Pierre Gasly beendete in der Türkei mit einem sechsten Platz die Negativ-Serie von AlphaTauri und sackt wichtige WM-Punkte für sich und das Team ein. Allerdings mit einem ereignisreichen Rennen - in dem er erst beim Start Fernando Alonso drehte, und in der Schlussphase fast noch Lewis Hamilton abfing.

Nur zwei Sekunden fehlten Gasly schließlich auf Hamilton, dem er in den letzten Runden durchgehend im Getriebe steckte. Nachdem er zuvor fünf Sekunden Zeitstrafe für den Kontakt mit Alonso erhalten hatte. Das dürfte Gaslys Rennergebnis rückblickend nicht verändert haben, denn Mercedes hätte Hamilton wohl einfach früher gestoppt, um vor dem AlphaTauri zu bleiben. Trotzdem sorgt die Strafe für einen Unfall im Startgetümmel für Verwirrung.

Gasly versteht Strafe für Alonso-Kontakt nicht

"Für mich war es eng mit Sergio innen", erklärt Gasly. Nach dem Start waren Sergio Perez, Gasly und Alonso zu dritt in die erste Kurve eingebogen. Gasly ließ Perez auf der Innenbahn mehr als eine Fahrzeugbreite Platz, woraufhin ihm am Kurvenausgang plötzlich Alonsos linkes Hinterrad im Weg stand. Rad-an-Rad-Kontakt drehte Alonso aus dem Kampf um die Top-fünf.

Alonso sah das locker: "Die erste Kurve ist immer schwer bei diesen Bedingungen, alle sind zum ersten Mal auf diesen Reifen beim Start zusammen, diese Dinge können passieren." Die Stewards sahen das nicht so: Es sei kein entschuldbarer, unvermeidbarer Kontakt in der ersten Kurve gewesen, heißt es in der Entscheidung. Die relativen Positionen der Autos reichen für sie nicht, um Gasly als "eingezwängt" zu sehen.

Für Gasly verwirrend: "Ehrlich gesagt weiß ich nicht wirklich, wo ich sonst hinfahren hätte sollen. Es ist schwierig, feucht, erste Kurve, da ist die Chance, dass sowas passiert natürlich hoch." Wenngleich er, der das Replay nach dem Rennen noch nicht gesehen hatte, im Angesicht eines sechsten Platzes keine weiteren Beschwerden abgeben will.

FIA korrigiert Stewards-Entscheidung nachträglich

Verwirrend wird daraufhin aber auch die Rechtfertigung. Laut FIA-Rennleiter Michael Masi entspreche die Strafe vor Saisonstart getroffener Vereinbarungen, die "Let-them-race"-Prinzipien nicht mehr ganz so lasch auszulegen: "Und darunter waren Unfälle in der ersten Runde, und dass ein Fahrer, der die volle Schuld am Zwischenfall trägt, wahrscheinlich bestraft wird."

Pierre Gasly im Regen von Istanbul, Foto: LAT Images
Pierre Gasly im Regen von Istanbul, Foto: LAT Images

"Wenn es zwei braucht und einer überwiegend schuldig ist, dann ist es wahrscheinlich, dass in der ersten Runde [keine Strafe] kommt - oder wenn mehr Autos beteiligt sind", so Masi. Nur - die offizielle Stewards-Entscheidung sprach Gasly eben "überwiegend schuldig", sprach ihm also eine Teilschuld zu. Erst um 19:09 Uhr, nachdem Masi in Istanbul bereits zur Presse gesprochen hatte, schickte die FIA plötzlich ein korrigiertes Dokument. In welchem Gasly jetzt als "vollends schuldig" bezeichnet wurde. Randnotiz: Fernando Alonso wurde für seinen vermeintlich eindeutigen Abräumer von Mick Schumacher, dem er schlichtweg aufs Hinterrad fuhr, nur eine Teilschuld zugesprochen.

Gasly beendet in der Türkei AlphaTauris Negativ-Serie

Für Gasly aber hatte die Strafe kaum Auswirkungen, da er zum Zeitpunkt seines Boxenstopps, bei dem er die fünf Sekunden absaß, ein sehr isoliertes Rennen auf dem sechsten Platz fuhr. Die Pace der Top-fünf konnte er nicht mitgehen, und in Runde 14 wurde er vom in der Startphase ebenfalls viel schnelleren Lewis Hamilton überholt. Allerdings war Gasly auch klar schneller als Lando Norris hinter ihm.

AlphaTauri bewies dann, dass man auch im Regen strategisch gut agieren konnte. Nachdem man in Sotschi und Imola dieses Jahr kläglich an den richtigen Strategie-Entscheidungen gescheitert war, und Gasly in Sotschi seinem Ärger auch lautstark Luft gemacht hatte. In der Türkei hat er nur Lob übrig: "Pace, Kommunikation, Strategie, wir haben alles richtig gemacht. Wenn wir so nah ans Podium kommen, können wir sehr zufrieden sein."

Am Schluss holte Gasly noch Lewis Hamilton wieder ein, kam aber nicht vorbei: "Als ich dahinter war, rutschte ich einfach zu viel. Ich konnte in Kurve 8 nicht wirklich dranbleiben und war nicht wirklich nah genug für eine Attacke dran." P6 stellt trotzdem zufrieden.