Geklärt klingt anders: In Monza trafen sich am Donnerstag vor dem Formel-1-Rennwochenende die Haas-Streithähne Mick Schumacher und Nikita Mazepin mit Teamchef Günther Steiner. Der Südtiroler hatte seine Rookies nach dem doppelten Eklat am vergangenen Wochenende in Zandvoort für ein klärendes Gespräch zu sich zitiert. Dabei vereinbarte das Trio weitgehend Stillschweigen. Daran hielten sich auch alle Beteiligten, doch hielt zumindest Mazepin die folgende obligatorische Pressekonferenz am Donnerstag nicht aus, ohne neues Öl ins Feuer zu gießen.

Das verdeutlicht trotz aller Beschwörungen Steiners und einer Entscheidung gegen neue und strengere Verhaltensregeln für seine Fahrer, wie tief - und offenbar unüberwindbar - die Gräben teamintern gezogen sind. Die stabilen Verhaltensregeln bestätigte Mazepin zunächst. "Denn wir sind überein gekommen, dass ich keine Form von Regeln der FIA gebrochen oder verletzt habe, ob sportliche oder Racing-Regularien", sagte Mazepin.

Nikita Mazepin stichelt in Monza weiter gegen Schumacher

"Deshalb denke ich, dass wir als Team arbeiten werden, um es [das teaminterne Verhältnis] zu reparieren", ergänzte der Russe. Ein Friedensangebot? Wohl kaum. "Aber manchmal musst du eben einfach lupfen, wenn du siehst, dass vor dir ein Poller kommt, statt dein Auto zu beschädigen", schob Mazepin hinterher.

Das war ein deutlicher Verweis auf die Szene zu Beginn des Rennens in Zandvoort, als Mazepin sich gegen einen Überholversuch Schumachers mit einem resoluten Schlenker nach rechts verteidigte, der den unnachgiebigen Deutschen in eine leichte Berührung mit dem Poller am Eingang der Boxengasse schickte. In anderen Worten: Den Fehler sieht Mazepin bei Schumacher, nicht bei sich.

Mazepin betont: Ich habe alle Regeln eingehalten

Er selbst habe sich immerhin an alle Regeln gehalten, betonte Mazepin auf neuerliche Nachfrage. "Ich respektiere die Regeln sehr", versicherte Mazepin. "Und die Regeln sagen, dass ein bedeutender Teil des Autos hinter dir Seite an Seite mit dir sein muss. Sonst musst du keine Autobreite Platz lassen und es ist dir gestattet, dein Manöver von der linken zur rechten Seite zu machen. Denn du bist noch immer vorne und kannst deine Position so beziehen", verteidigte sich Mazepin. "So ist es seit vielen Jahren. Das respektiere ich und so mache ich weiter."

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Dennoch förderte das Manöver des Russen mannigfaltige Kritik zu Tage. Ob Ralf Schumacher, als Onkel Mick Schumachers natürlich etwas befangen, Christian Danner, Norbert Haug oder auch manche aktive Motorsportler: Nach Zandvoort wurden unzählige Stimmen laut, die Mazepins Fahrweise als gefährlich bezeichneten oder dem Russen sogar (erneut) die Tauglichkeit für die Formel 1 absprachen.

Mazepin stichelt nach Ralf-Kritik: Wenn seine Familie Schutz braucht ...

"Mit solchen Aktion hat Nikita keinen Platz in der Formel 1", sagte etwa Ralf Schumacher bei Sky. Mazepin, mit diesen Aussagen konfrontiert, reagierte mit einer weiteren Stichelei gegen seinen Teamkollegen: "Ich respektiere natürlich Meinungen, denn jeder hat eine. Aber es scheint einfach, dass er [Ralf] natürlich seine Familie beschützt. Was soll ich sagen? Wenn seine Familie in der Formel 1 Schutz braucht, dann bin mehr als erfreut, mir so etwas anzuhören ..."

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Mick Schumacher selbst zeigte sich in Zandvoort nicht abgeneigt, dass die Stewards sich so etwas einmal ansehen sollten. Das geschah tatsächlich nicht. Weil bei Teamkollegen eben nicht so schnell ermittelt werde, vermutete Schumacher, am Sonntag noch extrem angefressen wegen seines Teamkollegen. "Ich bin sehr sauer, er hat mein Rennen kaputt gemacht", wetterte der Deutsche.

Mick Schumacher spart sich Retourkutsche

In Monza gab sich Schumacher nun weitaus entspannter. "Das sollte teamintern bleiben. Wir haben eine Entscheidung getroffen, die für beide passt", sagte der 22-Jährige in einer Medienrunde vor der Pressekonferenz Mazepins. Danach sprach Schumacher erneut und wurde mit der neuen Stichelei seines Teamkollegen konfrontiert. Zurück schoss der Deutsche allerdings nicht.

Mazepin selbstbewusst: Das ist gut zu wissen ...

"Wir halten das intern", winkte Schumacher ab. Ob er in Zukunft denn nicht lupfen werde? Schumacher: "Jede Situation ist anders und muss anders beurteilt werden. Jetzt sind wir und Monza und ich gebe hier mein Bestes."

Mazepin unterdessen gab selbstbewusst an, es sei gut zu wissen, bei Günther Steiner nicht in den Lastenbüchern zu stehen. Tatsächlich will der Haas-Leiter nach wie vor keinem seiner Fahrer die Schuld zuschreiben. Welche Rolle die Millionen Sponsorengelder von Mazepins Vater Dmitry bei dieser diplomatischen Positionierung spielen? Das kann jeder selbst beurteilen.