Lewis Hamilton hat in Sotschi in einem dramatischen Finish seinen 100. Sieg in der Formel 1 gefeiert. Der Weltmeister und sein Mercedes-Team trafen im Regen die richtige Entscheidung im Kampf gegen Lando Norris. Der McLaren-Pilot verzockte sich und wurde zum tragischen Helden. Hinter Hamilton wurde Verstappen vom letzten Startplatz aus Zweiter Carlos Sainz komplettierte das Podium. Sebastian Vettel ging als Zwölfter leer aus. Mick Schumacher musste mit einem Defekt aufgeben.

Der Grand Prix auf dem Sochi Autodrom war von Beginn an ein durch Taktik bestimmtes Rennen. Angesichts vieler DRS-Trains gab es bis zur Boxenstopp-Phase wenig Bewegung im Feld. Unbeeindruckt von jedem Undercut zogen McLaren und Mercedes ihre Strategien bei Norris und Hamilton durch, wodurch das Duo im letzten Renndrittel alleine auf weiter Flur den Sieg unter sich ausmachte.

In der Schlussphase stellte heftiger Regen das gesamte Rennen auf den Kopf. Norris verzockte seine Siegchancen, als er versuchte auf Slicks das Ziel zu erreichen. Mercedes reagierte richtig und zog bei Hamilton rechtzeitig die Intermediates auf. Der Brite gewann nach 53 Runden mit über 50 Sekunden Vorsprung auf Verstappen. Sainz belegte Platz drei, nachdem er das Rennen in der Anfangsphase angeführt hatte.

Die Punkteränge: Hinter dem Podium fuhr Ricciardo gefolgt von Bottas auf Platz vier. Der Finne war nach einer Motorenstrafe lange Zeit außerhalb der Punkteränge unterwegs gewesen und profitierte am Ende von den chaotischen Bedingungen. Alonso, Norris, Räikkönen, Perez und Russell komplettierten die Top-10.

Das Wetter: Den gesamten Sonntag hingen dunkle Wolken über der Schwarzmeerküste. Vereinzelte Regentropfen hatten zu Beginn allerdings keinen Einfluss auf die Streckenbedingungen. Der Grand Prix ging bei 19 Grad Celsius Luft- und 22 Grad Celsius Asphalttemperatur bis kurz vor Schluss ohne Behinderungen durch das Wetter über die Bühne. In den letzten Minuten sorgte leichter Regen für eine nervenaufreibende Schlussphase.

Formel 1, WM-Stand 2021: Hamilton erobert WM-Führung zurück

Der WM-Stand: Der Wechsel an der WM-Spitze war nach Verstappens Motorstrafe keine Überraschung, doch Hamiltons Vorsprung ist nach dem Sonntag in Russland nicht so groß wie erwartet. Lediglich zwei Punkte beträgt das Polster des Champions, der nun wieder an der Spitze der Tabelle steht.

In der Konstrukteurswertung ließ Red Bull deutlich mehr Federn. Perez setzte im Regen ebenfalls auf den falschen Reifen und verlor ein mögliches Podium, während Bottas als Fünfter für Mercedes ein starkes Teamresultat abrundete. Die Titelverteidiger liegen 33 Punkte vor den Herausforderern.

Sainz knackt Norris

Die Startphase: Der Run von 890 Metern bis zum ersten Anbremspunkt erwies sich für Pole-Sitter Norris wie in Sotschi üblich als Niete. Sainz überholte den Briten aus dem Windschatten scheinbar und übernahm die Führung. Dahinter verbremste sich Alonso und musste durch die Auslaufzone. Der Spanier reihte sich zunächst als Dritter ein, gab die unrechtmäßig eroberten Plätze aber gleich wieder ab.

Nach der ersten Runde führte Sainz vor Norris, Russell, Stroll Ricciardo und Alonso. Aus der letzten Startreihe war Leclerc mit einer phänomenalen Vorstellung von der 19 auf die zwölfte Position vorgefahren und lag vor Mazepin, der seinerseits Boden gutgemacht hatte. Verstappen hatte nur drei Positionen gewonnen und war 17. Die großen Verlierer des Starts waren Tsunoda und Schumacher, die von den Positionen 12 und 14 ans Ende des Feldes zurückfielen.

