Red Bull verpasste beim Formel-1-Rennen in Monza den Big Point im WM-Kampf gegen Mercedes. Die Kollision zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton war dabei nur die Konsequenz eines verheerenden Fehlers, durch den er Sonntag für die Österreicher kurz zuvor in Schieflage geriet. Durch ein Problem beim Boxenstopp wurde Verstappen zurückgeworfen und geriet in die Fänge seines Rivalen. Red Bull macht die für die zweite Saisonhälfte geänderten Regeln für den Reifenwechsel dafür verantwortlich.

"Es ist ein seltenes menschliches Versagen aufgetreten, in Folge der neuen technischen Direktive. Dennoch ist es etwas, woraus wir lernen müssen", erklärte Red-Bull-Teamchef Christian Horner in der Woche nach dem brisanten Grand Prix von Italien. Verstappen war in der 23. Runde zum Renn-entscheidenden Boxenstopp gekommen. Eine Runde nach dem Service von Daniel Ricciardo versuchte Red Bull den Overcut gegen den Führenden.

Für den Niederländer war der Stopp mit einer Standzeit von 11,1 Sekunden jedoch ein Debakel. Der Ablauf ließ bereits in der Live-Übertragung vermuten, dass der Mechaniker am rechten Vorderrad den Reifenwechsel nicht ordnungsgemäß absolviert hatte. Dieser hatte zunächst den Anschein gemacht, als wäre alles reibungslos verlaufen. Doch erst nachdem er seinen Schlagschrauber erneut ansetzte, erhielt Verstappen von der Boxenampel freie Fahrt.

Mercedes-Boxenstopp trug zu Unfall bei

Seit dem Wochenende in Spa-Francorchamps gelten neue Regularien, um einer nicht korrekten und potentiell gefährlichen Radmontage entgegenzuwirken. Etwas, das in der Hektik der modernen Boxenstopps vereinzelt immer wieder auftrat. Der Schlagschrauber darf das Rad neuerdings erst nach dem Festziehen der Mutter als fest melden, woraufhin der zuständige Mechaniker es per Knopfdruck bestätigen muss. Erst wenn die Signale aller Mechaniker positiv sind, schaltet die Ampel am Boxenplatz um.

Für Verstappen erwies sich der Fauxpas als äußerst folgenreich. "Der langsame Boxenstopp hat Max um seine Position gebracht, die er auf der Strecke eigentlich gehabt hätte", so Horner. Zwei Runden später kam Hamilton nach seinem mit 4,2 Sekunden ebenfalls nicht optimalen Boxenstopp unmittelbar vor ihm zurück auf die Strecke.

"Mercedes hat zur Situation beigetragen, weil sie beim Boxenstopp mit Hamiltons Auto ebenfalls gepatzt haben", sagt Horner. Wenige Meter nach der Boxenausfahrt kam es in der ersten Schikane zum Unfall der beiden Titelrivalen. Nach Silverstone gerieten Verstappen und Hamilton zum zweiten Mal im direkten Kampf aneinander.

Horner hält Verstappen-Strafe weiterhin für ungerecht

Für Horner war der Ausgang des Aufeinandertreffens nicht überraschend. "Beide Fahrer wussten, dass sie vorne bleiben müssen, weil das Überholen so schwer ist. Max war darauf bedacht, seinen Schwung zu nutzen und Hamilton wollte seine Track-Position behaupten", sagt der Brite. Letztendlich machten die Stewards allerdings seinen Piloten für den Zwischenfall verantwortlich. Verstappen muss beim kommenden Rennen in Russland im Grid drei Plätze weiter hinten Aufstellung nehmen.

"Ich bin immer noch der Meinung, dass beide dafür verantwortlich waren und es schwer ist, einer Seite mehr Schuld als der anderen zu geben. Wenn die FIA ein Zeichen setzten wollte, hätten sie beiden Fahrern die gleiche Strafe geben können", widerspricht Horner den Offiziellen in diesem Punkt weiterhin. In Sochi erwartet er für sein Team mit dieser Ausgangslage einen schweren Stand: "Wir waren hier letztes Jahr Zweiter, aber haben auf diesem Kurs noch nie gewonnen. Es ist Mercedes' Hoheitsgebiet."

Verstappen bewies 2018 allerdings, dass eine Startplatzstrafe in Russland kein Weltuntergang ist. Nach einem Motorwechsel zeigte er vom vorletzten Platz eine beeindruckende Aufholjagd auf Position fünf. "In Sochi ist das nicht so ein großes Handicap, weil der Windschatten vor Kurve eins sehr stark ist", hofft Horner. Verstappens Top-Form stimmt ihn auf jeden Fall optimistisch: "Max ist seit der Sommerpause stark drauf."