Die erste große Entscheidung der Formel-1-Transfersaison ist endlich gefallen: Wie Alfa-Sauber am Montag offiziell bekanntgab, fährt Valtteri Bottas ab der Saison 2022 für den Rennstall aus Hinwil. Bottas muss nach fünf Jahren bei Mercedes das Weltmeisterteam verlassen, um Platz für George Russell zu machen. Der Wechsel des Briten wurde bislang allerdings noch nicht offiziell bestätigt.

Nach dem Rücktritt von Kimi Räikkönen zum Saisonende fährt in Zukunft also weiter ein Finne für den Sauber-Rennstall. Bottas unterschrieb bei Alfa einen mehrjährigen Vertrag. Bislang hatte er in der Formel 1 lediglich Einjahresverträge bekommen. "Ein neues Kapitel in meiner Rennfahrerkarriere beginnt", sagt Bottas über seinen Wechsel. "Das wird eine neue Herausforderung mit einem ikonischen Hersteller. Alfa Romeo ist eine Marke, die man nicht vorstellen muss. Sie haben schon Formel-1-Geschichte geschrieben und es wird eine Ehre sein, diese Marke zu repräsentieren."

Für Bottas ist der Wechsel ein Abstieg. 2017 kam er als Last-Minute-Ersatz für Nico Rosberg zum Dauerweltmeister Mercedes. 2019 und 2020 wurde Bottas Vizeweltmeister hinter Teamkollege Lewis Hamilton. Mercedes konnte mit Bottas jedes Jahr den Konstrukteurstitel gewinnen, doch gegen Hamilton konnte der 32-Jährige wenig ausrichten.

Der Wechsel von Mercedes zu Alfa-Sauber führt Bottas vom amtierenden Weltmeister zum derzeitigen WM-Neunten. "Das Potential des Setups in Hinwil ist klar und ich sehe hier die Möglichkeit, dem Team dabei zu helfen, nach vorne zu kommen - vor allem mit den neuen Regeln 2022, die dem Team eine Chance geben, einen Performance-Sprung zu machen", so Bottas.

Bottas will Karriere bei Alfa nicht ausklingen lassen

Der zweifache Vizeweltmeister will seine Karriere bei Alfa nicht ausklingen lassen. Im Gegenteil: "Ich bin hungrig wie eh und je, Ergebnisse einzufahren und, wenn die Zeit kommt, auch zu gewinnen." Auch bei Mercedes hat Bottas für den Rest der Saison noch einiges vor: "Ich bin voll darauf fokussiert, den Job zu Ende zu bringen und für eine weitere Weltmeisterschaft zu kämpfen. Gleichzeitig freue ich mich aber auch auf die neue Herausforderung, die nächstes Jahr auf mich wartet."

Bei Alfa trifft Bottas auf einen alten Bekannten: Mit Teamchef Frederic Vasseur arbeitete er bereits in der Formel 3 und in der GP3 in dessen ART-Rennstall zusammen. Der Franzose weiß, was er an Bottas hat: "Wir bringen mit ihm einen starken Teamplayer nach Hinwil, der Erfahrung ganz vorne im Grid hat. Valtteri war ein integraler Bestandteil eines Teams, das die Geschichtsbücher umgeschrieben hat. Er hat bei vier Konstrukteurstitel mitgeholfen. Er ist der richtige Fahrer, wenn es darum geht, Alfa nach vorne zu bringen."

Alfa Romeo fuhr seit 2019 mit Kimi Räikkönen im Auto, Foto: LAT Images
Alfa Romeo fuhr seit 2019 mit Kimi Räikkönen im Auto, Foto: LAT Images

Nach den alljährlichen Vertragsverhandlungen war es Bottas ein Anliegen, bei seinem nächsten Kapitel in der Formel 1 Planungssicherheit zu haben. "Der mehrjährige Vertrag gibt uns beiden, dem Team und Valtteri, die Stabilität, die wir benötigen, um unser Projekt in einer entscheidenden Phase für die Formel 1 aufzubauen", so Teamchef Vasseur.

Für Bottas ist Alfa die dritte Station in der Formel 1. Von 2013 bis 206 fuhr der Finne für Williams, stand mit dem Rennstall aus Grove insgesamt neunmal auf dem Podium. Im Mercedes konnte Bottas bislang neun Grands Prix gewinnen, für den ganz großen Erfolg fehlte ihm aber die Konstanz.

Wolff: Bottas hätte Mercedes-Cockpit verdient gehabt

Bottas muss bei den Silberpfeilen Platz machen, weil Mercedes-Junior George Russell nach drei Jahren bei Williams in das Werksteam drängt. Die Bekanntgabe des Briten als Teamkollege von Lewis Hamilton ist nur eine Frage der Zeit.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff fiel die Entscheidung nicht einfach, den verdienten Finnen nach fünf erfolgreichen Jahren ziehen zu lassen. "Es war kein einfacher Prozess und auch keine unkomplizierte Entscheidung für uns", sagte er. "Valtteri hat im Verlauf der vergangenen fünf Saisons fantastische Arbeit geleistet und einen wesentlichen Teil zu unseren Erfolgen und unserer Entwicklung beigetragen."

Bottas ganz frech! Hat er sich Mercedes widersetzt? (13:48 Min.)

Die Paarung Hamilton und Bottas wird als eine der bislang erfolgreichsten in die Geschichte der Formel 1 eingehen. "Er hätte es absolut verdient gehabt, beim Team zu bleiben und ich freue mich, dass er sich mit Alfa im nächsten Jahr für eine aufregende Herausforderung entschieden hat, um seine Karriere auf höchster Ebene in diesem Sport fortzusetzen", so Wolff weiter.

Bottas bringt keine Mercedes-Motoren für Alfa-Sauber

Zuletzt geisterten auch Gerüchte durch das Fahrerlager, wonach Valtteri Bottas auch Mercedes-Motoren mit nach Hinwil bringen würde. Allerdings wäre es für 2022 bereits viel zu spät für einen Wechsel des Antriebsstrangs. Alfa-Sauber fährt weiterhin mit Ferrari-Motoren.

Auch in absehbarer Zukunft ist kein Wechsel im Alfa-Heck angedacht. "Bis zum Ende des aktuellen Motoren-Reglements ist das nur schwer denkbar", meint Alfa-Teamchef Vasseur. Ein Wechsel der Power Unit erfordert umfangreiche Anpassungen am Fahrzeug, unter anderem auch am Monocoque. "In Zeiten der Kosten-Obergrenze ist das schwer realisierbar", so Vasseur.

Bei Alfa ist das Cockpit von Formel-1-Rentner Kimi Räikkönen damit vergeben. Antonio Giovinazzi kämpft weiterhin um seinen Platz im Team. Alfa-Junior Theo Pourchaire, Formel-E-Weltmeister Nyck de Vries und Red-Bull-Mann Alexander Albon gelten als mögliche Ersatzkandidaten.