Als die wenigen verbliebenen schreibenden Journalisten nach dem Qualifying in Spa im strömenden Regen auf Sebastian Vettel warteten, mussten sie sich ein wenig länger gedulden. Nach den TV-Interviews ging der viermalige Formel-1-Weltmeister nicht direkt weiter zur schreibenden Zunft, sondern suchte das Gespräch mit FIA Rennleiter Michael Masi.

"Er ist mir über den Weg gelaufen, ich hatte ein kurzes Gespräch mit ihm", erklärte Vettel seine Verspätung. Für das Gespräch ging der 34-Jährige extra in das Gebäude der Race Control. Die ersten Emotionen hatte der Aston-Martin-Pilot bei den Interviews schon abgelegt. Dabei ging es nicht um seinen starken fünften Startplatz beim Belgien GP.

Nach dem Unfall von Lando Norris im Q3 hatte Vettel regelecht geflucht. "Was zur Hölle habe ich gesagt? Was habe ich gesagt? Das war unnötig ", brüllte er in den Funk. Grund des Ärgers: Schon vor dem Unfall hatte Vettel die Rennleitung darauf aufmerksam gemacht, dass die Bedingungen zu schlecht sind. "Rote Flagge, es steht zu viel Wasser auf der Strecke", funkte er.

Vettel nimmt FIA in Schutz: Können nicht allen zuhören

Nach dem Qualifying hatte sich der Heppenheimer wieder beruhigt: "Es ist sehr schwierig, im Nachhinein ist es immer einfach. Wichtig ist, dass wir davon lernen, was passiert ist. Dieser Unfall hätte auch anders ausgehen können. Wir hatten Glück, dass nicht mehr passiert ist."

Vettel passierte die Unfallstelle als Erster und hielt am havarierten McLaren an, um sich selbst ein Bild von Lando Norris Zustand zu machen. Erst als der Brite den Daumen hob, fuhr der Aston-Martin-Pilot weiter.

Schon in der Outlap bemerkte Vettel stehendes Wasser in der Eau Rouge, Foto: LAT Images
Schon in der Outlap bemerkte Vettel stehendes Wasser in der Eau Rouge, Foto: LAT Images

Trotz seiner persönlichen Prognose, die sich schließlich bewahrheiten sollte, nimmt er die FIA in Schutz: "Es sind viele Fahrer, viele Teams und viele Radios. Du kannst nicht immer jedem zuhören." Bei seiner prinzipiellen Kritik bleibt er aber: "Es ist klar, dass die Session nicht hätte freigegeben werden dürfen. Ich habe es auf meiner Outlap sofort in Eau Rouge gemerkt und auch auf der Kemmel-Geraden stand zu viel Wasser."

Den Einwand von Fahrer-Kollege Pierre Gasly, beim Restart der Sitzung seien fast alle schon wieder auf Intermediates auf die Strecke gegangen, lässt Vettel nur bedingt gelten. "Das Problem ist, dass der Regenreifen nur ein sehr kleines Arbeitsfenster hat. Er ist nicht besonders gut, wenn viel Wasser auf der Strecke ist", erklärt er.

"Die Autos saugen aber durch den vielen Abtrieb das Wasser sehr schnell von der Strecke. Deshalb pusht jeder auf Intermediates und nimmt die Fahrt auf Messers Schneide in Kauf, weil sie viel schneller sind", so Vettel.