Nach mehr als drei Stunden des Wartens im kühlen Nass der Ardennen sollten die Formel-1-Fans beim Großen Preis von Belgien 2021 ab 18:17 Uhr doch noch zumindest drei Runden mit Autos auf der Strecke sehen. Drei Runden, die formal immerhin keine Formationsrunden mehr waren wie noch der erste vergebens ausgeführte Startversuch um 15:25 Uhr. Mit Max Verstappen und Co nur hinter dem Safety Car mussten die Zuschauenden auf diesen drei Rennrunden dennoch vorlieb nehmen.

Nach diesen drei Runden fiel allerdings wieder dieselbe Entscheidung wie schon Stunden zuvor: Die Witterungsbedingungen ließen Racing noch immer nicht zu, nächste rote Flagge. Diesmal gab es keinen Restart mehr. Mit den drei Runden war allerdings dafür gesorgt, dass zumindest halbe Punkte vergeben wurden. Dafür sind mindestens zwei Umläufe zu fahren, die keine Einführungsrunden sind. So gingen die Top-10 zumindest mit halber Punkteausbeute nach Hause statt allesamt ohne Punkte.

Halbe Punkte sorgen für Mercedes-Rückschlag

Im WM-Kampf war das für Mercedes eine schlechte Nachricht. Max Verstappen erhielt 12,5 Zähler für den Sieg, Lewis Hamilton nur 7,5 für Platz drei. So holte der Niederländer in der WM-Wertung genauso fünf Punkte auf wie Red Bull in der Konstrukteurswertung bei Mercedes.

Wolff sauer: Rennen wäre nie richtig gestartet worden

Der amtierende Weltmeister zeigt sich davon alles andere als begeistert. "Wir haben allen Grund, verärgert zu sein", wettert Motorsportchef Toto Wolff. Für den Österreicher war der Start im noch immer heftigen Regen sinnlos. Racing sei ganz sicher nicht möglich gewesen. "Es wurden halbe Punkte vergeben, obwohl vielleicht - oder nein, nicht vielleicht - es war zu erwarten, dass das Wetter nicht besser werden würde", schimpft Wolff auf die Entscheidung. Lewis Hamilton unterstellte unterdessen monetäre Motive.

Großartig weiterverfolgen will Wolff die Vorgänge nun allerdings nicht mehr. Nach einem derartigen 'Freak'-Sonntag wolle er nun alles abhaken und den Blick nach vorne richten. Wolff: "So ist es jetzt eben. Das musst du einstecken, das Kapitel für dieses Rennen schließen und weitermachen", sagt Wolff.

Formel 1 verwirrt: Ergebnis nach einer Runde, trotzdem genug für Punkte

Keinen Zweifel hegt der Mercedes-Leiter unterdessen an dem Ergebnis selbst. Immerhin wurden nur drei Runden gefahren, bei einer roten Flagge wird allerdings traditionell der Zwischenstand von zwei Runden zuvor gewertet. Diese Regelung sorgte etwa 2003 für den berühmten nachträglichen Sieg Giancarlo Fisichellas beim Brasilien-GP. Direkt nach dem Rennen gejubelt und den Siegerpokal erhalten hatte noch Kimi Räikkönen.

Würde das in Spa 2021 nun nicht bedeuten, dass die Wertung von Runde drei auf Runde eins zurückgesetzt wird und damit doch nicht die für halbe Punkte nötige Rundenzahl von zwei erreicht worden ist?

Wolff: Wenn es ein Podium gibt, gibt es auch ein Ergebnis

Eine abgewandelte Wiederholung der Geschichte wittert Wolff nicht. "Wir haben ein Podium gesehen, also gibt es auch ein Ergebnis. Es gibt viele Regeln, die du da ansehen musst, aber ich denke, wenn es ein Podium gibt, dann gibt es auch ein Ergebnis", sagt der Mercedes-Teamchef.

Das gibt es inzwischen - provisorisch - tatsächlich. Laut FIA wurde das Rennen zwar tatsächlich wie beschrieben mit einer Runde gewertet. Dennoch gab es halbe Punkte. Der Grund laut FIA: "Für das Festlegen der Punkte gilt Artikel 6.5 [des Sportlichen Reglements], da der Führende die Kontrolllinie dreimal überfahren hat. Daher hat der Führende die Voraussetzung erfüllt, mehr als zwei Runden für halbe Punkte gefahren zu haben."