in die Abläufe bei Mercedes einbinden, um die britische Formel-1-Hoffnung für den Aufstieg ins Weltmeister-Team vorzubereiten. Bottas wiederum sitzt trotz des bevorstehenden Abschieds in Richtung Alfa Romeo immer noch mit im Boot.

"Ich bin in jedem Meeting, wo ich auch vorher anwesend war, in diesen fünf Jahren", so der zehnfache Grand-Prix-Sieger. Er hat für 2022 bei Alfa Romeo unterschrieben, wo er mit Power Units von Ferrari antreten wird. Vor diesem Hintergrund wäre es nicht überraschend, wenn Mercedes ihn langsam aber sicher aus dem Tagesgeschäft herausnehmen würde. "Wenn es noch andere Meetings gibt, weiß ich von denen nichts. Aber für mich ist alles normal."

Mercedes-Teamchef Toto Wolff will mit Blick auf die kommende Saison allerdings bald auch Russell mit ins Boot holen. "Wir werden über den Herbst langsam mehr zusammenarbeiten, ohne die laufende Weltmeisterschaft zu gefährden oder zu beeinträchtigen. Aber wir haben noch nicht begonnen", sagt der Österreicher. Er will dem Youngster und seinem noch-Arbeitgeber nicht in die Parade fahren: "Wir müssen respektieren, dass George immer noch ein Williams-Fahrer ist."

Russell und Bottas arbeiten noch nach Fahrplan

Dort füllt der Brite seine Rolle als Teamleader nach wie vor im vollen Umfang aus. "Natürlich, es hat sich seit seiner Bekanntgabe bei Mercedes für nächstes Jahr nichts geändert", sagt Williams-Teamchef Jost Capito. "Er macht seinen Job und bereitet sich für die Rennen und den Rest der Saison vor."

Bei Mercedes würde sich die Einbindung Russells ohnehin ausschließlich auf die Weichenstellung für 2022 beschränken. "Wir haben Valtteri und Lewis. Sie sind unsere Fahrer", stellt Wolff klar. Bottas' Sieg in Istanbul war für den Arbeitgeber ein wichtiger Erfolg im WM-Kampf.

Bottas will für Mercedes gewinnen und Hamilton helfen

Er holte nicht nur die maximale Ausbeute für die Konstrukteursweltmeisterschaft, er nahm auch Lewis Hamiltons WM-Rivalen Max Verstappen Punkte weg. "Ich will gewinnen. Ich will für uns gewinnen und den fünften Konstrukteurstitel holen, und wenn ich die Weltmeisterschaft nicht gewinne, dann will ich, dass es Lewis schafft", so Bottas.

In der Gesamtwertung liegt er nach 16 von 22 Rennen mit 85,5 Punkten Rückstand auf dem dritten Rang. Anfang September einigte er sich mit Alfa Romeo Sauber, nachdem bei Mercedes die Beförderung von Russell intern feststand. "Es hat sich nichts verändert. Alles ist normal und die Mannschaft hat einen guten Teamgeist. Wir sind für den Rest des Jahres sehr motiviert und arbeiten wie immer hart", erklärt der 32-Jährige.

Bottas seit Mercedes-Aus entspannter

Die Ziele des Teams sind aber nicht alles, was ihn in diesen letzten Wochen mit Mercedes antreibt. "Für mich geht es um Einzelergebnisse. Das ist für mich immer noch die große Motivation", sagt er. Seitdem die Zukunft geklärt ist, fühlt er sich auf der Rennstrecke regelrecht befreit.

"Seit Monza läuft es gut und ich habe deswegen keinen Druck mehr. Ich kann mich nur auf das Fahren konzentrieren und das scheint zu funktionieren", so Bottas. "Es ist fast wie eine Erlösung, dass ich dieses Jahr tatsächlich ein Rennen gewonnen habe. Es war eine Weile her und das war kein einfacher Sieg. Ich würde sogar sagen, dass es wohl eines meiner besten Rennen war."

Bottas hofft für 2022 auf besseres Alfa Romeo

In Zukunft dürfte es ihm schwerer fallen, sich an seinen besten Tagen derart in Szene zu setzen. Der Wechsel vom erfolgreichsten Team der Gegenwart zu einem Hinterbänkler beunruhigt ihn aber nicht: "Ich weiß, dass sie das diesjährige Auto nicht wirklich entwickelt haben und sie dieses Jahr kaum Fortschritte gemacht haben. Aber ich weiß, welchen Einsatz sie in die Zukunft stecken. Ich habe da keine allzu großen Sorgen."

Alfa Romeo Sauber hatte wie Williams und Haas bereits früh den Fokus in der Entwicklung auf das für 2022 neue Reglement gelegt. Bottas hofft, dass der Reset das Traditionsteam aus der Schweizer zugute kommen wird: "Nächstes Jahr sind es andere Autos. Ich habe also mehr Hoffnung, als das was die Resultate jetzt aussagen."