Erfolgreicher Auftakt für Mick Schumacher und das Haas F1 Team in das große Comeback-Wochenende der Formel 1 in Zandvoort. Am Trainingsfreitag auf der anspruchsvollen Strecke in den Dünen der Nordsee lässt der 22-Jährige mit P17 gleich beide Williams-Fahrer hinter sich, auch Teamkollege Nikita Mazepin (P19) - im ersten Training sogar schneller als Schumacher - schlägt zumindest Nicholas Latifi, ehe er in alte Muster verfällt.

"Ich denke, das Wort Achterbahn passt hier wirklich. Wir hatten einen tollen Tag", schwärmt Schumacher nach seinem ersten Tag im F1-Auto auf der nach Spa zweiten Achterbahnstrecke in Folge. "Auf dieser neuen Strecke gibt es natürlich noch viel zu lernen, aber das ist für alle gleich. Da bin ich sicher", ergänzt Schumacher.

Mick Schumacher in Zandvoort auf Anhieb zufrieden

War das auch der Grund für eine der besseren Freitagsleistungen der Haas-Rookies? Immerhin kennt mit Ausnahme von Max Verstappen, wegen Jahre zurück liegender Demofahrten, kein einziger Fahrer die Erfahrung, den Circuit Park Zandvoort in einem Formel-1-Auto zu umrunden. Einzig auf Formel 3- oder gar DTM-Kenntnisse blicken manche Piloten zurück.

Schumacher jedenfalls gibt sich nach Tag eins zufrieden. Der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher fühlte sich auf Anhieb wohl in seinem Haas VF21. Das Auto habe gut auf der Strecke gelegen, so Schumacher. "Wir müssen es noch immer etwas anpassen, um alles herauszuholen. Aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg", sagt Schumacher.

Williams schlagbar? Mick: Qualifying kann anders aussehen

So gut, dass nachhaltig ein Kampf mit Williams möglich ist? Das gelang Haas zuletzt schon länger nicht mehr. Nach frühen Achtungserfolgen in Portugal oder auch noch in Frankreich kam zuletzt immer weniger. Immerhin entwickelte das US-Team seinen Boliden 2021 nicht einmal im Ansatz weiter, Williams hingegen bis zuletzt.

In Zandvoort allerdings stellte sich das Team offenbar selbst ein Bein. "Ein paar der Änderungen von FP1 auf FP2 waren rückblickend betrachtet nicht die richtige Richtung", erklärt Nicholas Latifi die Niederlage gegen Haas als Schwäche Williams, nicht als Stärke des US-Stalls. "Aber es ist eine neue Strecke, wir wussten nicht, wohin die Streckenentwicklung gehen würde. Und auch die Soft-Reifen waren mit den besseren Bedingungen nicht das, was wir erwartet haben. Ich glaube, wir können bei ein paar Dingen zurückgehen."

Zu großen Kampfansagen lassen sich Haas und Schumacher ohnehin nicht hinreißen. "Wir wissen natürlich, dass die Dinge morgen im Qualifying etwas anders aussehen können, aber was heute angeht, können wir sehr zufrieden sein", sagt der Haas-Fahrer. Doch auch von seinem Team werde noch einiges kommen. Schumacher: "Wir haben noch immer ein bisschen Luft nach oben. Ich bin sicher, dass wir hier und da noch ein paar Zehntel finden werden."

Nikita Mazepin von Steilkurven-Feeling geflasht

So sieht es auch Teamkollege Mazepin. Von der Augenhöhe mit Williams zeigt sich der Russe allerdings überrascht. Doch auch Mazepin weiß, dass es im Qualifying wieder ganz anderes aussehen kann. "Wir haben dieses Jahr festgestellt, dass sie immer noch etwas in der Hinterhand halten. Wir auch, aber vielleicht nicht so viel", sagt der Russe.

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Wie Schumacher fühlte sich Mazepin auf Anhieb wohl, wenngleich ein wenig ungewohnt im Auto - Steilkurven sei Dank! "Es hat viel mehr Spaß gemacht als ich erwartet habe. Das erste Mal als ich in der letzten Kurve durch das Banking gefahren bin, habe ich mit meinem Körper etwas ganz anderes gefühlt. Das fühlte sich eigentlich ganz cool an. Ein neues Gefühl in meiner bisherigen Formel-1-Erfahrung", berichtet Mazepin.

Mazepin leistet sich Dreher: Hab's weggestopft

Im zweiten Training war der Russe weniger glücklich. "Insgesamt war es aber ein sehr herausfordernder Tag. Ich war im ersten Training sehr happy mit dem Auto, dann haben wir ein paar Änderungen vorgenommen, die nicht ganz das gemacht haben, was wir mit den verbesserten Streckenbedingungen erwartet hatten", schildert Mazepin. "Aber wir haben viel gelernt."

Eine dieser Lehren war auch, wie es nicht ging: Im zweiten freien Training sorgte Mazepin nach den roten Flaggen durch Defekte bei Sebastian Vettel und Lewis Hamilton für die dritte rote Flagge des Tages. In Kurve elf, der langsamen Rechts nach der kurzen DRS-Gegengerade, verlor der 22-Jährige das Heck seines Boliden und flog ins tiefe Kiesbett ab. Dort begrub Mazepin den VF-21 so tief, dass er sich nicht mehr zu befreien wusste.

Ein Fehler, der Mazepin wegen seiner vorherigen Besserung seit Saisonbeginn, weitgehend kalt lässt. "Ja, ich hab es weggestopft", sagt der Russe. "Aber ich denke, dass das eben manchmal passiert. Es ist eine Weile her, dass ich einen Ausflug in den Kies gemacht habe. Jetzt weiß ich, wie sich der holländische Schotter anfühlt!" Durch seinen Abflug kam Mazepin im zweiten Training nur auf zwölf Runden, Schumacher gelangen 19 mehr. Gut zwei Zehntel war der Deutsche schneller.