Alex Albon darf sich berechtigte Hoffnungen auf ein Comeback in der Formel 1 machen, so viel steht nach den letzten Tagen fest. Unter anderem ist Red Bulls Testfahrer bei Williams im Gespräch. Das aber bereitet Probleme - denn Williams ist Mercedes-Kunde. Und einen Red-Bull-Fahrer bei einem Kundenteam sieht deren Sportchef Toto Wolff gar nicht gerne.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner hatte am Freitag auf Sky UK schon angedeutet, dass Mercedes Anstrengungen unternommen habe, um Albon von Williams wegzulotsen: "Offenbar hatte er an die vier Anrufe vom Team neben uns, nicht dorthin zu gehen." Wolff wehrte das ab, gestand am Samstagabend aber: Ein gutes Gefühl hat er dabei nicht.

Wolff hat Angst um Mercedes-Know-How

"Wir arbeiten gerne mit ihm zusammen, solange er aus seinem Red-Bull-Vertrag entlassen wird", erklärt Wolff seinen Standpunkt. "Wie ich gestern gesagt habe verdient er einen Platz in der Formel 1, aber es ist schwierig, einen hundertprozentigen Red-Bull-Fahrer an eine Mercedes-Power-Unit zu lassen." Schließlich baut Red Bull gerade eine eigene Motorabteilung auf, und will in naher Zukunft eigene Motoren bauen.

Dass er Williams' Entscheidung beeinflussen würde, davon will Wolff nichts wissen. Die von Horner angesprochenen Anrufe seien falsch dargestellt worden. Albon sei lediglich in Kontakt mit Gwen Lagrue, dem Manager des Mercedes-Junior-Programmes. Lagrue war einst Manager des Lotus-Nachwuchskaders, und Albon einer seiner Fahrer.

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"Und sie haben mit James Vowles, unserem Chefstrategen, die Chancen für nächstes Jahr besprochen", so Wolff. "Die Dinge werden immer irgendwie hingebogen. Ich glaube nicht, dass ihm gesagt wurde, etwas zu tun oder nicht zu tun. Es ging nur darum, die Gelegenheiten für Alex und Nyck auf einer einvernehmlichen Art zu erkunden."

Williams 2022: Albon und de Vries Kandidaten

Damit fällt der Name des anderen wichtigen Puzzleteils. Mercedes' amtierende Formel-E-Meister Nyck de Vries gilt ebenfalls als heißer Kandidat für Williams. Was Wolff an dieser Stelle festhält: Auch wenn Mercedes noch ein Jahr Formel E fährt, so würde man de Vries ziehen lassen, wenn er einen Formel-1-Vertrag erreicht. "Wir unterstützen Nyck de Vries natürlich, und er befindet sich in Gesprächen mit Williams, um dort einen Sitz zu bekommen."

Letztendlich habe aber die Williams-Entscheidung nichts mit Mercedes zu tun: "So wie Nyck de Vries ein Free Agent ist und nicht an uns gebunden, so soll Williams entscheiden, wer der bessere Fahrer für ihr Team ist, und am Ende des Tages bleibt es die Entscheidung von Williams."

Alex Albon unterstützt Red Bull als Test- und Entwicklungsfahrer, Foto: Red Bull
Alex Albon unterstützt Red Bull als Test- und Entwicklungsfahrer, Foto: Red Bull

Nur würde Albon die Sachlage verkomplizieren: "Wir müssen nur für uns entscheiden, wie wir sicherstellen, dass unsere IP [geistiges Eigentum, Anm.] nicht 1:1 woanders landet. Aber wie auch vor einem Jahr die Frage kam, ob George [Russell] für Red Bull fährt und die haben gesagt na klar, wenn er von seinem Mercedes-Vertrag gelöst wird, so sagen wir jetzt: Wenn der Alex nicht bei einem der vier Red-Bull-Sitze unterkommt, sondern woanders hingehen muss, ganz gerne, aber lasst ihn doch bitte frei als Free Agent."

Albon erntete für seinen Job als Entwicklungsfahrer von Red Bull 2021 bereits viel Lob. Sollte er kein Cockpit für 2022 finden, so wurde ihm bereits versprochen, dass er diesen Posten auch im nächsten Jahr weiter behalten wird.