Max Verstappen konnte im Istanbul-Rennen seinen zweiten Startplatz ins Ziel bringen und damit Schadensbegrenzung betreiben - auch aufgrund der Tatsache, dass Titelrivale Lewis Hamilton das Rennen nach seiner Startplatzstrafe nur auf Position fünf beenden konnte. Damit ist der Niederländer zwar zurück an der WM-Spitze, der große Geschwindigkeits-Nachteil auf den Geraden macht Red Bull dennoch Sorgen.

Max Verstappen chancenlos: Konnte Bottas nie attackieren

Den ersten Grundstein für den zweiten Platz konnte Max Verstappen bereits am Start legen: Auf der vermeintlich schlechteren Seite konnte er unter nassen Bedingungen seine Position hinter Valtteri Bottas halten. Viel mehr war ab diesem Zeitpunkt aber nicht mehr drinnen. Stattdessen zog Bottas davon.

"Am Anfang haben wir versucht, Bottas zu folgen, wir mussten dann aber die Reifen managen und sind zurückgefallen", blickt Verstappen zurück. "Ab einem Punkt, habe ich die Pace etwas erhöht, auch weil die Strecke abgetrocknet hat. Es gab aber keinen Moment, bei dem ich Valtteri attackieren konnte und er hat sein Rennen auch einfach gut gemanagt."

Auch aus diesem Grund ließ Verstappen im Laufe des Rennens Federn und konzentrierte sich fortan nur noch auf sein eigenes Rennen: "Ich hatte ohnehin nicht die Pace von Valtteri. Es gab also keinen Grund, mich da [bei den Rundenzeiten] innerhalb von zwei oder drei Zehntel zu bewegen und ihm zu folgen."

Red Bull ließ sich in Sachen Reifenstrategie zudem auf kein Risiko ein. Während Hamilton zunächst versuchte, auf seinen Start-Intermediates durchzufahren, entschied sich Red Bull früher zu einem Stopp, was sich auch auszahlen sollte. "Wir haben uns gedacht, dass wir am Ende keine Reifen mehr haben würden und deshalb sind wir an die Box gefahren. Das hat gut funktioniert", erklärt Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach dem Rennen. Schließlich kam Hamilton zu spät an die Box und fiel von Position drei auf Rang fünf zurück.

Verstappen konnte bereits am Start nichts gegen Bottas ausrichten, Foto: LAT Images
Verstappen konnte bereits am Start nichts gegen Bottas ausrichten, Foto: LAT Images

Christian Horner überrascht über Mercedes-Vorteil auf Geraden

Die Tatsache, dass Mercedes das gesamte Wochenende deutlich schneller war, macht Red Bull und Verstappen dann aber doch etwas zu schaffen. Bereits im Qualifying fehlten Verstappen unter trockenen Bedingungen mehr als drei Zehntel auf die Pole Position. Das Rennen beendete der Titelanwärter zudem 14 Sekunden hinter Valtteri Bottas.

"Sie waren dieses Wochenende definitiv schneller als wir. Wir haben es einfach nicht zusammenbekommen. Auch im Regen waren sie schneller. Wir müssen analysieren, warum wir hier nicht so konkurrenzfähig waren. Ich denke, dass sie definitiv einen Schritt nach vorne gemacht haben", so Verstappen.

Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko findet dafür etwas drastischere Worte. Vor allem auf den Geraden hat Red Bull gegenüber Mercedes ordentlich Zeit liegengelassen. "Wir müssen uns etwas einfallen lassen. Mercedes war auf den Geraden derartig schnell - hier waren es 15 km/h. Seit Silverstone nimmt die Motorüberlegenheit immer mehr zu", grübelt Helmut Marko gegenüber 'Servus TV'. "Wir müssen das Chassis noch mehr optimieren, um das ansatzweise auszugleichen."

Dabei versuchte Red Bull auch auf den vergangenen Kursen genau das, wie Teamchef Christian Horner verrät: "Wir konnten zuletzt mit weniger Flügel gegen sie [Mercedes] kämpfen. Wir kommen aber nicht näher und das haben wir hier auf dieser Strecke gesehen, wo Lewis auf den Geraden mit einem größeren Flügel einen signifikanten Vorteil hatte. Es ist überraschend, dass sie mit dem Motor so einen Schritt nach vorne machen konnten."

In Hinsicht auf das in zwei Wochen anstehende Rennen auf dem Circuit of The Americas in Austin glaubt Dr. Helmut Marko jedoch, dass es weiterhin eng zwischen Red Bull und Mercedes zugehen dürfte. Der letzte USA GP fand 2019 statt. Damals konnte Mercedes vor Verstappen einen knappen Doppelsieg feiern.