Für Lewis Hamilton startete das Formel-1-Wochenende in Zandvoort mit einer Bestzeit und einem Defekt. Am Nachmittag kam der Weltmeister nur zwei Runden weit und verpasste die wichtigen Qualifying-Simulationen und Longruns. Er nahm den Rückschlag am Freitag trotzdem gelassen. Teamkollege Valtteri Bottas erledigte den Job für Mercedes im Alleingang.

"Ich habe einfach Leistung verloren und dann haben sie mir gesagt, dass ich anhalten soll", erklärt Hamilton. Er musste im 2. Freien Training nach fünf Minuten abstellen und hatte bis dahin nur eine fliegende Runde absolviert. Sein in Kurve acht gestrandeter Mercedes sorgte für die erste der beiden roten Flaggen in der Session.

Hamilton hatte bei seinem Defekt jedoch Glück im Unglück. Die betroffene Power Unit war die älteste aus seinem Pool. "Es ist nicht das Ende der Welt", so der 36-Jährige, dessen persönliche Bestzeit auf dem Medium-Reifen für Platz elf im Klassement reichte. Das erste Training hatte er vor WM-Rivale Max Verstappen an der Spitze beendet.

"Es hat sich nicht allzu schlecht angefühlt", sagt er mit Blick auf die Balance seines F1 W12. Während der WM-Rivale am Freitag 46 Runden absolvierte, kam er nur auf 19 Umläufe. Der Defekt mag aufgrund der Laufleistung des Motors keine Nachwehen haben, doch der Verlust wertvoller Streckenzeit schmerzt Hamilton.

Bottas' Daten retten Hamilton

"Ich hatte ein paar Änderungen für die Session vorgenommen, aber bin dann nur eine Runde gefahren. Da ist es sehr schwer, herauszufinden, welche positiven oder negativen Aspekte die Änderung hatte", sagt er. Dies in Erfahrung zu bringen lag nach seinem Defekt in den Händen von Valtteri Bottas.

"Valtteri ist sehr viel gefahren und wir haben jetzt viele Daten. Wir haben alle Longruns absolviert", so Hamilton. Der Finne fuhr im FP2 insgesamt 33 Runden, davon 20 auf dem weichen und 13 auf dem Medium-Reifen. In der Zeitenliste reihte er sich hinter den Ferrari-Teamkollegen und Esteban Ocon als Vierter ein.

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Hamilton ist zuversichtlich, dass die Erfahrungswerte des Stallgefährten sich auf sein Auto übertragen lassen. "Der Junge macht einen fantastischen Job und wir sind meistens vom Setup her nicht weit voneinander entfernt", sagt der siebenfache Champion. "Die Arbeit, die er heute geleistet hat, wird hoffentlich helfen."

Die Arbeit von Bottas wurde nach einer halben Stunde von einer weiteren Unterbrechung gestört, die durch einen Dreher von Nikita Mazepin ausgelöst wurde. Der 32-Jährige sah sein Programm davon aber nicht beeinträchtigt: "Es ging darum, den Abbau und die Überhitzung der Reifen zu verstehen. Obwohl die Session aufgrund roter Flaggen durchwachsen war, haben wir viele Daten gesammelt. Insgesamt war es ein guter Tag."

Mercedes erwartet Verschiebungen am Samstag

Mercedes-Ingenieur Andrew Shovlin hätte sich allerdings schon einen etwas ergiebigeren Freitag gewünscht. "Wir hatten einen schwierigen Tag. Die roten Flaggen haben uns in der ersten Session viel Streckenzeit gekostet", so der Brite. Am Vormittag hatte ein Defekt an Sebastian Vettels Aston Martin eine extrem lange Unterbrechung verursacht, die über die Hälfe der 60-minütigen Session dauerte.

"Alle hatten ihre Probleme mit der fehlenden Streckenzeit. Es gibt nicht unheimlich viele Daten, mit denen wir arbeiten können und viele der Qualifying-Runs wurden durch Verkehr behindert", erklärt Shovlin weiter. Er rechnet nicht damit, dass Ferrari an der Spitze bleiben wird: "Wir müssen morgen davon ausgehen, dass einige Teams nach vorne kommen werden."

Das dritte Training wird am Samstag wie üblich die letzte Möglichkeit bieten, das Kräfteverhältnis vor dem Qualifying festzustellen. Hamilton geht davon aus, dass die Startaufstellung auf der Dünenachterbahn die Vorentscheidung bringen wird: "Ich glaube nicht, dass man hier gut überholen kann. Die Kurven sind alle super schnell mit viel Downforce. Da werden wir nicht in der Lage sein, einander zu folgen. Ich hoffe, dass wir für Sonntag eine gute Strategie finden."