Es gehörte geradezu zu unseren Routinen in der ersten Hälfte der Formel-1-Saison 2021: Früher oder später am Rennwochenende flatterte mit der üblichen Bekanntgabe der FIA zu gewechselten Power-Unit-Komponenten der Teams auch der Hinweis auf einen weiteren neuen Auspuff für die Boliden von Fernando Alonso oder Esteban Ocon in unseren Posteingang.

Gleich beim zweiten Saisonlauf in Imola ging es los. Am Freitag verbaute Alpine den zweiten Auspuff im Heck des A521 Alonsos, am Samstag zogen die Franzosen nicht nur beim Auto von Ocon nach, sondern installierten bei Alonso gleich die dritte Anlage. Insgesamt sind in der Formel-1-Saison 2021 acht Ausführungen gestattet, bei jeder weiteren droht eine Strafversetzung um zehn Positionen in der Startaufstellung - analog zu über das Limit hinausgehenden Komponenten der Power Unit.

Formel 1: Ungarn-Sieger Ocon erreicht Auspuff-Limit

Beim Antriebsstrang sind die Grenzen allerdings weitaus strenger. Bei Verbrennungsmotor, Turbolader und den Energierückgewinnungssystemen MGU-K und MGU-H sind für die gesamte Saison jeweils drei Einheiten gestattet, bei Steuergeräten und Batterien sogar nur zwei.

Dennoch sind es die Auspuffe, die Alpine zur Sommerpause bereits an die Grenzen des Erlaubten getrieben haben. Am Samstag verbauten die Franzosen bei Ocon bereits die achte Anlage, Alonso geht mit fünf verwendeten Auspuffen in den Shutdown. Einzig Max Verstappen und Carlos Sainz liegen ebenfalls zumindest bei fünf, alle anderen Fahrer verwendeten bislang maximal vier Anlagen.

Alpine: Hatten zu Saisonbeginn Zuverlässigkeitsbedenken

Müssen sich die Fans von Alonso, Ocon und Alpine nun Sorgen machen oder bringt das Team einzig und allein aus Gründen des Managements der Laufzeit immer wieder neue Auspuffe? Die Antwort liegt irgendwo dazwischen. "Wir hatten zu Saisonbeginn ein paar Schwierigkeiten, ein paar Zuverlässigkeitsbedenken, was uns zu einigen Neueinführungen veranlasst hat", gestand Alpine Executive Director Marcin Budkowski am Freitagmittag in Silverstone auf eine Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Der Freitag des Großbritannien-GP hatte gerade mit einem umfassenden Wechsel bei Alpine begonnen. Ocon hatte im Zuge eines Chassiswechsels - eine Reaktion auf einen generellen Performance-Einbruch des Franzosen zuvor in Österreich - nicht nur planmäßig seine dritte und damit letzte Power Unit erhalten, sondern auch Auspuff Nummer sechs. Wirkliche Sorgen machte sich Budkowski zu diesem Zeitpunkt noch nicht. "Wir managen unseren Pool von Auspuffen und erwarten zu diesem Zeitpunkt nicht, dass wir dieses Jahr Strafen kassieren", sagte der Pole.

Formel 1: Alpine erwartet keine Auspuffstrafe

An dieser Einschätzung hat sich auch trotz des folgenden Doppelwechsels in Ungarn nichts geändert. Alpine hat nun schlicht sämtliche, inzwischen verbesserte Auspuffanlagen in den Umlauf gebracht und kann diese ohne Strafen nun nach Belieben verwenden. Die älteren Auspuffe mit Auffälligkeiten in Sachen Zuverlässigkeit sollen vor allem in den Trainings zum Einsatz kommen. Die Anlagen überholter Spezifikationen werden für Qualifyings und Rennen verwendet. So ist das Risiko eines Defekts in einer entscheidenden Session minimiert.

Formel 1 2021: Verwendete Auspuffanlagen nach Fahrer (Limit: 8)

FahrerTeamAuspuff-Nr.
Esteban OconAlpine8
Fernando AlonsoAlpine5
Max VerstappenRed Bull5
Carlos SainzFerrari5
Sergio PerezRed Bull4
Charles LeclercFerrari4
Kimi RäikkönenAlfa Romeo4
Antonio GiovinazziAlfa Romeo4
Yuki TsunodaAlphaTauri4
Pierre GaslyAlphaTauri4
Nikita MazepinHaas4
Mick SchumacherHaas4
Sebastian VettelAston Martin3
George RussellWilliams3
Lance StrollAston Martin2
Nicholas LatifiWilliams2
Lewis HamiltonMercedes2
Valtteri BottasMercedes2
Daniel RicciardoMcLaren2
Lando NorrisMcLaren2

Formel 1: Mercedes und McLaren erst beim zweiten Auspuff

Unklar ist allerdings, mit welcher Einführung genau Alpine die Probleme beheben konnte. Geschah dies erst spät, könnte es je nach Dauer der restlichen Saison - die geplanten 23 Rennen können sich wegen der Corona-Pandemie reduzieren - dennoch eng werden, sollten nicht genug optimierte Spezifikationen vorliegen. Wenn damit nun allerdings alles passt, machen die Zahlen der Konkurrenz Mut: Mercedes, McLaren, Lance Stroll und Nicholas Latifi überstanden die erste Saisonhälfte sogar mit nur zwei Anlagen.