Sebastian Vettel und Lewis Hamilton nutzen im Rahmen des Ungarn Grand Prix 2021 der Formel 1 ihre Prominenz und machen sich für die Rechte von homosexuellen, bisexuellen, transgender, queeren und Menschen aller anderen sexuellen Orientierungen (LGBTQ+) stark.

Hintergrund ist ein geplantes Gesetz der rechtskonservativen Fidesz-Partei des ungarischen Regierungschefs Viktor Orban, das die Erwähnung von Geschlechtsumwandlungen oder anderen Aspekten zur sexuellen Orientierung in Lehr- oder Filmmaterialien für Kinder verbieten soll. Die Regierung begründet das mit dem Schutz der Kinder.

Ungarn will Aufklärung über sexuelle Orientierung unterbinden

Bereits seit Wochen wird die ungarische Regierung für ihr Vorhaben massiv kritisiert. Viele Menschen verurteilen die Pläne als einen Angriff auf die Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft. Bei unzähligen Gelegenheiten wurde bereits protestiert, etwa im Rahmen der Fußballeuropameisterschaft - mit Regenbogenfahnen und anderen Aktionen. Unvergessen bleibt dabei auch ein Verbot der UEFA, die Münchner Allianz Arena während eines Spiels der deutschen Nationalmannschaft in Regenbogenfarben zu illuminieren.

Auch die Europäische Kommission verurteilte das im vergangenen Monat eigentlich bereits verabschiedete Gesetz als diskriminierend und leitete Maßnahmen ein. Deshalb plant Ungarn nun ein Referendum, um diesen - für Orban Macht missbrauchenden - Gegenwind aus Brüssel zu kontern. Die Proteste gehen derweil weiter. Am vergangenen Samstag etwa marschierten tausende Unterstützer der LGBTQ+-Gemeinschaft bei der jährlichen Gay Pride Parade in der ungarischen Hauptstadt Budapest.

Hamilton: Gesetz inakzeptabel, feige und irreführend

Das Formel-1-Rennen am nun folgenden Wochenende nahmen am Donnerstag nun Sebastian Vettel und Lewis Hamilton zum Anlass, sich klar von der Regierung des Austrabungsorts zu distanzieren und den Betroffenen ihre Unterstützung zuzusprechen.

"Vor dem Grand Prix an diesem Wochenende möchte ich meine Unterstützung für diejenigen bekunden, die von dem Anti-LGBTQ+-Gesetz der Regierung betroffen sind. Es ist inakzeptabel, feige und irreführend, dass die Machthaber ein solches Gesetz vorschlagen", polterte Hamilton auf Instagram.

Sebastian Vettel in Regenbogen-Turnschuhen

Hamilton weiter: "Alle verdienen die Freiheit, sie selbst zu sein, egal, wen sie lieben oder wie sie sich identifizieren. Ich rufe die Leute in Ungarn dazu auf, im bevorstehenden Referendum abzustimmen, um die Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft zu schützen, mehr denn je brauchen sie unsere Unterstützung."

Wenig später wurde Sebastian Vettel mit weißen Turnschuhen mit Regenbogen-Aufdruck im Fahrerlager gesichtet. "Ich finde es peinlich für ein Land, das in der EU ist, da abstimmen zu müssen oder solche Gesetze zu haben", erklärte der Deutsche in der Pressekonferenz sein Schuhwerk. "Wir hatten in der Vergangenheit, so viele Gelegenheiten, zu lernen. Ich kann nicht verstehen, warum man Schwierigkeiten hat, anzuerkennen, dass alle frei sein sollten, zu tun, was sie wollen und zu lieben, wie sie wollen", ergänzte ein nachdenklicher Vettel.

Vettel fehlt Verständnis für Denkweise der Regierung

"Wir machen natürlich nicht das Gesetz, aber ich denke wir sollten diejenigen unterstützen, die es betrifft", sagte der Aston-Martin-Fahrer. Bereits in Ferrari-Diensten hatte Vettel erst im Vorjahr ein Zeichen gesetzt. Damals wählte er beim Großen Preis der Türkei einen speziellen Helm mit Regenbogen-Elementen, um für Diversität und Inklusion zu werben.

Schon beim Türkei-GP 2020 setzte Vettel ein Zeichen für Diversity, Foto: Jens Munser Design
Schon beim Türkei-GP 2020 setzte Vettel ein Zeichen für Diversity, Foto: Jens Munser Design

Für Lewis Hamilton ging es am Donnerstag unterdessen nicht nur darum, Unterstützung zuzusagen, sondern auch sich dafür zu bedanken. Nach seinem Sieg beim Großen Preis von Großbritannien trotz des vorherigen Verursachens des Unfalls mit Max Verstappen brach in den Sozialen Medien eine Welle rassistischer Beleidigungen über den siebenmaligen Weltmeister herein.

Lewis Hamilton dankt Formel 1: Endlich Support bei Diskriminierung

Gleich am nächsten Tag verurteilten sowohl FIA, Formel 1 als auch Mercedes und viele verschiedene Teams diese Kommentare. Auch Red Bull - nach Silverstone eigentlich alles andere als gut auf Hamilton zu sprechen - schloss sich in einer solchen Grundsatzfrage deutlich an. "Es war unglaublich, die Unterstützung vom Sport, von meinem Team und von einigen Fahrern zu sehen", schwärmte Hamilton nun in Ungarn.

Endlich tue sich etwas, so der Brite. "Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass ich in diesem Sport nicht alleine stehe. Denn in all den 27 Jahren in diesem Sport, hat niemand jemals etwas gesagt. Und als es 2007 passierte, hat niemand je irgendetwas gesagt, daher war es wirklich erstaunlich, welche Schritte wir unternommen haben", sagte Hamilton. "Wir können das nicht dulden, für diese Art von Missbrauch ist kein Platz. "