Der Unfall zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen in Silverstone bestimmte in den Wochen vor dem Rennen in Ungarn die Schlagzeilen der Formel 1. Für Red Bull ist die Sache nach wie vor nicht erledigt. Hamilton hingegen hat längst einen Haken dran gemacht. Der Weltmeister steht weiter zu seinem Manöver und weist jegliche Kritik der Rivalen an sich und dem Mercedes-Team zurück. Sein klärender Anruf bei Verstappen konnte die Wogen offensichtlich nicht glätten.

Nachdem der Niederländer noch am Abend nach dem Unfall aus dem Krankenhaus von Coventry entlassen wurde, meldete sich Hamilton am darauffolgenden Montag persönlich bei ihm. "Ich habe Max nach dem Rennen angerufen, um zu checken, ob es ihm gut geht und ihn wissen zu lassen, dass der Respekt immer noch da ist", erklärt der siebenfache Weltmeister.

Doch sein Rivale scheint das Friedensangebot nicht angenommen zu haben. "Der [Respekt] wird wohl offenbar nicht erwidert, aber das ist okay", so Hamilton. Unmittelbar nach dem Crash hatte er seine Hoffnung geäußert, dass dieser das Verhältnis zwischen Verstappen und ihm nicht nachhaltig belasten wird. Gleichzeitig hatte er eine Entschuldigung für den Zwischenfall abgelehnt und darauf bestanden, keinen Fehler gemacht zu haben. Daran hat sich auch in den vergangenen zwei Wochen nichts geändert.

Härtere Strafe für Hamilton? Stewards sichten neue Beweise!: (06:55 Min.)

Hamilton steht zu Manöver: Würde es wieder machen

"Was das Manöver angeht - ich würde es wohl exakt genauso, wie ich es gemacht habe, wieder machen", stellt er vor dem elften Rennwochenende der Saison 2021 auf dem Hungaroring klar. Während Red Bull den Fall bei der FIA erneut untersuchen lassen will, um eine härtere Strafe für ihn zu erwirken, kommt er zum selben Schluss wie vor zwei Wochen.

"Nachdem ich alles angeschaut und analysiert habe, mit all der Erfahrung aus über 20 Jahren, die für sich spricht, würde ich nichts anders machen", so der 36-Jährige, der für den Kontakt mit Verstappen in der Startrunde des Großbritannien GP eine 10-Sekunden-Zeitstrafe erhalten hatte. Nicht nur bei Red Bull, sondern auch unter den Fans sorgt der Zwischenfall weiter für Diskussionen um die Schuldfrage.

Hamilton sieht jedoch keinen Anlass, sich für sein Manöver zu rechtfertigen: "Ich kann es definitiv erklären, aber das werde ich nicht. Ich fahre seit so vielen Jahren Rennen und ich weiß, wie ich eine Kurve fahre oder Überholmanöver mache. Ich werde meine Zeit nicht mit dem Versuch verschwenden, es zu erklären. Es würde für die Leute definitiv schwer sein, das wirklich zu verstehen."

Hamilton widerspricht Red Bull: Mercedes nicht respektlos

Neben der Kritik an seinem Manöver wiederholte Red-Bull-Teamchef Christian Horner in der vergangenen Woche auch das Unverständnis für das Verhalten von Hamilton und Mercedes nach dem Sieg des Rennens. Hamilton ließ sich von den einheimischen Fans in Silverstone für seinen 99. GP-Triumph frenetisch feiern. Doch das von den Rivalen angeprangerte Fehlverhalten sieht er darin nicht.

"Ich glaube nicht, dass unser Verhalten respektlos war", sagt er. Dass sein Unfallgegner nach dem Einschlag mit 51g ins Krankenhaus abtransportiert wurde, war ihm nicht klar. "Ich war mir dessen nicht bewusst. Ich habe auf den Bildschirmen gesehen, dass er aus dem Auto ausgestiegen war und er in Ordnung aussah. Dann wurde mir gesagt, dass es ihm gut geht. Ich wusste nichts davon, dass er im Krankenhaus ist, bis ich hinterher bei den Interviews war."

Doch genau das kreidete Horner der Teamführung von Mercedes an. Diese hätte ihn darüber informieren müssen. "Es ist eine Sache, wenn du es weißt und feierst und es ist eine andere Sache, wenn du es nicht weißt und feierst", erklärt Hamilton. Mit dem Glauben, dass Verstappen in Ordnung sei, hatte er keinen Grund, sich zurückzuhalten.

"Es ist mein Heimrennen und wir haben wirklich für lange Zeit hart gearbeitet, um so ein Resultat zu holen", sagt er. "Für uns war das ein gigantischer Moment und es war das erste Mal seit einem Jahr, dass wir das Heimpublikum hier erleben durften, das wir vermisst haben. Da waren viele Emotionen im Spiel. Es war nicht so, dass wir demonstrativ gefeiert haben. Es war einfach die Freude, so viele Menschen zu sehen und mit ihnen zu feiern."