Russell-Blockade auf Platz drei

Der frühe Rennverlauf: Nach vier Runden hatte Verstappen auf Platz 15 den Anschluss an Bottas hergestellt, kam aber trotz DRS nicht in Schlagdistanz. Ähnlich festgefahren war die Situation im Kampf um die dritte Position. Russell fuhr teilweise eine Sekunde langsamer als Sainz und Norris, doch die Verfolger fanden keinen Weg vorbei am Williams. Fünf Autos folgten ihm in Abständen von jeweils unter einer Sekunde.

In Runde sechs machte Verstappen bei der ersten Gelegenheit kurzen Prozess mit Bottas und übernahm Position 14. Der Red-Bull-Pilot zog beim Anbremsen auf Kurve 13 aus dem Windschatten und ging innen vorbei. Gleich darauf wurde er von Gasly durchgewunken und rückte einen weiteren Platz vor. Bottas hatte daraufhin einen AlphaTauri vor der Nase, der nicht bereit war an ihn Geschenke zu verteilen.

Im Kampf um Platz elf balgten sich in Runde zehn Vettel und Leclerc. Der Aston-Martin-Pilot ging in Kurve fünf außen vorbei. Verstappen profitierte vom Schlagabtausch und kassierte den Ferrari ebenfalls. An der Spitze kam in diesem Moment ebenfalls Bewegung rein, indem die Boxenstopp-Phase eröffnet wurde.

Strategiespiele an der Spitze

Die Boxenstopps: In der zwölften Runde hatte Stroll genug von Russells Heck und bog zu einem frühen Undercut an die Box ab. Er kehrte als 15. zurück auf die Strecke. Williams reagierte sofort und holte auch Russell zum Service, doch Strolls Strategie ging auf und Aston Martin übernahm die Position.

In Runde 13 kam es zum Führungswechsel. Norris überholte Sainz mit DRS bei der Anfahrt auf Kurve 14. Verstappen knackte an derselben Stelle Vettel und eroberte Platz sieben. Sainz bog nach dem Verlust von Platz eins zum Boxenstopp ab. Er griff als Elfter vor Stroll wieder ins Geschehen ein. An der Spitze blieben Norris, Ricciardo und Hamilton auf dem Medium-Reifen weiter draußen.

Am Ende der Top-10 ließ Vettel auf der gleichen Reifenmischung Federn. Leclerc enteilte ihm auf dem harten Reifen innerhalb weniger Runden um fünf Sekunden. Auf dem harten Reifen ebenfalls schnell unterwegs war Verstappen, der als Sechster mit schnellsten Runden in großen Schritten auf Alonso aufholte.

McLaren und Norris bewahren die Ruhe

In Runde 22 kam Ricciardo zum Reifenwechsel. Der Wechsel von Medium auf Hard ging mit einer Standzeit von über sechs Sekunden nach hinten los. Der Australier griff als 13. hinter Sainz, Stroll und Russell wieder ins Rennen ein. An der Spitze hatte Hamilton nun freie Bahn, lag aber schon über zwölf Sekunden hinter Norris.

Die erste Runde ohne Verkehr nutzte der Mercedes-Pilot für eine neue schnellste Rennrunde. Perez konnte das Tempo dahinter mitgehen und zog Alonso sowie Verstappen mit sich. In Runde 26 stoppten Hamilton und Verstappen gleichzeitig. Der Titelverteidiger wechselte auf Hard, während sein Herausforderer auf Medium ging. Nach dem Service lagen fünf Sekunden sowie der McLaren von Ricciardo zwischen den Rivalen.

