Charles Leclerc startet beim Formel-1-Rennen in der Türkei so weit vorne, wie seit seiner Überraschungs-Pole in Aserbaidschan nicht mehr. Aufgrund der Strafe gegen Lewis Hamilton wird der Ferrari-Pilot aus der dritten Position ins Rennen gehen. Aber um ein Haar hätte es für die Scuderia auch ganz anders laufen können.

Denn im zweiten Qualifying-Abschnitt stand Charles Leclerc bereits mit dem Rücken zur Wand. Nach einem Dreher lag der Monegasse nur auf der 11. Position und wäre damit nicht für Q3 qualifiziert. Erst auf dem entscheidenden Run konnte er noch einmal das Blatt wenden und sich in die Top 10 schieben.

Windschatten-Spiele im Qualifying

Unterstützung erhielt er dabei von seinem Teamkollegen Carlos Sainz, der am Sonntag nach einer PU-Strafe von der letzten Position ins Rennen geht und eigentlich in Q2 gar nicht mehr ausrücken wollte. Ferrari schickte ihn dennoch für einen Umlauf auf die Strecke mit dem ausschließlichen Ziel, Leclerc Windschatten zu geben. "Der Windschatten, den er mir gegeben hat, half mir viel. Das war großartiges Teamwork", jubelte Leclerc.

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Aber wieso benötigte Leclerc überhaupt eine Last-Minute-Hotlap und den Windschatten seines Teamkollegen, um ihn Q3 vorzudringen. Schließlich hatte der SF21 am Freitag nach tadellos funktioniert und im Training in den Top 3 mitgemischt.

Low-Downforce-Setup wird fast zum Sargnagel

Der Grund dafür lag in der Setup-Philosophie der Scuderia und den Wetterbedingungen. Denn Ferrari vertraute auf die Wettervorhersagen für Samstag und Sonntag und diese besagten, dass es zwar jeweils am Vormittag regnet, aber nicht während Qualifying oder Rennen. Dementsprechend setzte man auf ein Setup mit wenig Abtrieb.

Der leichte Schauer, der in Q1 über die Strecke zog und die vom Vormittag noch angefeuchtete Strecke machten Ferrari das Leben schwer, obwohl das gesamte Qualifying auf Trockenreifen gefahren werden konnte. "Mit unserem Low-Downforce-Setup war das erschreckend.", bestätigte Leclerc.

"Unter den Bedingungen von Q1 und Q2 hatte ich viele Probleme und rutschte häufig", erklärte der zweifache GP-Sieger, der wenige Minuten vor dem Ende von Q2 sogar einen Dreher hinlegte. In Q3 war dann die Strecke trocken genug, dass Ferrari seine wahre Pace wieder auspacken konnte, die sie bereits in den Trainings-Sessions am Freitag unter Beweis stellen konnten. Leclerc landete mit einer 1:23.265 nur wenige Hundertstel hinter Max Verstappen auf P4.

Dreher in Q2: Low-Downforce-Setup kostet Charles Leclerc fast Q3-Einzug, Foto: LAT Images
Dreher in Q2: Low-Downforce-Setup kostet Charles Leclerc fast Q3-Einzug, Foto: LAT Images

Zahltag im Rennen?

"Es war ein richtig gutes Resultat für das Team, hinter Red Bull und Mercedes zu landen. Wir haben unser Potenzial maximiert", analysierte Leclerc und hoffte: "Unser Setup wird sich im Rennen auszahlen". Doch am Sonntag ist man wieder den Launen der Wettergötter unterworfen. Denn Regen im Rennen ist laut Prognosen möglich, die Wahrscheinlichkeit wird auf 40 Prozent geschätzt.

"Wenn es trocken bleibt, sind wir gut aufgestellt", sagte Leclerc. Sollte es hingegen regnen, könnten die in der Konstrukteurs-WM so wichtigen Punkte, davon gespült werden. In der Team-WM trennen die Scuderia nur 17,5 Zähler von McLaren. Die Briten sind aber beim Türkei-GP angreifbar: Lando Norris startet nur von P7, Daniel Ricciardo aus der 16. Position.