Mick Schumacher durfte sich in Ungarn zeitweise über eine Hauptrolle im Renngeschehen freuen. Zum ersten Mal in seiner jungen Formel-1-Karriere war er auf dem Hungaroring nicht zum Hinterfahren verdammt. Nach dem Startchaos kämpfte er am Rande der Top-10 unter anderem gegen Max Verstappen und Lewis Hamilton - und zog sich dabei achtbar aus der Affäre. Aus dem Traum von den ersten WM-Punkten wurde am Ende trotzdem nichts. Stattdessen war der Rookie nach diesem Sonntag reich an neuen Erfahrungen.

"Es war natürlich gut für uns in der Situation zu sein und zum ersten Mal auch zu spüren wie es ist, mittendrin im Kampf zu sein und zu versuchen seine eigene Position zu verteidigen", so Schumacher, der es in seinen ersten zehn Rennen in der Königsklasse vornehmlich mit Haas-Teamkollege Nikita Mazepin zu tun hatte. Sich plötzlich mit Hamilton, Verstappen und Co. im direkten Zweikampf zu befinden, war für ihn das wohl größtmögliche Kontrastprogramm zu seinen bisherigen Erlebnissen.

Verstappen hielt er nach dem Restart in Runde zwei für fast zehn Runden erfolgreich hinter sich. Als der Niederländer in Kurve zwei endlich einen Weg vorbei fand, hielt Schumacher bis zuletzt dagegen - leichtes Wheel-Banging inklusive. Der 22-jährige Rookie wertete den Schlagabtausch als "sehr lehrreich", doch ganz fair war der Kampf für den Red-Bull-Fahrer nicht.

Schumacher hat Spaß an Verstappen und Hamilton

Nachdem Verstappen in der von Valtteri Bottas ausgelösten Startkollision heftig torpediert worden war, befand sich die rechte Seite seines RB16B in einem katastrophalen Zustand. "Er hatte wahrscheinlich weniger Anpressdruck als Mick Schumacher. Das war für uns brutal", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner gegenüber Sky Sports f1.

Wie es mit einem intakten Top-Auto geht zeigte kurz darauf Hamilton. Der Weltmeister fiel strategiebedingt sogar zwei Mal hinter Schumacher zurück, brauchte aber jeweils nur ein bis zwei Runden, um vorbeizukommen. Doch auch das war verhältnismäßig viel. Dass die Weltelite ihn nicht innerhalb weniger Meter aufschnupfte, hatte er alleine dem Hungaroring zu verdanken. Das winkelige Layout des Kurses machte es möglich.

"Es hat umso mehr Spaß gemacht", freut sich Schumacher über die ausgedehnten Duelle, die ihn zeitweise von den Punkterängen träumen ließen. "Hoffnung [habe ich] immer, aber ich glaube realistisch war es schwierig. Die anderen hatten natürlich ein schnelleres Auto. Wir brauchten ein Delta von etwa 1,4 Sekunden, damit sie mich nicht überholen konnten. Wir waren immer knapp drin, aber sobald ein Fehler dabei war, war es das. Dann waren wir draußen und sie haben ihre Chance bekommen."

Schumacher will Chancen besser nutzen: Beim nächsten Chaos ready sein

Die Chance bekommen und ergriffen hat auch Erzrivale Williams. Die Briten standen vor Ungarn genau wie Haas noch ohne WM-Punkte da. Doch Nicholas Latifi und George Russell griffen mit den Plätzen acht und neun mit beiden Händen zu, womit sich das Team sogar vor Alfa Romeo auf die achte Position der Konstrukteurswertung verbesserte. Schumacher hätte Haas gerne dasselbe Erfolgserlebnis beschert.

"Das ist natürlich schade. Im Endeffekt hatten sie [Williams] einfach das bessere Auto, verglichen mit uns und haben die Chance dann genutzt", sagt er. Die Konkurrenten waren als 17. und 18. im Grid zwar unmittelbar vor ihm gestartet, doch schon nach der ersten Kurve waren Latifi und Russell auf drei und acht. Schumacher kam als Elfter nicht ganz hinterher, war mit seinem Start aber trotzdem zufrieden.

"Ich habe sehr viele Karbonteile herumfliegen sehen und da war schon klar, dass es da vorne geknallt hat. Dementsprechend habe ich mir die Linie ausgesucht, die am saubersten war", erklärt er. In Zukunft muss nach einem starken Auftakt aber auch die Chancenverwertung an einem solchen Tag stimmen: "Wenn irgendwann nochmal so ein Chaosrennen kommt, müssen wir dafür einfach ready sein und die Situation dann nutzen."