McLaren lief seiner Top-Form im Formel-1-Qualifying in der Türkei meilenweit hinterher. Nach dem Sieg in Monza und der Pole Position in Sotschi sind die Briten in Istanbul gegen die Konkurrenz im Mittelfeld chancenlos. Lando Norris' achter Platz war im Zeittraining das höchste der Gefühle. Italien-Sieger Daniel Ricciardo flog sogar in Q1 raus. Die Underdogs tragen die Enttäuschung mit Fassung.

"Ich glaube, wir haben das erwartet und es war keine Überraschung", so Norris, der durch die Motorenstrafe für Lewis Hamilton am Sonntag als Siebter starten wird. Vor zwei Wochen hatte er in Russland bei ähnlich wechselhaften Bedingungen die erste Pole seiner F1-Karriere gefeiert. Diesmal ging für ihn mit einer Sekunde Rückstand auf die Spitze nichts. "Es ist einfach der Charakter dieser Rennstrecke. Es ist wie in Zandvoort. Mit den langgezogenen Kurven haben wir Probleme", erklärt der 21-Jährige.

Bereits in den Trainings hatte sich der Abstand zu Ferrari und Co. abgezeichnet. Für Norris war die vierte Startreihe die maximale Schadensbegrenzung. "Platz acht war das Beste, was für uns drin war. Das hört und fühlt sich nicht sehr gut an, aber damit müssen wir zufrieden sein", sagt er. "Wir hatten ein paar Änderungen vorgenommen, von denen wir geglaubt haben, dass sie dem Auto gut tun. Aber die anderen haben offenbar noch mehr gefunden."

Für den Shooting Star des Teams bietet die Ausgangslage in den Top-10 immerhin die Chance auf ein weiteres Punkteresultat. Sein Teamkollege steht am Sonntag als 15. im Grid vor einer deutlich schwierigeren Aufgabe, obwohl er durch die Motorenstrafe für Ferrari-Pilot Carlos Sainz schon einen Platz aufgerückt ist.

Ricciardo ohne Ausreden: Einfach zu langsam

Nach der Sommerpause hatte sich Ricciardo stark präsentiert und mit dem überraschenden Sieg in Monza scheinbar den Knoten gelöst, der ihn in der ersten Saisonhälfte ausgebremst hatte. Das Qualifying in der Türkei war für ihn ein Rückschlag, doch Sorgen macht er sich deshalb keine.

"Manchmal bin ich darüber sehr frustriert, aber manchmal akzeptiere ich es auch sofort", sagt der Australier, der nicht nach Ausreden sucht. "Ich war einfach nicht schnell genug mit dem weichen Reifen. Ich hatte schon gestern Probleme damit und hatte im Q1 zwei Reifensätze, bei denen ich nicht das richtige Gefühl bekam."

Am Ende fehlten ihm weniger als eine Zehntelsekunde auf Sebastian Vettel, der sich gerade so in die zweite Runde rettete. Im Gegensatz zu Ricciardo fuhr der Aston-Martin-Pilot in der Schlussminute des Q1 auf der immer trockener und schneller werdenden Strecke noch eine fliegende Runde.

"In einer perfekten Welt willst du natürlich das letzte Auto sein, aber das ist nicht immer möglich", so Ricciardo. "In Kurve eins hatte ich eine gelbe Flagge, das hat mich aus dem Rhythmus gebracht und ich habe eine Runde verpasst. Da war auch viel, was ich nicht kontrollieren konnte. Aber das Timing war letztlich nicht der Grund."

McLaren bleibt trotz Problemen ruhig

McLaren-Teamchef Andreas Seidl sieht das ähnlich. "Das Timing war nicht das Problem. Wir hatten einfach keine Pace. Wir müssen dieses ehrliche Bild des Kräfteverhältnisses annehmen. Manchmal kämpfen wir weiter vorne und manchmal laufen die Dinge nicht zusammen und wir haben sehr zu kämpfen", so der Deutsche.

Ricciardo gibt die Hoffnung trotzdem nicht auf, im Rennen nach vorne zu kommen. "Wir wissen noch nicht, ob man hier gut überholen kann. Es wird sicher schwierig, aber ich habe mich auf den Longruns ziemlich wohl gefühlt. Ich bin zuversichtlich, dass es morgen besser laufen kann", sagt der 32-Jährige. "Ich will einfach nach vorne schauen und keine Energie damit verschwenden, frustriert zu sein."