In drei Wochen kehrt die Formel 1 zurück nach Spa-Francorchamps. Am vergangenen Wochenende fuhr dort die GT World Challenge das ebenso berühmte 24-Stunden-Rennen - und das wurde von einem schweren Crash im berüchtigten Highspeed-Komplex von Eau Rouge-Raidillon überschattet.

Vier GT3-Autos kollidierten dort auf der Kuppe. Williams-Ersatzfahrer Jack Aitken brach sich dabei Schlüsselbein und einen Wirbel, auch Ferrari-Simulatorfahrer Davide Rigon landete im Krankenhaus. Die ebenfalls beteiligten Franck Perera und Porsche-Werksfahrer Kevin Estre kamen unverletzt davon. In der Aufarbeitung wurden aber schlimme Erinnerungen wach, und zogen prompt eine Sicherheitsdebatte nach sich.

Erinnerungen an Formel-2-Crash in Raidillon: Genug ist genug

2019 nämlich war in einem ähnlichen Formel-2-Unfall im Rahmen des Formel-1-Wochenendes hier Anthoine Hubert tödlich verunglückt, und Juan Manuel Correa schwer verletzt worden. Wieder war ein Auto nach einem Unfall direkt hinter der Raidillon-Kuppe zum Liegen gekommen, und von einem weiteren Fahrer, der aufgrund des Streckenverlaufs und der hohen Geschwindigkeit den Unfall nicht gut sehen und nicht rechtzeitig reagieren konnte, gerammt worden.

Die Charakteristik des Kurvenkomplexes steht infolgedessen wieder in der Kritik. Erst recht, da mit Aitken ein Fahrer an diesem Unfall beteiligt war, der auch 2019 in der Formel 2 den Unfall von Hubert miterlebt hatte. Callum Ilott, F2-Vizemeister und Ferrari-Testfahrer, fand gleich deutliche Worte: "An dieser Kurve muss sich etwas ändern, und ich bin sehr überrascht, dass sich noch nichts geändert hat. Genug ist genug."

Auch der 2019 in den Unfall verwickelte Juan Manuel Correa meldete sich am Mittwoch: "Die Bilder von diesem Crash sind daher besonders eindringlich. Seit meinem Unfall habe ich diverse Sorgen bei der FIA und den Organisatoren bezüglich der Sicherheit von Strecke und Fahrern vorgebracht."

"Ich habe angeboten, Informationen aus meiner eigenen Erfahrung zu teilen", so Correa. "Ich habe nach Antworten gesucht, was passiert ist, warum, und welche Schritte die FIA und andere Verantwortliche gesetzt haben, um Sicherheits-Verbesserungen vorzunehmen, damit nicht noch ein Fahrer unter ähnlichen Umständen schwer verletzt wird."

Formel-1-Rennleitung beurteilt Spa als sehr sicher

"Momentan laufen Diskussionen mit den relevanten Entscheidungsträgern, um meine Sorgen zu bereinigen", erklärt Correa, und fügt an: "Ich bin zuversichtlich, dass diese Diskussionen zu einem konstruktiven Schluss führen, und ich werde in den nächsten Wochen in einer besseren Position für Kommentare sein."

Bei der Formel 1 verteidigt man die Strecke. "Es wurde einiges an Arbeit in Spa verrichtet, in mehreren Bereichen", meint FIA-Rennleiter Michael Masi, der zugleich auch Sicherheits-Delegierter und so für die Streckenabnahme verantwortlich ist. Er unterstreicht: Spa entspricht allen Anforderungen, die von der Formel 1 gestellt werden, und hält so nach wie vor eine gültige Grade-1-Lizenz - die höchste Strecken-Lizenz, die für F1-Rennen nötig ist.

"Jahr für Jahr gibt es ein paar Änderungen und Verbesserungen, aber ich glaube, so wie sie ist, ist sie von der FIA-Perspektive sehr sicher", meint Masi. "Niemand von uns will schwere Unfälle sehen, und ich bin nur froh, dass die Fahrer relativ okay sind."

Fahrer fordern Kiesbetten: Spa-Umbau für 80 Millionen steht im Plan

Größere Umbauten stehen in Spa ohnehin im Raum. Im letzten Oktober wurde ein 80-Millionen-Euro-Plan bekanntgegeben, um die Strecke für ein mögliches Comeback der MotoGP fit zu bekommen. Hierbei sollen in einigen Streckenbereichen, darunter auch in Raidillon, Kiesbetten installiert werden. Außerdem soll die Auslaufzone in Raidillon vergrößert werden.

Auch der mit verunfallte Kevin Estre suggerierte am Montag: "Das Einzige, was uns hätte helfen können, ist Kies auf der linken Seite. Wenn du den Asphalt mit Kies ersetzt, wird jeder zwei bis drei km/h langsamer sein. Jetzt fahren wir alle am Limit oder sogar darüber, weil wir wissen, dass du, wenn du einen Fehler machst, einfach die Strecke abkürzt und gegen die Track Limits verstößt. Heutzutage haben wir keine Angst vor Unfällen, wir haben Angst vor einer Durchfahrtsstrafe wegen Track Limits!"