Der Italien GP in Monza endete mit einem McLaren-Doppelsieg. Obwohl die oragnenen Renner bereits das gesamte Wochenende stark aussahen, haben wohl die wenigsten mit diesem Ausgang gerechnet. Vor allem, weil der in dieser Saison viel kritisierte Daniel Riccardo letztlich ganz oben auf dem Podium stand.

Daniel Ricciardo meldet sich damit mit seinem ersten Formel-1-Sieg seit Monaco 2018 zurück. Der Australier ist sich aber sicher, dass dieser Triumph nicht das Resultat des Verstappen-Hamilton-Crashs war. McLaren-Teamchef Andreas Seidl unterstreicht diese Aussagen.

McLaren: Diesen Sieg haben wir uns erarbeitet

Fast neun Jahre ist der letzte McLaren-Sieg her. 2012 war es Jenson Button, der mit seinem McLaren-Mercedes in Braslilien als erster über die Ziellinie fuhr. "Jetzt als Team einen Doppelsieg zu holen, ist verrückt. Wir wussten, dass dieses Wochenende etwas möglich ist. Ich wollte diese Gelegenheit nutzen, weil ich dieses Jahr noch nicht so viele hatte", zeigt sich Daniel Ricciardo überglücklich.

Der McLaren-Pilot hatte bereits am Freitag ein gutes Gefühl. Im Qualifying ärgerte sich Ricciardo noch, die Top-3 verpasst zu haben. "Die Strecke liegt McLaren offensichtlich gut. Auch schon im letzten Jahr. Ich wusste, dass wir mit viel Vertrauen ins Wochenende kommen können. Außerdem liebe ich diese Strecke. Das alles kombiniert mit meinem besseren Gefühl für das Auto und mehr Vertrauen hat dazu geführt."

Auch McLaren-Teamchef Andreas Seidl zeigt sich überglücklich, bleibt aber auch nach diesem Rennen bekanntermaßen abgeklärt: "Ich bin sehr glücklich. Das ist eine Belohnung für jeden im Team". Der Deutsche ist aber der Ansicht, dass der Sieg nicht auf der Kollision zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton gründet. "Auch ohne Crash war es ein gutes Rennen für uns."

Die McLaren-Mannschaft feiert Daniel Ricciardos Zieleinfahrt, Foto: LAT Images
Die McLaren-Mannschaft feiert Daniel Ricciardos Zieleinfahrt, Foto: LAT Images

Besonders Rennsieger Ricciardo möchte diese Tatsache hervorheben, hatte er doch fast jede einzelne Rennrunde angeführt. "Wir haben uns das als Team geholt. Wir waren [nach dem Start] auf eins und drei und hatten gute Boxenstopps. Wir haben uns selbst in die Siegerposition gebracht. Es waren nicht die Umstände. So können wir mit dem Wissen schlafen gehen, dass wir uns das hier erarbeitet haben."

Daniel Ricciardo: Start hat sich nicht gut angefühlt

Der Triumphzug des Daniel Ricciardo begann bereits am Start. Wie im Sprint kam der Australier gut vom Punkt und konnte so vor Kurve eins an Max Verstappen vorbeigehen. "Der Start ist gut gelaufen. Von der Linie hat es sich gar nicht so gut angefühlt. Ich hatte aber sofort Momentum gegen Max", blickt Riccairdo zurück.

Ab diesem Punkt hieß es 'managen'. Verstappen blieb zwar an Ricciardo dran, fand aber keinen Weg vorbei. Im Sprintrennen war es noch Hamilton, der sich die Zähne an den beiden McLarens ausbiss. "Nach ein paar Runden hat Max sich näher herangepusht, ich muste aber nie wirklich verteidigen", erklärt der McLaren-Pilot.

Erst vor dem ersten Boxenstopp wurde es brenzlig. Danach bekam der Australier langsam das Gefühl, das Rennen durchaus gewinnen zu können. "Ich fühlte mich am Ende [des Stints] verwundbar, weil meine Reifen abgebaut haben. Ich bin an die Box gekommen und die anderen auch. Als ich danach wieder so rauskam, dachte ich mir, wenn nichts Unglückliches passiert, dann können wir das wirklich gewinnen."

Max Verstappen fand keinen Weg an Daniel Ricciardo vorbei, Foto: LAT Images
Max Verstappen fand keinen Weg an Daniel Ricciardo vorbei, Foto: LAT Images

Andreas Seidl entwickelte während dem Rennen dasselbe Gefühl. Den MCL35M auf der Gerade zu überwinden, stellte sich nämlich auch für Sergio Pérez am Ende des Rennes als schier unüberwindbare Herausforderung heraus. Vor allem, weil auch Ricciardo seinem Teamkollegen Lando Norris durchweg Windschatten gab - Pérez kam so nicht nah genug an den Briten heran.

"Wenn man es schafft, vor schnelleren Autos zu sein, ist es im Rennen auch möglich, vor ihnen zu bleiben. Das hat funktioniert. Für mich ist es beeindruckend, wie es das Team mit Daniel und Lando geschafft hat, das unter diesem Druck zu erledigen.", analysiert Seidl.

Ist 'Honey Badger' Daniel Ricciardo zurück?

Nach vielen schwierigen Monaten kommt dieser Sieg für Ricciardo einem regelrechten Befreiungsschlag gleich. "Ich hatte dieses Jahr viele Herausforderungen. Dieser Sport ist knifflig. Machmal kämpfst du, um Antworten zu finden. Du musst aber auf Kurs bleiben. Tief in mir habe ich den Kopf hängen lassen. Ich habe aber versucht dafür zu sorgen, dass das nicht anhält. Es gab aber Tage in diesem Jahr, die ich nicht geliebt habe."

Trotz seines Erfolgs ist Ricciardo dennoch der Ansicht, noch nicht vollständig zurück zu sein. "Es kann immer noch mehr kommen. Ich fühle mich seit der zweiten Saisonhälfte besser. Es überträgt sich zwar noch nicht alles auf die Stoppuhr, es kommt aber mehr Selbstvertrauen durch. Ich freue mich jetzt aber auf konstantere und hoffentlich mehr solche Resultate."

Auch Seidl konnte die deutliche Steigerung seines Piloten nach der Sommerpause beobachten "Wir wissen nicht, was er in der Zeit gemacht hat. Wahrscheinlich wollen wir es auch nicht wissen. Ich denke, es ist bei uns allen gleich. Manchmal ist es hilfreich, eine Pause einzulegen. Er hat viel Energie investiert, aber die Ergebnisse kamen einfach nicht. Vielleicht brauchte er die Pause, um einen Schritt kürzerzutreten und zu reflektieren."