Max Verstappen brachte das seltsame Formel-1-Rennen in Spa-Francorchamps den sechsten Sieg in der Saison 2021. Im WM-Kampf gegen Lewis Hamilton machte er nach zwei Pleiten wieder Boden gut, doch so richtig entsprach der Sonntag nicht seinen Vorstellungen. In seinen Augen verpasste die FIA den richtigen Moment, um den Grand Prix standesgemäß über die Bühne zu bringen. Dennoch zeigt er Verständnis für die Sicherheitsbedenken.

"Ich habe gegen 15:30 Uhr gesagt, dass wir loslegen können. Ich denke, die Bedingungen waren da in Ordnung, aber die Sicht war sehr schlecht", so Verstappen nach seinem Sieg im Zwei-Runden-Rennen auf der Ardennenachterbahn, das erst über drei Stunden nach dem eigentlichen Start über die Bühne ging. Wäre es nach ihm gegangen, hätten die Offiziellen den ursprünglichen Zeitplan einhalten sollen: "Wenn wir um 15:00 Uhr gestartet wären, hätten wir eine bessere Chance gehabt."

Während er im Boxenfunk die Freigabe des Rennens forderte, beklagte sich der Rest des Feldes über die schlechte Sicht. Den Start nicht freizugeben, war für ihn unter diesem Gesichtspunkt nachvollziehbar. "Die Sicht war hinter mir natürlich sehr schlecht. Und besonders vor dem Hintergrund der kürzlichen Ereignisse, willst du keinen großen Unfall riskieren. Das hätte sich einfach nicht richtig angefühlt", sagt er.

Im Qualifying war Lando Norris bei deutlich weniger Wasser auf der Strecke in Eau Rouge mit hoher Geschwindigkeit gecrasht. Da der Unfall des McLaren-Fahrers im Q3 stattfand, waren die zehn in diesem Abschnitt des Zeittrainings fahrenden Autos auf dem 7,004 km langen Kurs gut verteilt. Im Rennen wäre ein derartiger Zwischenfall laut Verstappen deutlich kritischer: "Wenn jemand in Eau Rouge abfliegt und auf die Strecke zurückkommt, kann es sein, dass er mit 250 km/h erwischt wird. Diese Dinge willst du nicht."

Verstappen kritisiert späte Startzeiten für Formel-1-Rennen

Nach dem ersten Abbruch wurden Fahrer und Fans bis 18:17 Uhr vertröstet, um dann hinter dem Safety Car die zwei Runden zu absolvieren, mit denen der Grand Prix gewertet werden kann. Verstappen wäre gerne ein richtiges Rennen gefahren: "Ich bin zuversichtlich, dass wir einen sehr guten Job hätten machen können. Aber der Erfolg fordert bei diesem Wetter auch einen hohen Einsatz. Es ist einfach, zu sagen, dass man das Rennen auch mit der vollen Distanz gewonnen hätte. Es ist aber genauso einfach, bei diesen Bedingungen abzufliegen."

Schlussendlich hatte er Verständnis dafür, dass die Offiziellen keinen ernsthaften Versuch mehr wagten. Die 2018 durch Liberty Media eingeführte Startzeit am Nachmittag empfand Verstappen allerdings als hinderlich. "Wenn du so spät am Tag erst startest, gibt es hinten raus nicht viel Luft", so der 23-Jährige. "Vielleicht wäre es besser, um 12:00 oder 13:00 Uhr zu starten. Das wäre meiner Meinung nach sowieso eine bessere Startzeit."

Verstappen freut sich über WM-Punkte

Durch den Triumph lohnte sich das Aussitzen des Sonntags für Verstappen immerhin mit Blick auf die Weltmeisterschaft. Dort kam er bis auf drei Zähler an Hamilton heran. "Wir hatten zwei Rennen, in denen wir kaum Punkte geholt haben. Wir brauchten ein anständiges Resultat", sagt er mit Blick auf die Pleiten in Silverstone und Budapest.

Hamilton kritisierte die FIA dafür, das Resultat mit den zwei Runden hinter dem Safety Car zu erzwingen. Obwohl Verstappen davon profitierte, sieht er das ähnlich: "Das sind die Regeln. Ich denke, sie wollen einfach immer ein Resultat haben, was ich verstehen kann. Das ist natürlich nicht der schönste Weg, zu einem Ergebnis zu kommen."

Verstappen sieht keine Chance auf Wiederholung

Unschön fand er den Ablauf des Rennsonntags nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Zuschauer. Die Tribünen waren bis zur endgültigen Absage üppig besetzt. "Sie haben heute so lange in der Kälte ausgeharrt, im Regen, im Wind. Das ist einfach schrecklich so dort draußen zu sitzen, deshalb geht an sie ein großer Dank raus", so Verstappen.

Hamilton hätte das Rennen gerne am Montag nachgeholt und forderte, dass die Formel 1 den Fans ihr Geld zurückgibt. Verstappen sieht allerdings keine Chance, dass das Rennen auf irgendeine Weise nachgeholt werden kann: "Wir haben sowieso schon zu viele Rennen. Natürlich sollten wir die guten Rennstrecken priorisieren. Aber ich sehe nicht, dass wir dieses Jahr nochmal hierher zurückkehren, besonders weil wir schon 22 Rennen haben."