Lewis Hamilton, gemeinhin als einer der besten Regenfahrer der Formel 1 bekannt, konnte bei wilden und wechselhaften Bedingungen im Qualifying von Spa diesmal nicht abliefern. Nicht nur, dass er WM-Kontrahent Max Verstappen die Pole überlassen müsste - auch dem Williams-Mann George Russell musste sich Hamilton geschlagen geben.

"Es war ein richtiger Kampf für uns mit unserem Auto", muss Hamilton danach gestehen. Der Mercedes W12 war im Nassen am Samstag wirklich nicht gut zu fahren. Der Grund dafür ist eine bewusste Setup-Entscheidung des Teams: Weniger Flügel für mehr Topspeed. Was im Trockenen gut ist, aber im Nassen Probleme macht. Hat sich Mercedes hier einen groben Fehler erlaubt?

Mercedes nimmt kleinen Flügel & bezahlt im Regen den Preis

Am Freitag noch hatte Mercedes verschiedene Aerodynamik-Konfigurationen an den Autos von Hamilton und Valtteri Bottas getestet. Danach tendierte man zum kleineren Flügel, für mehr Geschwindigkeit und weniger Abtrieb. "Wir haben versucht, die beste Balance zwischen Abtrieb und Topspeed zu finden, und für heute war das vielleicht nicht das beste", gesteht Hamilton.

Offenbar hatte Mercedes nicht mit einem derart verregneten Qualifying gerechnet, als man den kleineren Flügel wählte. Als es kurz vor 15:00 Uhr zu schütten begann, brachten die Mechaniker am Heck der Autos als Notlösung sogar noch einen sogenannten Gurney an. Eine zusätzliche Kante, die mehr Luftwiderstand und damit Abtrieb erzeugt. Der Regen war ihnen doch zu stark geworden, um mit dem angedachten Setup zu fahren.

Bei rutschigen Bedingungen bekam Hamilton, der noch das Beste daraus machte, trotzdem die Rechnung präsentiert: "Man sieht es auch mit Valtteri. Das Auto war ein bisschen schwierig heute."

Hamilton baut auf Sonntags-Comeback: Flügel im Rennen Vorteil?

Optimismus herrscht bei Mercedes trotzdem vor. "Wir sind morgen sicher schneller auf den Geraden", beschwört Toto Wolff. Aber dunkle Wolken hängen wahrhaftig über dem Rest des Wochenendes, auch für morgen ist wechselhaftes und unvorhersehbares Wetter prognostiziert.

"Ich denke, unsere Rennpace sollte etwas stärker sein als die Pace heute", meint Hamilton vorsichtig. "Aber trotzdem schätze ich, dass es ein bisschen schwierig wird. Besonders, wenn wir bei solchen Bedingungen fahren."

Bitter für ihn: Teamkollege Bottas schaffte gar nur P8, und hat noch fünf Strafplätze über sich hängen. Damit wird Hamilton morgen an der Spitze als Mercedes-Einzelkämpfer agieren müssen: "Die zwei Red Bulls sind nicht allzu weit weg, das wird es mit Strategie schwierig machen. Wir werden aber natürlich wie gesagt alles geben. Hoffentlich ist es kein so verrückter Regen wie jetzt. Wenn es wechselhaft ist, sollte es passen."