Charles Leclerc kam am Sonntag in Ungarn nur wenige Meter weit, ehe sein Ferrari in der ersten Kurve vom Aston Martin von Lance Stroll aus dem Rennen geschossen wurde. Leclerc wartete nicht lange, um sich seinem Ärger Luft zu machen - schließlich sah er sich am Punkt des Kontakts schon im Kampf ganz vorne.

"Nettes Kegelspiel. So frustrierend", war Leclercs erstes Statement via Twitter, in den TV-Interviews war er nicht weniger sauer: "So ein Rennen zu beenden ist einfach scheiße." Bis zum Abend wurde die Stimmung nicht besser, und auch beim Rest des Teams ist sie, trotz eines möglichen Podiums für Carlos Sainz, schlecht.

Leclerc: Nach Crash deutliche Kritik an Stroll

"Mit dem Crash in Runde eins - ich weiß, dass kleine Fehler manchmal große Konsequenzen haben, aber das war diesmal nicht wirklich ein kleiner Fehler", unterstreicht Leclerc noch einmal, und äußert deutliche Kritik an Unfallverursacher Lance Stroll. "Ich konnte Lance in meinen Spiegeln nicht sehen, er war fünf, sechs Positionen weiter hinten. Ziemlich unrealistisch von ihm, da irgendwas zu versuchen."

Stroll war, hinter dem ersten großen Startunfall, mit hohem Überschuss auf der Innenbahn angekommen und dann mit stehenden Reifen quer über die Wiese und hinein in Leclercs Ferrari gerutscht, der daraufhin mit Daniel Ricciardos McLaren kollidierte. Für Leclerc und Stroll war das Rennen noch vor Kurve zwei vorbei, Ricciardo quälte sich außerhalb der Punkte ins Ziel.

Stroll verteidigt sich: "Als der Zwischenfall an der Spitze passierte, bin ich nach innen, um Kontakt zu vermeiden, aber ich habe mich verbremst. Sobald das passierte, wusste ich, dass ich die Kurve nicht kriegen würde, weil es da draußen so rutschig und schwierig war." Er beschwört: "Ich habe getan, was ich konnte, um Kontakt zu vermeiden." Die Stewards sprachen später eine Strafe aus: Fünf Plätze muss Stroll beim nächsten Rennen in der Startaufstellung zurück.

Leclerc & Ferrari sehen in Ungarn vergebene Außenseiter-Chance

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto teilt den Frust seines Star-Piloten: "Wir sind ein bisschen enttäuscht nach dem Rennen. Mit dem Regen wäre das eine große Chance gewesen, das mit dem Unfall ist schade. Charles hatte einen guten Start, war vorsichtig, hat sich nichts beschädigt, war in einer guten Position, und schon fast durch die erste Kurve."

"Der Unfall ist passiert, und es war auch ein dummer Unfall, sowas sollte nicht passieren", meint Binotto. Leclerc war in dem Moment auf Kurs, hinter Lewis Hamilton und Daniel Ricciardo den dritten Platz im Rennen zu übernehmen. Mit allem, was folgte, wäre ein Sieg so wohl kaum ausgeschlossen gewesen.

"Wenn wir die anderen Autos vorne sehen - die Pace war da", urteilt Leclerc. "Ja, ich denke, die Pace für den Kampf um den Sieg war da. Mit dem Unfall in der ersten Runde ist es aber schwierig einzuschätzen, wie es für uns dann weitergegangen wäre."

So bleibt Ferrari nur ein vierter Platz für Carlos Sainz, der vielleicht durch eine Disqualifikation von Sebastian Vettel noch zu einem dritten Platz werden könnte. Das einzig Glückliche für die Scuderia: McLaren erwischte es in der ersten Kurve noch schlimmer, beide Fahrer schrieben als Konsequenz Nuller. Deren Führung in der Team-WM ist somit vor der Sommerpause auf drei Punkte geschrumpft.