Mick Schumacher hat beim Großen Preis von Großbritannien seine zweite teaminterne Niederlage der Formel-1-Saison 2021 eingesteckt. Wie bislang nur in Monte Carlo sah sein russischer Teamkollege Nikita Mazepin die Zielflagge in Silverstone knapp vor seinem Haas-Mitstreiter. 1,5 Sekunden fehlten dem überrundeten Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher am Ende auf Mazepin - und über den gesamten zweiten Stint hinweg.

In der ersten Rennhälfte hatte Schumacher noch ähnlich knapp vor Mazepin gelegen. Kurz nach dem Reifenwechsel auf harte Pirelli-Walzen überlistete der eine 22-Jährige dann den anderen, was der Russe über Gebühr feiert und der Deutsche selbstkritisch und zerknirscht annimmt.

Schumacher schont Reifen, Mazepin schlägt zu

"Leider hatte ich etwas mit den Reifen zu kämpfen. Unsere Herangehensweise als Team an den zweiten Stint war falsch. Ich habe zu Anfang versucht, meine Reifen zu schonen und wollte sie nicht überhitzen", berichtet Schumacher über die teamintern rennentscheidende Phase. Dieser ereignete sich unmittelbar nach den Boxenstopps von Schumacher in Runde 25 und Mazepin einen Umlauf später.

Anders als Schumacher drehte Mazepin nach seinem Service gleich voll auf. "Ich habe meine Reifen dafür ziemlich beansprucht, aber ich habe vielleicht mein bestes Überholmanöver in den vergangenen drei Jahren abgeliefert", schwärmt Mazepin von seinem erfolgreichen Angriff auf dem Innenkerb der Club-Kurve am Ende der zweiten Runden nach seinem Stopp.

Formel 1 Silverstone: Schumacher sieht bei sich Luft nach oben

Zuvor hatte der Russe die schnellen Esses besser erwischt als Schumacher und sich auf der Hangar-Straight angesaugt. Schon in Stowe reichte es beinahe, um ein Manöver zu lancieren. In Vale wählte Mazepin dann die äußere Linie, rollte mit besserem Grip außen um Schumacher herum und befand sich nun auf der besseren Linie für die folgende Rechtskurve, Club. Mit einem harten und konsequenten Manöver über den Kerb drückte sich der Russe vorbei.

In diesem Zweikampf sucht Schumacher seinen Fehler allerdings nicht. Den verortet der Ferrari-Junior in der Phase vorab. "Nikita ist ganz am Anfang ziemlich Attacke gefahren, hat es aber geschafft, die Reifen trotzdem im Fenster zu halten. Da ist er halt an mir vorbeigefahren. Warum und wie müssen wir jetzt analysieren. Denn bei mir war viel Luft nach oben, schneller zu fahren", sagt Schumacher.

Mick Schumacher: In Silverstone kommst du dann nicht vorbei

Generell fehlte es Haas nach Schumachers Geschmack an Pace. Nicht einmal dem Williams von Nicholas Latifi vermochte das US-Team diesmal Paroli zu bieten. "Zufrieden bin ich nicht", sagt Schumacher deshalb. "Ich muss aber erstmal anschauen, was ich hätte besser machen können und was wir als Team hätten besser machen können, um den Anschluss nicht zu verlieren. Das ist im Moment wichtiger als zu versuchen, da hinten rumzufahren."

Eigentlich will sich Schumacher also gar nicht erst mit Mazepin aufhalten. Eine Chance auf einen Konter habe er trotz besserer Pace nach dem Überholmanöver des Russen jedenfalls nicht mehr gehabt. "Danach klar, dass es schwierig sein würde. Wegen der Strecke. Hier kannst du eine halbe Sekunde schneller sein, aber kommst nicht vorbei. Das ist heute passiert", sagt Schumacher.

Nikita Mazepin erkennt Bedeutung der Track Position

Genau das hatte Mazepin bereits im entscheidenden Moment im Kopf. "Ich musste anfangs sehr hart pushen, um nach vorne zu kommen, denn du weiß ja, dass es auf dieser Strecke schwer ist, zu überholen", sagt der Russe.

Generell zeigt sich Mazepin mit dem gesamten Wochenende zufrieden - trotz einer zumindest im Qualifying erneut klaren Niederlage gegen Schumacher. "Für uns lief es gut, das Wochenende war positiv. Wir konnten das Auto zwar nicht so sehr ändern wie sonst, aber wir haben sehr früh ein sehr gutes Setup gefunden. Das war vielleicht nicht das absolut Beste im Qualifying, aber es hat auf dieser Strecke dann gut funktioniert", sagt der Haas-Pilot.

Günter Steiner lobt Haas-Rookies: Hart, aber fair

Auch Mazepin moniert allerdings den Rückstand auf die externe Konkurrenz. "Verglichen mit den anderen waren wir aber noch immer zu langsam - wir konnten heute gegen niemanden kämpfen", sagt der Russe. Genauso sieht es auch Günther Steiner. Dennoch zeigt sich der Teamchef zufrieden - weil das Rennen nach einer teaminternen Berührung im Sprint diesmal trotz eines engen Duells ohne Schrott über die Bühne ging.

Steiner: "Es war heute ein gutes Rennen für uns. Wir sind nicht da ins Ziel gekommen, wo wir ins Ziel kommen wollen, aber beide Jungs haben hart und sauber gekämpft - das gehört zum Lernprozess und so wollen wir weitermachen. [...] Gerade ist das einfach das, was möglich ist. Sie haben beide hart, aber sauber gekämpft und das ist für mich die wichtigste Sache."