Seit Ende vergangenen Jahres war nicht nur Mick Schumachers Formel-1-Aufstieg offiziell, noch dazu schien seine Zukunft in der Königsklasse mittelfristig sicher. Im Dezember bestätigte das Haas F1 Team den Sohn von F1-Rekordweltmeister Michael Schumacher für 2021 als zweiten Fahrer neben dem kurz zuvor fixierten Nikita Mazepin. In beiden Fällen war in der Presseaussendung zudem gleich von einem mehrjährigen Kontrakt die Rede.

Also mindestens zwei Jahre, sprich 2021 und 2022. Alles klar also? Nicht in der Formel 1. Mitte des Jahres, bereits lange vor Beginn der eigentlichen Hochphase der Silly Season im August und September, ging plötzlich das Gerücht durch das Fahrerlager, Ferrari-Junior Schumacher könne 2022 von Haas zu Alfa Romeo (Sauber) - ebenfalls Partner und Motorenkunde Ferraris - wechseln.

Mick Schumacher: Vertrag mit Haas und Ferrari

Klare Dementis kamen von keiner Partei. Schumacher sprach mehrfach lediglich davon, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Haas-Teamchef Günther Steiner gab an, er sei zuversichtlich, Schumacher werde bleiben. "Wir kriegen das hin. Mick hat gesagt, dass er noch nichts unterschrieben hat, aber es gibt eine Vereinbarung", sagte der Südtiroler im Juli. "Es gibt da nur noch ein paar Dinge, die wir klären müssen." Einzig im Fall von Teamkollege Mazepin sei alles klar. Dessen Vertrag für 2022 sei fix unterschrieben.

Doch warum galt und gilt das nicht für Schumacher? Immerhin war der Wortlaut der damaligen Presseaussendung bei beiden Fahrern gleich. Weil im Fall Schumachers nicht nur zwei Parteien involviert sind, sondern neben Team und Fahrer auch noch Ferrari. "Es ist ein Vertrag mit drei Parteien, denn er hat einen mit Ferrari. Wir müssen das noch bis ins letzte Detail zusammenschreiben", erklärte Steiner. "Mit drei Parteien ist es nur immer schwieriger, als unkompliziert zwischen zwei Parteien einen Vertrag zu machen."

Ferrari darf ein Haas-Cockpit mit Junior besetzen

Worum genau es geht, berichtete Steiner nun in einer Kolumne für das britische Portal 'the-race.com'. "Ich bin so zuversichtlich wie möglich, dass Mick nächstes Jahr bei uns sein wird. Mick steht bei Ferrari unter Vertrag und wir werden einen Ferrari-Fahrer haben", verriet Steiner. Heißt: Die Kooperation mit dem ohnehin schon engen Ferrari-Partner Haas (Getriebe; Motoren, Standard-Teile) ist seit Schumachers Verpflichtung für 2021 noch enger geworden: So platzierte die Scuderia ihren erfahrenen Ingenieur Simone Resta bei Haas und stellte in Maranello Büroräume zur Verfügung. Noch dazu darf Ferrari, wie seit 2018 bei Sauber, einen ihrer Junioren fix bei Haas parken.

Konkret bedeutet das, dass bei Haas 2022 neben Mazepin nicht nur weiterhin Schumacher, sondern auch Callum Ilott, Robert Shwartzman oder Marcus Armstrong fahren könnten. Nur der genaue Name aus dieser Auswahl steht noch nicht fest. Leben könnte Steiner letztendlich mit jeder Alternative. "Wenn es nicht Mick ist, in Ordnung, sie haben noch ein paar andere gute", schreib Steiner. Aber: "Es wäre ideal, wenn Mick weiter bleibt und ich bin ziemlich sicher, dass es passieren wird."

Steiner kann auch mit anderem Ferrari-Junior leben

Ideal sei eine weitere Anstellung Schumachers bei Haas auch für den 22-Jährigen selbst, so Steiner schon im Juli. Nach einem Jahr Einfindung in der Formel 1 könnte der Deutsche so in seinem zweiten Jahr im gleichen Team darauf aufbauen, ohne sich an einem anderen Ort wie Alfa-Sauber erneut neu einfinden zu müssen. Schon nach der Bekanntgabe des Juniorenduos Mazepin/Schumacher für 2021 hatte Steiner deren erste Saison mehrfach als Übergangsjahr bezeichnet. Auch wegen dieser 'Lehre' entwickelte Haas den Boliden des Vorjahres nicht weiter, sondern passte das Auto lediglich an die veränderten technischen Regularien an. Erst 2022 will der US-Stall wieder so richtig attackieren.

