Kurz vor Ablauf der 96-Stunden-Frist hat Aston Martin den Einspruch gegen die Disqualifikation von Sebastian Vettel im Ungarn-GP offiziell gemacht. Vettel war der zweite Platz aberkannt worden, nachdem die FIA-Techniker nach dem Rennende nur mehr 0,3 Liter Benzin zur Messprobe aus dem Tank entnehmen kommen. Das Reglement fordert mindestens einen Liter.

In einer kurzen Pressemitteilung am Mittwochabend bestätigte Aston Martin die Absicht, den Einspruch weiter durchzuziehen, und untermauerte noch einmal: Die Daten würden zeigen, dass 1,74 Liter noch im Auto waren, als Vettel den AMR21 kurz vor Kurve 12 in der Auslaufrunde abgestellt hatte. Am Sonntag hatte man schon die Einspruchsabsicht verkündet. Um das Prozedere in Gang zu halten, muss spätestens 96 Stunden danach offiziell Einspruch erhoben werden. Das ist hiermit geschehen. Außerdem sollen neue Beweise gefunden worden sein.

Aston Martin hatte schon am Sonntag versichert, dass zusätzlich zu den bereits entnommenen 0,3 noch weitere 1,44 Liter im Tank seien. Ein Problem mit der Förderpumpe habe es gegeben, rechtfertigte Teamchef Otmar Szafnauer später gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Vettels Aston Martin am Sonntagabend in der FIA-Garage, Foto: Motorsport-Magazin.com
Vettels Aston Martin am Sonntagabend in der FIA-Garage, Foto: Motorsport-Magazin.com

Nach dem Rennen hatte sich das Team darauf berufen, dass man anhand der Messungen des Fuel Flow Meters erkennen könne, dass im Auto noch mehr als der vom Reglement geforderte eine Liter Benzin vorhanden war. Bei der FIA zog diese Argumentation nicht. Man hätte dem Team mehrere Chancen gegeben, das angeblich noch im Auto befindliche Benzin zu extrahieren. Laut der Stewards-Entscheidung zur Disqualifikation schaffte man das nicht.

Aston Martin: Neue Beweise zu Vettel-Disqualifikation

Zusätzlich zum Einspruch will Aston Martin seit dem gescheiterten Versuch, die angeblich noch verbleibenden 1,44 Liter in der FIA-Garage aus dem Tank zu pumpen, neue Beweise gefunden haben. Daher nutzt man ergänzend noch das Rechtsmittel 'Right of Review', also eine Neubetrachtung. Hier muss das Team signifikante neue Beweise erbringen, die zum Zeitpunkt der Disqualifikation noch nicht zur Verfügung standen.

Aston Martin unterstreicht noch einmal, dass durch den angeblichen Regelverstoß kein Performance-Vorteil zustande kam, und dass keine Absicht bestand. Was allerdings, so argumentierten die Stewards in Ungarn, im Sinne des Technischen Reglements unerheblich ist. Entweder man kann den geforderten Liter vorweisen, oder nicht. Wenn nicht, dann folgt die Disqualifikation.

Für Vettel und Aston Martin, die sich in einem engen Kampf im Mittelfeld gegen AlphaTauri und Alpine befinden, sind die 18 verlorenen Punkte in der WM kritisch. Als Folge der Disqualifikation liegt man nun bereits 20 Punkte hinter AlphaTauri zurück.

Vettels Aston Martin befindet sich momentan in der Obhut der FIA-Technikabteilung. Die hatte den AMR21 am Sonntagabend sofort eingezogen, nachdem die Einspruchs-Absicht verkündet worden war.

Update - Freitag, 06.08.2021: Die FIA bestätigt die erste Anhörung, vom 'Right of Review'. Am Montag, dem 9. August, muss Aston Martin per Videokonferenz um 15:00 Uhr die in ihren Augen signifikanten neuen Beweise den Stewards des Ungarn-GPs vorlegen. Der Teammanager und bis zu zwei Zeugen darf Aston Martin bringen. Wenn die Stewards die Beweise als neu und signifikant einstufen, wird ein neues Hearing angesetzt, um die eigentliche Entscheidung neu zu verhandeln.