Esteban Ocon im Alpine durfte sich beim Formel-1-GP in Ungarn erstmals in die Siegerliste der Königsklasse eintragen. Doch der ungekrönte Held des Rennens stand auf der anderen Garagenseite. Ohne Fernando Alonso wäre der Sieg des Franzosen überhaupt nicht möglich gewesen. Der zweifache Renault-Champion hielt gegen Rennende mit allen Mitteln Lewis Hamilton hinter sich und sorgte so dafür, dass der Mercedes-Pilot seinen Alpiine-Teamkollegen am Hungaroring nicht mehr einholen konnte.

Alonso bewahrheitet Silverstone-Versprechen

Auf der 40. Runde war Fernando Alonso zu seinem letzten und einzigen planmäßigen Stopp an die Boxengasse abgebogen. Anschließend schloss er mit den frischen Pneus rapide zu Hamilton und den Top-3 auf. Mercedes winkte den Briten acht Runden später allerdings ebenfalls zum Stopp. Der brannte daraufhin für den Rest des Feldes unerreichbare Rundenzeiten in den Asphalt. Zeitweise war er nach dem Stopp drei Sekunden pro Runde schneller als seine Konkurrenten.

Doch dann schlug die große Stunde von Alonso. Der Ex-Weltmeister machte im Kampf gegen Lewis Hamilton seine Versprechen aus Silverstone war. Beim Rennwochenende in Großbritannien hatte er sich über die harte Fahrweise einiger Fahrer beklagt und darüber, dass diese nicht bestraft wurden. Deshalb kündigte Alonso an, die Grenzen des Erlaubten etwas mehr auszuloten.

Das setzte er in Ungarn voll in die Tat um. Bei den zahlreichen Attacken von Hamilton in Kurve 1, 2 und 4 gab Alonso ihm zu keinem Zeitpunkt mehr als das nötigste an Platz, wohlwissend dass der Mercedes ein Meisterschaftskandidat ist und deshalb das Risiko scheut. Der Polesetter ließ am Funk seiner Frustration freien Lauf. "Er fährt überall rum", funkte der Titelverteidiger an seine Boxenmauer.

Teamwork für Alpine-Sieg

Dass er dabei in erster Linie für seinen Teamkollegen arbeitete, der den GP seit dem Restart in der fünften Runde (boxenstoppbereinigt) anführte, war Alonso jederzeit bewusst. Er erklärte: "Ich wusste mehr oder weniger wie die Rennsituation war, denn ich schaute immer wieder auf die großen Bildschirme und sah, dass Esteban und Vettel zwei oder drei Kurven vor uns waren."

"Mit noch 20 zu fahrenden Runden und Lewis, der zwei bis drei Sekunden schneller war, wusste ich dass das wahrscheinlich [für ihn] genügen würde, das Rennen zu gewinnen. Ich wusste, dass jede Runde, die ich Hamilton hinter mir halten konnte für Estebans Sieg Goldes wert sein würde", beschrieb Alonso seine Rennsituation.

Dass seine Verteidigungsstrategie gegen den 99-fachen GP-Sieger so gut aufging, überraschte aber selbst den Asturier. "Ich dachte, dass ich ihn nicht länger als eine oder zwei Runden aufhalten könnte", so Alonso. Am Ende hielt er ihn über zehn Runden lang hinter sich.

Vorteil im letzten Sektor

Dabei profitierte Alonso von einer Eigenschaft seines Fahrzeuges. Der Alpine A521 kam wesentlich besser durch den finalen Sektor als der in der verwirbelten Luft folgende Mercedes W12. "In den letzten Kurven sah es so aus, als ob er ein bisschen Probleme hätte mir zu folgen. Ich konnte mir bis zur Geraden einen Vorsprung aufbauen, der groß genug war, um zu verteidigen."

Erst in der 65. von 70 Runden brach der Verteidigungswall des Asturiers. Ein Verbremser in Kurve 1 kostete Alonso die vierte Position. Nur zwei Umläufe später schnappte sich Hamilton den Ferrari-Piloten und entriss ihm damit - scheinbar - sein viertes Formel-1-Podium. Alonso hat eine Vermutung, wieso Hamilton an Sainz so flott vorbeikam. "Ich denke Hamilton hat hinter mir eine andere Linienwahl für die letzten drei Kurven gelernt. Indem er diese Linien anwendete, konnte er Carlos innerhalb von zwei Runden überholen."

Fernando Alonso und Esteban Ocon jubeln: Alpine-Sieg in Ungarn, Foto: LAT Images
Fernando Alonso und Esteban Ocon jubeln: Alpine-Sieg in Ungarn, Foto: LAT Images

Hamilton schließt zu spät zu Spitzenduo auf

Ein anderer Erklärungsversuch ist, dass Sainz sieben Runden ältere Reifen aufgezogen hatte als Alonso und damit naturgemäß den Attacken von Hamilton dementsprechend weniger entgegensetzen konnte.

Am Ende erwiesen sich die verlorenen Sekunden hinter Fernando Alonso als das entscheidende Quäntchen, das Hamilton seinen 100. Formel-1-Sieg vergeigen sollte. Bis zur letzten Runde hatte er zu Sebastian Vettel aufgeschlossen. Doch um eine Attacke gegen den auf Platz 2 ins Ziel fahrenden Aston-Martin-Piloten setzen zu können, fehlte dem Champion die Zeit. Alonso hingegen wurde für seine epische Defensivschlacht mit der Auszeichnung "Fahrer des Tages" geehrt - und mit seinem besten Resultat seit dem Formel-1-Comeback.

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