George Russell oder Valtteri Bottas? Wer sitzt in der Formel-1-Saison 2022 im zweiten Mercedes-Cockpit neben Lewis Hamilton? Der Tag der offiziellen Bestätigung scheint näher und näher zu rücken. In Spa erklärte Motorsportchef Toto Wolff nach vorherigem Stillschweigen der Fahrer erstmals, die Entscheidung sei bereits gefallen, nur noch nicht verkündet. Kurz darauf berichteten verschiedene Medien bereits, Russell werde Bottas ersetzen. Posts auf Social Media heizten Gerüchte um genau diesen Ausgang weiter an.

Im September will Mercedes entscheiden, so berichtete Wolff noch kurz vor der Rückkehr der Formel 1 aus der Sommerpause. In Spa - noch im August - war dann zunächst keinerlei Bewegung zu vermelden. Am Donnerstag erklärte Russell und Bottas im PR-Sprech, es gebe keine Neuigkeiten. Einzig der Finne deutete etwas an. Vielleicht wisse er ja schon etwas, ließ Bottas kryptisch wissen.

Russell vs. Bottas entschieden, nur noch nicht verkündet

Warum? Weil die Entscheidung offenbar bereits gefallen ist. Am Samstag bestätigte Toto Wolff in Spa genau das erstmals unmissverständlich. Auf eine konkrete Nachfrage, ob die Entscheidung bereits getroffen sei und nur noch nicht verkündet, antwortete Wolff deutlich und schnell mit einem 'Ja'.

Am Sonntagabend nach dem Regenchaos von Spa rückte Wolff dieses klare Statement zunächst in ein etwas anderes Licht. "Die Frage, die mir gestern gestellt wurde, war, ob ich mich entschieden habe. Das habe ich, aber ich bin nicht der Einzige, der in diese Entscheidung involviert ist", sagte Wolff. Also steht doch noch nicht alles fest, sondern nur die Entscheidung Wolffs, nicht die der anderen Teameigner Daimler und Ineos?

Wolff: Entscheidung erst kürzlich gefallen

Offenbar ist sehr wohl auch das der Fall, wie Wolff kurz darauf nahelegte. "Die Entscheidung, die wir gemeinsam mit den anderen involvierten Parteien getroffen haben, die ist wirklich einige Tage her", sagte Wolff auf Nachfrage, ob die Entscheidung tatsächlich sogar schon im Juni gefallen sei. Damals hatte RTL dies berichtet. Da habe es nur eine Tendenz gegeben, so Wolff. "Aber wir waren es einfach beiden schuldig, zu performen und auch die Ergebnisse zu konsolidieren", sagte der Österreicher.

Von einer fixen Entscheidung - nicht nur Wolffs - ist inzwischen also ganz klar auszugehen. Das passt auch zu diversen Medienberichten der vergangenen Tage. Erneut RTL oder das gut informierte Fachportal racefans.net etwa berichteten, Bottas werde durch Russell ersetzt. Racefans zufolge soll der Finne stattdessen zu Alfa Romeo wechseln und dort Kimi Räikkönen in Rente schicken. Dieses Gerücht geht bereits länger durch das Fahrerlager. Neu: Auch Antonio Giovinazzi muss laut dieses Berichts seinen Platz räumen - für einen weiteren Mercedes-Mann, genauer gesagt Formel-1-Meister Nyck de Vries.

Medienberichte: Bottas zu Alfa, Albon zu Williams

Bei Williams unterdessen soll demnach Alexander Albon der Nachfolger Russells werden. Mit Nicholas Latifi scheint das Team weitermachen zu wollen, wie Teamchef Jost Capito zuletzt zumindest andeutete. Damit wäre Nico Hülkenbergs Comeback geplatzt. Zuletzt hatte Dr. Helmut Marko angegeben, Albon nach Möglichkeit auch außerhalb der eigenen Teams platzieren zu wollen. Bei Red Bull sind mit Max Verstappen und Sergio Perez bereits beide Plätze fix vergeben. Bei AlphaTauri fehlt nur noch eine in Kürze erwartete Bestätigung Pierre Gaslys und Yuki Tsunodas.

Toto Wolff: Verkündung erst, wenn alle Verträge unterschrieben sind

Hört man Wolff genau zu, könnte all das in kurzer Abfolge offiziell werden. Dass noch nichts verkündet sei, liege nämlich vor allem an zweierlei. Erstens will Wolff die Zukunft für beide - Russell und Bottas - unter Dach und Fach haben, ehe Mercedes etwas bestätigt. Das betont Wolff schon seit Wochen. Zweites müssten bei einer Verkündung alle Beteiligten berücksichtigt werden, so der Wiener weiter - also neben den Fahrern auch alle involvierten Teams.

"Es gibt mehrere Parteien, nicht zuletzt die Fahrer, die involviert sind", sagte Wolff. "Die müssen wir respektieren. Solange die Verträge nicht unterschrieben sind, macht es keinen Sinn, es zu verkünden. [...] Es ist nicht nur unser Call, es gibt andere beteiligte Parteien und da musst du immer mit Respekt und Sorgfalt verfahren."

Ocon-Debakel mit Renault: Vorsicht keine Konsequenz

Ist das die Konsequenz aus schlechten Erfahrungen, als 2018 ein für 2019 erwartetes Cockpit für Mercedes-Junior Esteban Ocon bei Renault doch noch platzte und sich die Franzosen stattdessen für Daniel Ricciardo entschieden? "Nein, das hat nichts mit den Lehren aus der Situation mit Esteban zu tun, denn wir gehen hier mit Leuten um, denen ich vertraue und respektiere", sagte Wolff mit einem Seitenhieb in Richtung der damaligen Verantwortlichen bei Renault. "Es ist einfach eine Frage, alle abgestimmt und die Verträge unterzeichnet zu haben."

Finne postet Traum-Benz: Ist das Bottas' Abschiedsgeschenk?

Ist es so weit, kann es also sehr schnell gehen. Aktuell steht dafür das Wochenende des Italien-GP 9.-12. September) im Raum. Dann wäre die Formel-1-Welt endlich von endlosen Gerüchten und Spekulationen wegen aller vorstellbarer Instagram-Posts erlöst. So postete Bottas am Dienstag Bilder eines Mercedes AMG GT aus der Black Series, in Speziallackierung in Anlehnung an sein F1-Auto. Ein Abschiedsgeschenk?

Zudem postete Hamilton ein gemeinsames Foto mit seinem Hund Roscoe, den er (versehentlich?) mit George Russell taggte. Der Post wurde wieder entfernt.

Keine Rolle mehr spielen sollen unterdessen die jüngsten Entwicklungen in der Formel 1, allen voran George Russells sensationeller zweiter Platz im Regen-Qualifying in Spa, so Toto Wolff. Für Ex-Mercedes-Mann Ross Brawn war eine derartige Leistung Russells allerdings nur ein weiteres Zeichen, dass sein ehemaliges Team im Grunde keine Wahl hat. "In meinen Augen gibt es für Mercedes nächstes Jahr nur eine Entscheidung", schrieb der Sportchef der F1 in seiner obligatorischen Kolumne.