Lewis Hamilton kritisierte nach dem Ende des Formel-1-Rennens in der Türkei die Strategie seines Teams, ihn nochmal an die Box zu holen. Er war überzeugt davon, dass er auch so den GP durchziehen hätte können - und zwar ohne Pace-Verlust. Ein Fahrer beweist jedoch, wie riskant das gewesen wäre. Esteban Ocon absolvierte die komplette Renndistanz auf einem Satz Intermediate-Reifen und holte einen Punkt. Doch er hätte wohl nicht mehr lange durchgehalten.

Ocon ohne Stopp in die Punkte

"Wenn das Rennen eine Runde länger gegangen wäre, hätte ich einen Reifenschaden gehabt und wäre das Rennen zwei Kurven länger gegangen hätte uns Giovinazzi überholt", war Esteban Ocon nach dem Überqueren der Ziellinie überzeugt. "Es war nicht unser bestes Wochenende, aber es ist gut dass wir für diesen harten Kampf belohnt wurden".

Ein Blick auf den Zustand seiner Reifen nach dem Ende des Türkei-GPs bestätigt diesen Eindruck. Auf einem Bild, das Ocon auf Twitter veröffentlichte, war zu erkennen, dass die Oberfläche auf dem rechten Vorderreifen beinahe vollständig abgearbeitet war. Auch die Kalkulation mit dem Alfa-Romeo-Piloten ist nicht bei den Haaren herbeigezogen. Bis zu 4,3 Sekunden machte Giovinazzi pro Umlauf gut.

Alpine kopiert 2020

"Wir warteten auf ein Safety Car oder darauf, dass die Strecke abtrocknete", so Budkowski weiter. Doch ein Safety Car blieb aus, außerdem stellte Sebastian Vettel auf der 37. Runde spektakulär unter Beweis, dass die Strecke weit davon entfernt war, aufzutrocknen. "An einem gewissen Zeitpunkt hatte ich gute Pace auf den alten Reifen und dann dachte ich, wir riskieren es", so Ocon. So entschloss man sich an der Boxenmauer den Franzosen auf der Strecke zu halten.

Man baute auf Erfahrungen der letzten Saison. Damals musste Ocon nach einem Zwischenfall bereits in der ersten Runde an die Box abbiegen und zog das Rennen anschließend ebenfalls ohne einen weiteren Reifenwechsel durch. Damals verpasst er die Punkte und wurde letztendlich Elfter.

Riskante Strategie ohne Gewinn?

"Die Bedingungen waren ähnlich wie letztes Jahr, da kam ich auch mit einem einzigen Reifensatz durch", freute sich Ocon. Teamchef Marcin Budkowski erklärte: "Wir haben ihn basierend auf seinem Feedback und auf dem, was wir bei anderen Fahrern sahen, draußen gelassen".

"Es war sehr schwierig. Ich versuchte die Kerbs so gut wie möglich zu vermeiden, um meinen rechten Vorderreifen nicht irgendwie zu beschädigen", erzählte Ocon. Doch auch wenn sich Alpine für seine schwierige Strategie feiert, ist es zweifelhaft, wie viel sie tatsächlich gebracht hat. Ocon profitierte verglichen mit der Frühphase des Rennens, wo er auf P12 lag, nur von den Positionsverlusten von Yuki Tsunoda und Sebastian Vettel. Der Ungarn-Sieger beendete den Grand Prix damit also genau dort, wo er auch mit einem Stopp ins Ziel gekommen wäre.

Vor seinem Boxenstopp 18 Runden vor Schluss lag Giovinazzi etwa sechs Sekunden hinter dem Alpine-Piloten. Der Alfa-Pilot konnte allerdings den gesamten Zeitverlust, den er durch den Boxenstopp erlitt wieder einfahren und am Ende sogar zu Ocon aufschließen.