Norris absolvierte in Runde 28 seinen Reifenwechsel. Mit einer Standzeit von 2,9 Sekunden lief es bei ihm deutlich besser als bei Ricciardo. Der Brite kehrte mit dem harten Reifen als Vierter ins Rennen zurück. Auf den in Führung liegenden Perez fehlten ihm etwa 15 Sekunden. Hinter dem Mexikaner lagen außerdem Alonso und Leclerc, die ebenfalls noch auf dem Startreifen unterwegs waren.

Hamilton in der Offensive

Der weitere Rennverlauf: Hamilton drehte auf frischen Reifen richtig auf und überholte einen Gegner nach dem anderen. Innerhalb von vier Runden hatte er drei Autos überholt und lag als Fünfter sieben Sekunden hinter Norris. Verstappen hing weiter hinter Ricciardo fest, machte aber dafür gegen Stroll einen Platz gut und übernahm Position neun.

In Runde 33 musste Schumacher seinen Haas mit einem Defekt an der Box abstellen und wurde damit zum ersten Ausfall des Rennens. Bottas erhielt auf Platz 14 derweil von Mercedes-Teamchef Toto Wolff die Anweisung, einen Zahn zuzulegen und sich den Weg in die Punkte zu bahnen. Der erste Boxenstopp von Leclerc half dem Finnen nicht, denn der Monegasse kam nach dem Reifenwechsel genau vor ihm zurück auf die Strecke.

Nachdem Leclerc von Ferrari abgefertigt wurde, zogen Perez und Alonso nach. Bei Red Bull ging mit 8,9 Sekunden Standzeit der nächste Stopp schief. Perez griff auf Position fünf vor Verstappen wieder ins Rennen ein, Alonso lag hinter dem Red-Bull-Duo und überholte auf seinem frischen Reifen gleich darauf Verstappen. Boxenstopp-bereinigt führte Norris vor Hamilton, Sainz, und Ricciardo.

Regen sorgt für Showdown

Die Schlussphase: Der Showdown zwischen Norris und Hamilton war mit dieser Ausgangslage angerichtet. Beide zogen das Tempo deutlich an. In der 40. Runde fuhr Norris eine neue schnellste Runde. Hamilton gelang es nicht, ins DRS-Fenster vorzustoßen. Einen engen Fight gab es für Platz vier zu sehen. Ricciardo verteidigte sich gegen den heranstürmenden Perez, der erst nach mehreren Anläufen erfolgreich war.

Zehn Runden vor Schluss meldete Russell im Boxenfunk erste Regentropfen in Kurve zehn. Norris geriet an der Spitze wenig später in die Fänge von Hamilton, der zum Angriff ansetzte. Norris verbremste sich in Runde 47 im Mittelsektor und musste durch die Auslaufzone, doch Hamilton konnte nicht profitieren. Der Regen wurde immer stärker und die ersten Piloten bogen zum Wechsel auf Intermediates ab.

Norris verzockt sich

Russell, Räikkönen, Bottas und Mazepin stoppten in Runde 48 als erste. Verstappen, Ricciardo und Sainz zogen nach. In Runde 49 wagte auch Hamilton den Schritt. Norris erteilte seinen Strategen eine Absage und setzte alles darauf, den Sieg auf Slicks durchzubringen. Nach dem Reifenwechsel lag Hamilton über 20 Sekunden hinter ihm. Im Kampf um Platz drei lieferten sich Perez und Alonso ein Duell.

Der Regen nahm massiv zu. Norris verlor die Führung an Hamilton, als er sich drehte. Aufgrund des stehenden Wassers wechselten auch die übrigen Fahrer auf Intermediates. Norris fiel durch seinen Boxenstopp auf Platz acht zurück und machte bei der Boxeneinfahrt zu allem Überfluss noch einen Fehler, als er sich verbremste. Verstappen rückte damit auf die zweite Position vor. Hamilton war sein fünfter Saisonsieg in den letzten Runden nicht mehr zu nehmen. Norris erhielt den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde.

Die Top-Facts des Rennens

  • Hamilton feiert 100. F1-Triumph
  • Norris verzockt ersten GP-Sieg
  • Verstappen fährt von P20 auf Platz zwei