Fernando Alonso erwies sich beim Formel-1-Rennen in Ungarn als großer Teamplayer und verhalf Esteban Ocon zu seinem ersten GP-Sieg. Im Parc Ferme wurde der Triumph zusammen gefeiert und ein Zeichen für die große Brüderlichkeit im Hause Alpine gesetzt. Ausgerechnet der von vielen Fans und diversen Experten als Egoist abgestempelte Alonso freute sich über den Sieg des Teamkollegen fast als wäre es sein eigener. Für Ocon keine Überraschung. Er widerspricht den Kritikern des Spaniers: Alles falsch, Alonso ein fantastischer Typ.

"Es war bisher total super, mit Fernando zu arbeiten. Seit Beginn dieses Jahres formen wir ein regelrechtes Schock-Duo, würde ich sagen", streut der Franzose seinem 40-jährigen Stallgefährten Rosen. Der kehrte zur Saison 2021 nach zwei Jahren Abstinenz in die Königsklasse zurück und setzte sich dabei kein geringeres Ziel als einen dritten WM-Titel. Als er der Formel 1 Ende 2018 den Rücken kehrte, hatte er gerade erst die Karriere eines hoffnungsvollen Talents eingestampft.

Stoffel Vandoorne erlebte bei McLaren mit einer 21:0-Niederlage gegen Alonso eine Katastrophe. Ohne Aussicht auf große Erfolge blieb dem Star-Fahrer des Teams einzig der direkte Vergleich mit dem Stallgefährten, und diesen entschied er mit dem von ihm gewohnten Ehrgeiz für sich. Doch diese Auseinandersetzung war rein sportlicher Natur. Der Ruf des Stinkstiefels haftete Alonso schon seit der Saison 2007 an, als er bei McLaren gegen Rookie Lewis Hamilton kämpfte und dabei offenbar auch in die Kiste mit den schmutzigen Tricks griff.

Ocon hingegen empfindet die Zusammenarbeit mit Alonso als äußerst angenehm. "Wir arbeiten zusammen und pushen das Team zusammen in dieselbe Richtung, um es an die Spitze zu schaffen", sagt der frischgebackene F1-Sieger, der 2020 zu Alpine-Vorgänger Renault kam. Die erste Saison im Werksteam absolvierte er an der Seite von Strahlemann Daniel Ricciardo, der ihm das Leben auf der Rennstrecke extrem schwer machte. Teamintern setzte sich der Australier haushoch durch.

Ocon klärt Vorurteile mit Alonso

Im Sommer wurde Ocon mit der Nachricht konfrontiert, dass er 2021 an der Seite von Alonso fahren würde. "Mir wurden von allen möglichen Leuten so viele Dinge über Fernando erzählt, bevor ich hierher kam", sagt er. "Ich habe gehört, dass die Zusammenarbeit mit ihm als Teamkollege schwierig ist, dass er Spielchen spielt und mit seinen Teamkollegen nicht fair ist und dass er rücksichtslos ist."

Tatsächlich sprach Ocon den vermeintlichen Unruhestifter sogar auf etwaige Vorbehalte an. "Ich habe mehreren Medien gesagt, was ich vor seiner Ankunft im Team über Fernando gehört habe und wir haben auch zusammen darüber geredet", erklärt er. Doch bewahrheitet haben sich die Geschichten vom intriganten Egomanen nicht: "Alles davon ist falsch. Ich kann euch sagen, dass er bei der Arbeit im Team ein fantastischer Typ ist. Ich habe an unserer Kooperation wirklich Spaß."

Alonso fährt ohne Alpine-Order für Ocon

Das Rennen in Ungarn lieferte einen Beweis für die funktionierende Zusammenarbeit der beiden Alpine-Piloten. Alonsos harte Verteidigung gegen Lewis Hamilton schirmte den Teamkollegen an der Spitze vor einer möglichen Attacke des Weltmeisters ab. Der Spanier wusste ganz von alleine um seine wichtige Rolle in diesem Grand Prix. "Das Team hat mir nichts gesagt, aber ich wusste mehr oder weniger wie die Situation war", sagt der zweifache Champion.

Er verfolgte den Kampf von Ocon gegen Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel vom eigenen Cockpit aus: "Ich habe auf die großen Bildschirme geschaut. Ich wusste, dass Esteban und Vettel kämpfen und so ungefähr zwei Kurven vor uns sind. Und bei noch 20 Runden und Lewis, der zwei oder drei Sekunden pro Runde schneller war, hätte das für ihn gereicht, um das Rennen zu gewinnen. Also wusste ich, dass jede Runde, die ich ihn hinter mir halten kann, für Estebans Sieg Gold wert ist."

Alpine schwärmt, Ocon huldigt: Legende Alonso beweist seine Klasse

Ocon überquerte die Ziellinie schlussendlich keine drei Sekunden vor Hamilton. "Fernando hat einfach seine Klasse unter Beweis gestellt", lobt Alpines Executive Director Marcin Budkowski seinen Star-Fahrer. "Das tolle an Fernando ist, wie er die Rennen liest. Er wusste dass es für ihn um die Position geht, aber er wusste auch, dass er dem Team hilft. Es war eine tolle Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Fahrer."

Für Ocon ist der Anfang für eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft spätestens seit Ungarn gemacht: "Ich habe mit Fernando eine fantastische Zeit. Wir sind ein gutes Team, das Informationen austauscht und das Team zusammen für unser gemeinsames Ziel antreibt, in Zukunft zu siegen. Dort will ich hin und ich bin stolz darauf, mit ihm zu arbeiten. Es ist ein Privileg. Er ist eine Legende und ich hoffe, wir können bald zusammen auf dem Podium stehen."