Die Katze ist aus dem Sack! George Russell wird in der Formel-1-Saison 2022 neuer Teamkollege von Lewis Hamilton. Damit steht dem siebenfachen Weltmeister ein harter Brocken ins Haus, denn Russell hat bei seiner Zeit bei Williams und auch bei seinem Gastauftritt beim Großen Preis von Sakhir 2020 gezeigt, dass mit ihm nicht zu scherzen ist. Wie wird der teaminterne Kampf zwischen den beiden Briten ablaufen? Wir werfen einen Blick zurück auf Lewis Hamiltons bisher härteste Teamduelle.

Fernando Alonso

Über den Zweikampf der McLaren-Teamkollegen in der Formel-1-Saison 2007 wurde bereits vieles geschrieben. Gegen den Politiker Fernando Alonso, der als Weltmeister zum Team kam, lernte Hamilton schon früh, dass teaminterne Duelle nicht nur auf der Strecke, sondern auch daneben entschieden werden. Der Psychokrieg der beiden McLaren-Piloten ging sogar soweit, dass beide nach ihrem gemeinsamen Jahr bei McLaren eine Zeit lang nicht mehr miteinander redeten.

Dem ging eine hitzige Schlacht voraus, die Hamilton nach dem Monaco-GP befeuerte indem er dem Team vorwarf, ihn für Hamilton geopfert zu haben. Beim Qualifying zum Großen Preis von Ungarn eskalierte die Situation in der Boxengasse, als Alonso seinen Teamkollegen absichtlich blockierte. Am Ende des Jahres glitt beiden der mögliche Titel durch die Finger, Kimi Räikkönen krönte sich stattdessen zum Weltmeister.

2007: Der Zweikampf Hamilton vs. Alonso eskalierte schnell zu einem Hassduell, Foto: Sutton
2007: Der Zweikampf Hamilton vs. Alonso eskalierte schnell zu einem Hassduell, Foto: Sutton

Fernando Alonso war damals nach seinen beiden Titelgewinnen mit Renault unbestritten einer der stärksten Fahrer im Feld, und brachte durch seine lediglich ebenbürtige Pace im Vergleich zum Briten die Aktie Hamilton zum Glänzen. Spätestens nach 2007 wusste die gesamte Formel-1-Welt über die Stärke des damaligen Rookies Bescheid.

Obwohl Alonso seitdem auf seinen nächsten WM-Titel warten musste und Hamilton später zur Höchstform auflief, konnte niemand den Asturier so unter Druck setzen, wie der siebenfache Titelträger in seiner Rookie-Saison.

Jenson Button

Im Vergleich zum Alonso-Duell verlief der Zweikampf mit Jenson Button ziemlich gemächlich, weshalb man kaum von einer Rivalität sprechen kann. In den drei Jahren, die sich Hamilton und sein Landsmann bei McLaren als Teamkollegen gegenüberstanden, konnte Button regelmäßig im Rennen Hamilton besiegen und in dieser Zeit acht Grand-Prix-Siege feiern. 2011 beendete er die Weltmeisterschaft sogar auf der zweiten Position, mit 43 Zählern Vorsprung im Teamduell.

Insgesamt war es aber dennoch Hamilton, der die Nase im Zweikampf vorne hatte. Im Qualifying-Duell hatte Button über eine gesamte Saison keine Chance (41:17 für Hamilton endete dieser Vergleich), im Rennen war die Pace des Brawn-Weltmeisters öfter auf Hamilton-Niveau, dennoch konnte Lewis Hamilton mehr Erfolge feiern.

Jenson Button hielt Lewis Hamilton auf Trab: Doch in der Gesamt-Bilanz schnitt der Weltmeister von 2008 besser ab., Foto: Sutton
Jenson Button hielt Lewis Hamilton auf Trab: Doch in der Gesamt-Bilanz schnitt der Weltmeister von 2008 besser ab., Foto: Sutton

Im Gegensatz zu Hamilton schaffte Button nach diesen Jahren nicht den Absprung aus dem sinkenden Schiff McLaren. Bis 2016 blieb er als Vollzeit-Fahrer bei dem britischen Team aktiv, ehe er sich nach einem Gaststart beim Monaco-GP 2017 aus der Königsklasse zurückzog. Gegen Sergio Perez und Kevin Magnussen behielt Button in dieser Zeit von eindeutig die Oberhand, im teaminternen Duell mit Fernando Alonso am Ende seiner Karriere hatte er einen ähnlich schwierigen Stand wie noch im Kopf-an-Kopf-Vergleich mit Hamilton.

