Die Formel 1 ist in der Sommerpause: Nach 11 von 23 (geplanten) Rennen zieht Motorsport-Magazin.com eine erste Bilanz. Heute beleuchten wir die erste Saisonhälfte von Red Bull. Wie schlugen sich Hamilton und Bottas bisher im packenden WM-Kampf gegen Red Bull? Wir ziehen Bilanz.

Ziel vs. Realität:
Mercedes ging als frischgebackener siebenmaliger Weltmeister in diese Saison. Die Erwartungen an sich selbst sind dementsprechend hoch. Relativ schnell zeigte sich jedoch, dass sich Mercedes nach den kleinen technischen Regeländerungen vor der Saison, wie die Beschneidung des Unterbodens, im Vergleich zur direkten Konkurrenz deutlich schwerer tut als die Jahre zuvor. Kurz sah es in der ersten Saisonhälfte auch so aus, als würde es im Kampf um den WM-Titel schlecht stehen, das Werksteam konnte gegen Red Bull jedoch zurückschlagen und liegt in der Fahrer- und Konstrukteurswertung wieder knapp ganz vorne. Damit ist Mercedes im Soll.

Entwicklung:
Mercedes konnte trotz Problemen mit einem instabilen Heck einen starken Saisonstart hinlegen. Die Grands Prix in Monaco und Baku sowie die beiden Rennwochenenden in Österreich deckten die Schwächen des W12 jedoch gnadenlos auf. Obwohl Teamchef Toto Wolff kurzzeitig davon sprach, das Entwickungsrennen gegen Red Bull bereits verloren zu haben, brachte Mercedes doch noch einige Updates, die durchaus Wirkung zeigten. In Ungarn konnte Mercedes Red Bull auf eine Runde deutlich hinter sich lassen. Der Trend zeigt nach oben.

Der Höhepunkt:
Mercedes erlaubte sich in dieser Saison bereits einige strategische Fauxpas. Anders sah es zu Saisonbeginn aus. Hervor sticht hier vor allem der Spanien GP in Barcelona. Mercedes war nicht nur Qualifying, sondern auch im Rennen schneller als Rivale Red Bull. Nach dem Start fiel Hamilton am hinter Verstappen zurück, das Team konnte diesen im Verlauf des Rennens jedoch durch eine gut durchdachte Zwei-Stopp-Strategie ausspielen. Red Bull waren die Hände, wodurch Mercedes einen ungefährdeten Sieg einfuhr. Warum das neben Erfolgen wie in Silverstone ein Höhepunkt war? Weil sich die Leistung und Abläufe mit den dominanten vergangenen Jahren spielgelten.

Der Tiefpunkt:
Den größten Tiefpunkt erlebte Mercedes zwei Rennen später beim Großen Preis von Aserbaidschan. Der Rennstall war von Beginn des Rennwochenendes an nicht bei der Musik. Einzig Lewis Hamilton konnte sich bis zum Qualifying steigern und seinen Silberpfeil auf den zweiten Startplatz stellen. Im Rennen selbst offenbarte sich jedoch, dass gegen Red Bull kein Kraut gewachsen war. Auch Valtteri Bottas hatte durchweg zu kämpfen. Als sich für Hamilton beim stehenden Restart infolge der Kollision von Max Verstappen die Chance bot, die Rennführung zu übernehmen, kam dieser am Lenkrad aber versehentlich gegen den falschen Knopf und fuhr mit einem Verbremser in der ersten Kurve geradeaus. Ein mehr als gebrauchter Tag für Mercedes.

Lewis Hamilton:
Lewis Hamilton konnten in der ersten Saisonhälfte zeigen, wie viel Bedeutung seine Erfahrung aus sieben WM-Titeln hat. Der Brite konnte dies bereits in einigen Rennen erfolgreich nutzen. Jedoch erlaubte sich der Brite auch einige gröbere Fehler wie beispielsweise in Imola oder auch Silverstone. Seinem in dieser Saison viel zitierten Motto 'Es ist ein Marathon, kein Sprint' wurde er damit nur zum Teil gerecht. In Baku oder Ungarn hätte Hamilton deutlich mehr profitieren können. Dennoch konnte Hamilton gegen seinen WM-Rivalen in der ersten Hälfte der Saison die Oberhand behalten. Teamkollegen Valtteri Bottas hatte er dabei ohne größere Schwierigkeiten im Griff.

Durchschnittsnote MSM-Fahrerranking: 2,56

Lewis Hamilton konnte sich in Ungarn wieder die WM-Führung zurückholen, Foto: LAT Images
Lewis Hamilton konnte sich in Ungarn wieder die WM-Führung zurückholen, Foto: LAT Images

Valtteri Bottas:
Auf der anderen Seite der Mercedes-Garage sieht es etwas anders aus. Valtteri Bottas kam im bisherigen Verlauf der Saison noch nicht in Fahrt. Zwar hatte der Finne in Rennen wie Imola oder Monaco mit Pech zu kämpfen, war aber auch in den sonstigen Rennen nicht da, wenn es etwas zu holen gab. Gegen Teamkollege Hamilton scheint Bottas zudem noch weniger entgegensetzen zu können als noch im Vorjahr. Hinzu kommt, dass Bottas vermehrt Gerüchten eines Mercedes-Abschieds zu Saisonende, um für Mercedes-Junior George Russell Platz zu machen, ausgesetzt ist. Keine leichte Zeit für den WM-Vierten. Die verursachte Kollision am Start des Ungarn GP war das i-Tüpfelchen einer schwierigen ersten Saisonhälfte. Einziger Lichtblick: In sechs der bisherigen elf Rennen stand der Finne auf dem Podium - da war deutlich mehr drinnen.

Durchschnittsnote MSM-Fahrerranking: 3,16

Ausblick:
Mercedes geht mit viel Momentum und durch die vergangenen zwei Rennen auch mit neu gewonnenem Selbstvertrauen in die Sommerpause. Auch auf technsicher Seite sieht es gegen Red Bull nicht mehr so aussichtslos aus wie noch in Österreich. Da die Entwicklung zwar mehr und mehr auf nächstes Jahr verlegt wird, bleibt der Kampf gegen Red Bull voraussichtlich weiterhin eng. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Mercedes vs. Red Bull: Wer hat bisher den besseren Job gemacht? (14:20 Min.)