Beim Belgien-GP freuten sich die Formel-1-Fans über eine Neuerung im Onboard-Programm: Fernando Alonso führte erstmals eine im Helm eingearbeitete Kamera in den Freitags-Trainings aus. In Monza kehrte die Kamera für das zweite Wochenende zurück, und wurde diesmal bis einschließlich Sonntag von Williams-Pilot George Russell getragen.

Die Formel 1 leistet hier aber bei weitem keine Pionierarbeit. Helmkameras gibt es in anderen Serien schon länger, und der spezifische Typ, auf den die Formel 1 für die ersten Tests vertraute, wurde bereits 2020 in der Formel E getestet. Auch, weil solches Equipment in der paranoiden F1-Welt immer für Diskussionen sorgt - kein Team will sich in die Karten, oder eher auf den Bildschirm schauen lassen.

Formel-1-Fans sehen Bildschirme - Teams haben Angst

Das ist keineswegs ein Exklusiv-Problem der Formel 1. Traditionell beginnen Rennteams zu mauern, sobald Kameras scharfe Aufnahmen von Displays im Cockpit an ein breites Publikum liefern. In der Formel E wurden die Displays schnell unkenntlich gemacht, um die Informationen zu schützen.

George Russell fuhr in Monza mit Helmkamera, Foto: LAT Images
George Russell fuhr in Monza mit Helmkamera, Foto: LAT Images

Die Onboards von Alpine und von Williams blieben aber an den ersten beiden Test-Wochenenden klar. Obwohl Williams-Chefingenieur Dave Robson seine Sorgen anmeldete: "Wir haben diskutiert, ob wir es nur für zwei Trainings fahren und dann rausnehmen." So war Alpine die Sache in Spa angegangen. Die echten Wettbewerbs-Sessions am Samstag und am Sonntag fuhr Fernando Alonso ohne Kamera.

"Die Installation ist komplett in Ordnung, sorgt für keine Probleme oder Nachteile - es geht rein darum, was auf dem Dashboard zu sehen ist", gesteht Robson. Williams zeigte sich gegenüber der F1-Technikabteilung dann doch kulant: "Von unserer Position aus sind wir bereit, es für den Sport zu fahren. Es ist jetzt nichts Besonderes auf dem Dash."

Formel 1 experimentiert noch mit Helmkamera

Vorerst ist das Projekt von Formel-1-Seite aber ohnehin experimentell. Es wird, wie angesprochen, auf die gleiche Technik von Helmhersteller Bell zugegriffen. Der rüstet momentan elf der aktiven Fahrer im Feld aus: Lewis Hamilton, Charles Leclerc, Lando Norris, Esteban Ocon, Pierre Gasly, Antonio Giovinazzi, Kimi Räikkönen, Nikita Mazepin und Nicholas Latifi zusätzlich zu Alonso und Russell, die die Kamera bereits fuhren.

Die Kamera ist ins Innenfutter des Helms eingebaut, und hat nur einen Durchmesser von 8 Millimeter und ein Gewicht von 2,5 Gramm. Während sie in der Formel E regelmäßig zum Einsatz kommt, befindet sich die TV-Abteilung der Formel 1 noch in der Experimentalphase. Es gibt keinen fixen Plan, wann, wo und bei wem die Kamera weiter getestet wird.

Williams wäre auch bereit, die Kamera an den nächsten Wochenenden erneut ins Auto zu lassen. "Es ist nicht dort, wo ich eine Kamera für uns platzieren würde", meint Robson, "aber wenn die Leute es interessant und unterhaltsam finden - das ist Teil des Sports."