Vorjahressieger Pierre Gasly befindet sich nach dem Sprintqualifying der Formel 1 in Monza alles andere als in einer guten Ausgangslage, um sein sensationelles Ergebnis beim Italien-GP 2020 in diesem zumindest im Ansatz zu wiederholen. Keine drei Kurven weit kam der Franzose nach einem guten Start, dann krachte Gasly bereits in die Streckenbegrenzung hinter dem Kiesbett der ultraschnellen Curva Grande. Auslöser war eine leichte Berührung mit Daniel Ricciardo am Start. AlphaTauri-Teamkollege Yuki Tsunoda kommt nur marginal weiter - in Kurve fünf zerstört auch der Japaner sein eigenes Rennen.

Eigentlich ging alles gut los für Gasly. Beim gut 500 Meter langen Sprint zur ersten Kurve beschleunigte der Franzose Lewis Hamilton und Lando Norris aus, hatte sich vom sechsten Startplatz bereits auf P4 nach vorne geschoben. Doch dann ging dem Franzosen in der ersten Kurve der Variante Rettifilo der Platz aus, Gasly touchierte mit dem Frontflügel den Hinterreifen von Ricciardos McLaren.

Gasly rauscht in Ricciardo: Dachte, der bremst später

"Du erwartest immer, dass die Leute an einem gewissen Punkt bremsen. Und er hat früher gebremst, als ich erwartet hatte", berichtete Gasly am Abend bei Motorsport-Magazin.com. Ausgerechnet Spätbremser Ricciardo war nach Einschätzung des Franzosen also zu früh auf der Bremse gewesen. "Als ich dann reagiert habe, war es zu spät." Einen Vorwurf mach Gasly Ricciardo nicht. Im Gegenteil. "Ich hätte es besser antizipieren müssen", sagte Gasly selbstkritisch. "Und ich weiß nicht, ob er auf Max reagieren musste oder die Autos davor."

Anders als Ricciardo bemerkte Gasly die scheinbar nur leichte Berührung. Doch die war genug, um seinen Frontflügel so stark zu beschädigen, dass er daraufhin Funken sprühend über den Asphalt kratzte. "Ich habe das Team auch direkt danach am Funk gebeten, dass sie mir sagen sollen, wenn da etwas ist. Aber schon zwei Sekunden später ist der Frontflügel unter das Auto gekommen und ich bin direkt in die Mauer", sagte Gasly.

Gasly kann Auto nicht mehr kontrollieren

Wie ein Pfeil schoss Gasly gerade durch die Auslaufzone der Curve Grande, war nur Passagier. "Das ist definitiv kein schönes Gefühl", berichtete der Franzose bei MSM. "Solange du bei einem Problem noch lenken und das Auto in die richtige Richtung dirigieren kannst, ist es in Ordnung. Aber bei diesem Speed war das ganz klar kein schönes Gefühl, wenn der Frontflügel unter das Auto rutscht, du lenkst, aber gerade in die Mauer fährst. Aber es geht mir gut. Das ist das Wichtigste."

Gasly schlug in Curva Grande ein, Foto: LAT Images
Gasly schlug in Curva Grande ein, Foto: LAT Images

Erst im letzten Moment, kurz vor der Streckenbegrenzung, gelang es Gasly, seinen AT02 zumindest leicht umzusetzen. Um den Einschlag zu verhindert, war es da allerdings schon zu spät. Wäre es auf Asphalt statt Kies vielleicht leichter gewesen? Womöglich. Dennoch zieht der Franzose das Kiesbett vor. "Der Kies verlangsamt mich, weil das Auto da gesprungen ist. Auf Asphalt wäre ich vielleicht schneller in die Mauer geknallt", sagte Gasly.

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Gasly schaut Sprint im TV: Aufholjagd im Rennen wird schwer ...

Nun erwartet den Franzosen im Rennen eine schwierige Aufgabe. Von ganz hinten muss er sich in Monza zurück in die Punkte hangeln. Doch Überholen erwies sich im Sprint als ungemein schwierig - wie Gasly nach seinem Ausfall selbst am TV beobachten konnte. "Ich konnte sehen, wie Lewis zu kämpfen hatte und Lando nicht überholen konnte. Genauso war es bei den Alpine und Aston Martin, die einige Runden eng zusammen waren und sich auch nicht überholen konnten", berichtete Gasly. "Wir wissen, dass es extrem schwierig wird. Aber wir müssen alles versuchen, um zumindest einen Punkt zu holen."

Zählbares wird auch für Teamkollege Yuki Tsunoda nur schwer zu erreichen sein. Der Japaner beendete den Sprint lediglich auf Platz 16 nachdem er in der Variante della Roggia Robert Kubica aufs Eck gefahren war und sich damit ebenfalls den Frontflügel beschädigte. Der resultierende Boxenstopp warf Tsunoda ans Ende des Feldes. Von dort überholte er lediglich den durch den Unfall lädierten Alfa des Polen und die völlig unterlegenen Haas-Piloten.

Tsunoda dreht Kubica um und flucht

"Es war ein frustrierender Tag. Ich hatte einen guten Start und habe ein paar Plätze gewonnen, bevor wir zu Kurve vier sind. Aber leider hatte ich Kontakt mit Kubica und habe einen Schaden am Frontflügel erlitten", sagte Tsunoda. Die Schuld für den Vorfall gab der Japaner via Boxenfunk wild fluchend dem Polen. Die Stewards sprachen keine Strafe aus. "Nachdem ich ihn gewechselt habe, hatte ich eine gute Recovery und konnte mir meinen Weg nach vorne bahnen", ergänzte der F1-Rookie. Immerhin das Auto sei stark gewesen. Im Rennen nach vorne zu kommen, werde dennoch schwierig. Tsunoda: "Aber ich werde versuchen, es in die Punkte zu schaffen."

Yuki Tsunoda räumte Robert Kubica ab, Foto: LAT Images
Yuki Tsunoda räumte Robert Kubica ab, Foto: LAT Images