Im TV-Bild der Formel 1 war Pierre Gasly am Sonntag in Zandvoort kaum zu sehen - aber der AlphaTauri-Pilot lieferte beim GP der Niederlande das vielleicht beste Rennen seiner Saison ab. Mit Platz vier war er erster Fahrer im Mittelfeld, und leistete sich 72 Runden lang keinen einzigen Fehler.

"Platz vier ist für uns ein kleiner Sieg!", jubelt Gasly. "Es war eine Wahnsinns-Performance, ein starkes Qualifying, ein sehr guter Start, sehr gute Pace durch das ganze Rennen, ein perfektes Wochenende für uns." Egal ob Reifensorgen, ein blockender Fernando Alonso oder ein drückender Charles Leclerc - Gasly war in Zandvoort allen Herausforderungen gewachsen.

Gasly hält Ferrari & Leclerc in Schach

Leclerc war am Sonntag Gaslys größter Gegner. Die erste Gefahr beim Start wehrte er ab, aber der Ferrari ließ sich in der Frühphase des Rennens nicht abschütteln. "Ich habe die Lücke relativ schnell aufgefahren, aber am Ende hatte er ein bisschen bessere Reifen und hat mich eingeholt", erklärt Gasly.

Gasly setzte sich beim Start gegen Ferrari durch, Foto: LAT Images
Gasly setzte sich beim Start gegen Ferrari durch, Foto: LAT Images

Daraufhin entschloss sich AlphaTauri in Runde 25 von 72 zu einem sehr frühen Wechsel auf Medium-Reifen. Ferrari versuchte das Gegenteil - ließ Leclerc lange draußen, in Hoffnung auf einen Overcut und dann auf einen Reifenvorteil zum Ende des Rennens.

Gasly feiert Überraschungs-Angriff gegen Alonso

Beinahe wäre AlphaTauris Plan schiefgegangen. Gasly kam hinter dem noch auf alten Reifen fahrenden Fernando Alonso zurück auf die Strecke. Aber er machte mit dem Alpine kurzen Prozess, indem er ihn in der Tarzanbocht sogar außen überholte: "Ich hoffe, ihr habt mein Überholmanöver gegen Fernando gesehen!"

"Ich wusste, ich konnte nicht warten und meine Zeit verschwenden, weil Charles draußen geblieben war", so Gasly. "Auf der vorherigen Runde war ich in Kurve eins stark. Ich sah, dass ich so viel Zeit gewann, und hätte fast was versucht, ohne es zu wollen. Auf der nächsten Runde war ich richtig weit weg und habe ihn überrascht. Also dachte ich gut, ich versuche es, und ja, das war ein gutes Manöver."

AlphaTauri nervt Gasly mit Reifensorgen

"Er ist ein harter Gegner, und ich konnte nicht einfach mit einem normalen Überholmanöver innen kommen, das hätte er abgewehrt", meint Gasly zu Alonso. Dank des Manövers hatte er nun wieder freie Fahrt, und konnte sich sein Rennen ganz nach dem Strategie-Plan einteilen.

Ferraris Versuch, mit einem langen ersten Stint Gasly auszumanövrieren, war so gescheitert. Aber Leclerc versuchte nach seinem Stopp mit zehn Runden jüngeren Hard-Reifen noch einmal Druck aufzubauen. "Das Team hatte große Sorgen wegen der Reifen und bat mich die ganze Zeit, langsamer zu machen, das hat ein bisschen genervt", so Gasly. "Aber ich habe ihnen gesagt 'Gut, ich mache einfach mein Ding und alles wird gut', und am Ende war alles gut."

Leclercs letzter Angriff versiegte, Gasly hatte sich die Reifen perfekt eingeteilt. Nie kam der Ferrari wieder auf unter vier Sekunden heran. "Pierre hat ein fantastisches Rennen gefahren und hatte alles zu einhundert Prozent unter Kontrolle", lobt Teamchef Franz Tost. "Das war nicht einfach, mit viel Reifen-Management. Das war eines der abgeklärtesten Rennen, die er bislang gezeigt hat."

Für das Team ein wichtiges Ergebnis an einem kritischen Punkt. Der Rückstand auf Alpine im Kampf um P5 in der Konstrukteurs-WM beträgt so nur mehr sechs Punkte. Und Einzelkämpfer Gasly - Yuki Tsunoda fiel nach schwachem Wochenende mit Motorproblem aus - hat jetzt schon 66 der 84 Team-Punkte eingefahren.