Charles Leclerc blieb Lewis Hamilton in den Formel-1-Trainings in der Türkei als Einziger auf den Fersen. Als zweite Kraft am Freitag scheint Ferrari in Istanbul Chancen auf die Rolle des Geheimfavoriten hinter Mercedes zu haben. Schon im Vorjahr präsentierte sich die Scuderia am Bosporus stark und mit Sebastian Vettel auf dem Podium das stärkste Teamresultat des Jahres. Leclerc bleibt trotz des starken Auftakts bescheiden und rechnet fest mit Red Bull.

"Es hat sich den ganzen Tag über gut angefühlt, aber wir sollten uns davon nicht zu sehr mitreißen lassen", so Leclerc, der im 2. Freien Training mit anderthalb Zehntelsekunden Rückstand auf Hamilton den zweiten Platz belegte. Auf Valtteri Bottas im zweiten Mercedes hatte er seinerseits zweieinhalb Zehntelsekunden Luft.

Schon im FP1 hatte Leclerc den Finnen hinter sich gelassen, musste sich als Dritter dafür aber hinter Hamilton und dessen WM-Rivalen Max Verstappen einreihen. Die beiden Favoriten könnten am Samstag beide keine Rolle mehr spielen und Leclerc damit in eine perfekte Position für die Pole Position bringen. Hamilton muss im Grid für das Rennen aufgrund einer Motorenstrafe zehn Plätze zurück und Verstappen kämpft mit der Balance seines Red Bulls.

"Auch mit viel Benzin an Bord sah es gut aus. Bis jetzt schaut alles positiv aus, aber es ist erst Freitag", spielt Leclerc seine Außenseiterchancen herunter. An Hamiltons Strafe gibt es zwar nichts zu rütteln, doch für ihn ist klar, dass Red Bull lange noch nicht abgeschrieben ist: "Ich habe das Gefühl, dass die Top-Teams noch mehr zeigen können."

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Leclerc in seinem Element: Loses Ferrari-Heck kommt gut

Mit Ausnahme von Hamilton schienen die anderen Fahrer aus den Reihen von Mercedes und Red Bull am Freitag allesamt mit dem Grip auf dem Istanbul Park Circuit zu kämpfen zu haben. Leclerc bereitete der Asphalt hingegen keinerlei Probleme. "Ich fühle mich ziemlich wohl, wenn das Heck sich viel bewegt. Ich mag das und bin da relativ entspannt. Ich spiele gerne mit dem Heck des Autos und rotiere es auf diesem Weg", erklärt der Monegasse.

Im Vorjahr wurde die Rennstrecke kurz vor der Rückkehr der Formel 1 im Übereifer der Organisatoren neu asphaltiert. Am Grand-Prix-Wochenende gab die frische Oberfläche immer noch Öle ab, die in Kombination mit Regen zu einer äußerst rutschigen Piste führten. Für das kommende Wochenende wurde der Asphalt extra behandelt, doch Leclerc ist sich über das Resultat der Maßnahmen immer noch unschlüssig.

Wiederholung von Ferraris Regen-Ritt?

"Wir haben viel mehr Grip, aber es fühlt sich immer noch ähnlich an, was etwas seltsam ist. Du rutschst immer noch sehr viel, nur die Rundenzeit ist viel schneller", sagt er. Nichtsdestotrotz kamen er und sein damaliger Teamkollege Sebastian Vettel auch bei den kritischen Streckenbedingungen im Vorjahr deutlich besser zurecht als die Konkurrenz.

Eine Wiederholung des Regenrennens von 2020 ist nicht ausgeschlossen, denn die Meteorologen sagen für Samstag und Sonntag mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 80 Prozent erneut nasse Bedingungen voraus. "Manchmal, so wie hier im letzten Jahr, sind wir im Regen sehr konkurrenzfähig. Aber nur auf den Intermediates. Mit Regenreifen ist es für uns etwas schwieriger. Wir müssen also abwarten, wie stark es regnet", so Leclerc.