Nico Rosberg

Rosberg und Hamilton starteten 2013 als Kindheits-Freunde in ihre Partnerschaft als Teamkollegen bei Mercedes und in ihrer ersten Saison behielten sie diesen freundschaftlichen Status auch bei. Doch nachdem der W05 2014 das tonangebende Auto war und die beiden sich um den Titel duellierten, kippte die Stimmung.

Spätestens nachdem Rosberg durch einen Verbremser beim Monaco-Qualifying Hamiltons letzten schnellen Versuch zunichtemachte, herrschte Eiszeit zwischen dem Deutschen und dem späteren Weltmeister. Weitere Kollisionen wie in Spa 2014 oder in Spanien 2016 vermiesten die Stimmung noch weiter.

Eskalation: Beim Großen Preis von Spanien 2016 kollidierten die beiden Mercedes., Foto: LAT Images
Eskalation: Beim Großen Preis von Spanien 2016 kollidierten die beiden Mercedes., Foto: LAT Images

Obwohl Rosberg in seiner letzten Formel-1-Saison das bessere Ende für sich hatte und sich 2016 zum Weltmeister krönte, ist es eindeutig Hamilton der die im vier Jahre anhaltenden Duell als Sieger hervorging. Neben seinen zwei Titeln 2014 und 2015 hatte der Brite sowohl im Qualifying als auch im Rennen die Nase vorne.

Nur 2014 behielt Rosberg die bessere Bilanz im Qualifying-Duell, konnte aber genauso wie in den folgenden Jahren im Rennen nicht immer die Rennpace seines Teamkollegen mitgehen. Der Titelgewinn des Sohns von F1-Weltmeister Keke Rosberg ließ sich auf viel Pech auf Seiten von Hamilton zurückführen. Ein Motorschaden in Malaysia, sowie mehrere technische Probleme bei Qualifying-Sessions kosteten ihm zahlreiche Punkte, während Rosberg kaum Defekte zu beklagen hatte.

George Russell?

Ab 2022 wird nun also offiziell George Russell das zweite Mercedes-Cockpit neben dem siebenfachen Formel-1-Weltmeister besetzen. Was die Samstags-Pace angeht ist Russell über alle Zweifel erhaben: Bisher hat er auf eine Runde eine beinahe weiße Weste vorzuweisen. Seine bisherigen Teamkollegen, Robert Kubica und Nicholas Latifi, sind aber kein Vergleichswert für Hamilton.

Wird George Russell der nächste große Widersacher von Lewis Hamilton?, Foto: LAT Images
Wird George Russell der nächste große Widersacher von Lewis Hamilton?, Foto: LAT Images

Die einzige Qualifying-Niederlage kassierte der Wiliams-Pilot bislang bei seinem Ersatzstart für den Weltmeister gegen Valtteri Bottas in Sakhir 2020. Damals verlor er auf der Kurzanbindung des Bahrain International Circuit nur 0,026 Sekunden auf den Vize-Champion, dominierte aber anschließend das Rennen. Zum Vergleich: Hamilton drückte dem Finnen im selben Jahr am Samstag durchschnittlich 0,126 Sekunden auf.

Im Rennen war Russell bisher allerdings nicht so einwandfrei unterwegs. Neben einigen Aktionen, wo im einfach nur Pech im Weg war, beging Russell bei den Grands Prix mehrmals Fahrfehler. Das prominenteste Beispiel: Beim Rennen in Imola warf er seine möglichen ersten Punkte weg als er in einer Safety-Car-Phase die Reifen zu wild aufwärmte.

In diesem Jahr hält sich seine Fehlerquote allerdings noch in Grenzen. Wenn Russell auch in der kommenden Saison seine Fahrfehler weiter einstellen kann, hat er das Potenzial eine ernsthafte Gefahr für Hamilton zu werden. Wir werden sehen, ob er dieses Potenzial 2022 zeigen kann.