Für Sergio Perez war das Formel-1-Qualifying in Zandvoort eine absolute Katastrophe. Während Teamkollege Max Verstappen auf die Pole Position fuhr, flog er im Q1 raus. Der Mexikaner wird dem Lokalmatador am Sonntag keine Schützenhilfe leisten können. Viel schwerer wiegt für ihn allerdings die Enttäuschung über sein schlechtestes Zeittraining mit Red Bull. Nach den Pleiten in Silverstone, Budapest und Spa-Francorchamps setzte sich seine Unglücksserie in den Niederlanden nahtlos fort.

"Das tut richtig weh. Es ist sehr schwer, das zu verdauen", so Perez nach Platz 16 im Zeittraining. Der 31-Jährige war im ersten Run des Q1 hinter den Erwartungen zurückgeblieben und lag nur gerade so in den Top-10. In den Schlussminuten musste eine Verbesserung her. Doch wie schon im Q3 auf dem Hungaroring schaffte er es nicht vor Ablauf der Zeit über die Linie. Anderthalb Sekunden fehlten, um den finalen Versuch zu absolvieren.

Mit seiner ersten Rundenzeit scheiterte er um eine halbe Zehntelsekunde an Lando Norris, der als 15. ins Q2 einzog. Auf die Bestzeit von Charles Leclerc fehlten Perez sieben Zehntelsekunden. "Wir hatten auf dem ersten Run vielleicht etwas zu viel Benzin an Bord", erklärt er. Doch ausschlaggebend war letztendlich die Track Evolution im ersten Teil des Zeittrainings.

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Red Bull verzockt sich mit Perez

"Wir hatten bei unserem Cut-Off diese Entwicklung der Rennstrecke nicht erwartet", sagt Perez mit Blick auf die im Q1 immer schneller gewordene Ideallinie. Durch diesen Umstand landeten Antonio Giovinazzi und Nicholas Latifi im ersten Abschnitt auf den Plätzen vier und fünf. Im Gegensatz zu Perez gelang beiden am Schluss noch eine Runde. Der Red-Bull-Fahrer hatte nicht damit gerechnet, dass es für ihn so eng wird: "Ich wusste nicht, wie kritisch es war. Als wir aus der Garage gefahren sind, hatten wir noch zwei Minuten."

Perez verließ als Letzter seine Garage und fand sich am Ende der Schlange wieder. "Wir hätten ihn früher rausschicken können, aber wir haben ihn mit genug Zeit losgeschickt", erklärt Red-Bull-Teamchef Christian Horner bei Sky Sports F1. "Aber am Ende der Boxengasse haben sie alle angehalten, was sie auf dieser Rennstrecke unheimlich oft machen. Dadurch hat er schon beim Rausfahren auf die Strecke sehr viel Zeit verloren."

Im letzten Sektor versuchte Perez alles, um rechtzeitig über die Linie zu kommen, doch der Verkehr ließ ihn verhungern. "Wir haben ihm im Funk gesagt, dass er pushen soll, aber vor der letzten Kurve waren immer noch zwei oder drei Autos vor ihm", so Horner. Für Perez war der erneute Strategiefehler schwer zu verdauen.

"Es ist extrem frustrierend, weil wir definitiv die Pace hatten. Ich habe Fortschritte gemacht und mich wohlgefühlt. Das ist für uns einfach nur ein riesiger Rückschlag", so Perez, der sein Team dennoch in Schutz nimmt: "Das ist etwas, das ich intern mit meinen Ingenieuren besprechen werde. Es ist klar, dass wir etwas falsch gemacht haben. Aber ich gebe keinem Einzelnen die Schuld. Wir sind alle zusammen dafür verantwortlich."

Perez und Red Bull ziehen Motorenstrafe in Erwägung

Der 16. Platz ist sein mit Abstand schlechtestes Zeittraining für Red Bull. Ein größerer Tiefpunkt war nur Silverstone, wo er nach einem Dreher im Sprint-Qualifying als Letzter in den Grand Prix starten musste. Das könnte auch an diesem Sonntag der Fall sein, denn nach dem Verlust eines Motors bei der Startkollision in Ungarn zieht Red Bull in Erwägung, die diese Saison ohnehin irgendwann fällige Motorenstrafe vorzuziehen.

"Wir denken darüber nach und ziehen diese Möglichkeit in Betracht", so Perez, der auf dem engen Kurs in Zandvoort von weit hinten sowieso ein schweres Rennen erwartet. Auf der anderen Seite lässt ihn die gnadenlose Natur des Circuit Park Zandvoort Hoffnung schöpfen: "Dieser Kurs verlangt den Fahrern viel ab. Es ist morgen alles möglich. Ich denke, wir stehen vor einem Rennen, wo niemand genau weiß, was passieren wird."