Das geht besser mit je einem Jahr Erfahrung für Schumacher und Mazepin als mit einem neuen Rookie - zumal es in der Ferrari-Akademie aktuell weniger rosig aussieht als noch 2020. "Wenn ich mir die Juniorfahrer der Ferrari Driver Academy ansehe, dann besteht kein Zweifel, dass in Sachen Resultate nicht so gut ist wie vergangenes Jahr", gesteht Ferrari-Leiter Mattia Binotto selbst. "Vergangenes Jahr, besonders in der F2, hatten wir großartige Ergebnisse, was dieses Jahr nicht der Fall ist. Insgesamt können wir also nicht so zufrieden sein, wie wir es waren."

Ferrari 2021 unzufriedener mit Nachwuchsakademie

Nach den Rängen eins, zwei und vier für Schumacher, Ilott und Shwartzman in der Formel-2-Saison 2020 sieht es im Unterhaus der Formel 1 2021 tatsächlich düsterer aus. Shwartzman liegt als Gesamtdritter zumindest noch im Titelrennen, Marcus Armstrong kann als derzeitiger Tabellenvierzehnter auch in seiner zweiten F2-Saison nicht an seine Leistungen aus der Formel 3 anknüpfen. Ilott setzt im Formelsport unterdessen völlig aus und verdingt sich 2021 stattdessen als Test- und Simulatorfahrer für Ferrari und Alfa Romeo.

Bei Sauber läuft Ende des Jahres trotz des inzwischen bis mindestens 2022 verlängerten Deals mit Alfa Romeo das Nennrecht Ferraris für eines der beiden Cockpits aus. Das nutzte die Scuderia 2018 für Charles Leclerc und seit 2019 für Antonio Giovinazzi. Die Zukunft des 27-Jährigen ist alles andere als gesichert, wenngleich Giovinazzi als Italiener noch immer zumindest die Verlängerung Saubers mit Alfa helfen wird. Wie es mit Routinier Kimi Räikkönen weitergeht, ist ebenfalls noch völlig offen.

Schumacher zu Sauber? Alfa braucht bei Räikkönen-Abgang großen Namen

Ein offenes Geheimnis ist allerdings, dass das Team aus Hinwil in der Schweiz gerne einen werbewirksamen Namen im Team sehen will. Eine gute Alternative zum Räikkönen-Prädikat des Weltmeisters wäre hier in jedem Fall der prominente Name Schumacher - oder zumindest der Name Valtteri Bottas, immerhin GP-Sieger und zweifacher Vize-Weltmeister. Bereits seit Wochen wird der Name des Finnen in Verbindung mit Sauber gebracht, sollte Mercedes Bottas 2022 durch George Russell ersetzen.

Auch ohne formales Abkommen ist dennoch genauso erneut ein anderer oder zusätzlicher Ferrari-Junior wie etwa Ilott - 2021 immerhin schon mit Freitagseinsatz für Alfa-Sauber - denkbar. Vasseur: "Wir werden in Zukunft wieder freie Wahl haben, was die Fahrer angeht. Aber natürlich bedeutet die Verbindung zu Ferrari, dass wir ohne Probleme mit ihnen über Fahrer aus ihrem Kader sprechen können."

Fazit: Völlig klar ist noch immer längst nicht, für welches Team Mick Schumacher 2021 starten wird. Dazu gibt es noch immer zu viele unklare Variablen. Beendet Räikkönen seine Karriere? Braucht Bottas ein neues Team? Welches Umfeld bewertet Ferrari für Schumacher als am besten? Wie sehr empfehlen sich die anderen Ferrari-Junioren in den kommenden Wochen? Und nicht zuletzt geht es in einem riesigen Sport wie der Formel 1 auch ums liebe Geld: Welche kommerziellen, strategischen und sportpolitischen Interessen werden hier an welcher Stelle priorisiert?