Im zehnten Rennen der Formel-1-Saison 2021 kam es zum ersten großen Knall im Titelkampf zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen. Der Red-Bull-Pilot fliegt raus während der Mercedes-Fahrer trotz Strafe zum Sieg fährt. Toto Wolff verteidigt seinen Fahrer und zeigt Unverständnis für die 10-Sekunden-Strafe, die Hamilton erhalten hatte. Seine Meinung: Laut Regelbuch liegt die Schuld eindeutig bei Verstappen.

Wolff verteidigt Hamilton: Verstappen lenkte ein

Im Interview bei Sky sagte der Mercedes-Teamchef: "Die Regel der Stewards ist, wenn du innen bist - also quasi mit dem Frontflügel über die Hälfte des vorderen Autos - dann ist es deine Kurve. Sie müssen nicht auf gleicher Höhe sein."

Aus den Fernseh-Bildern schloss Wolff: "Das ist hier bei weitem der Fall." Die Schuld für den Zwischenfall sieht er demnach eindeutig bei dem Red-Bull-Piloten. "Lewis versuchte noch rauszukommen, dann lenkte Max ein."

Die Stewards sahen den Zwischenfall allerdings anders und adressierten eine 10-Sekunden-Strafe an Hamilton, die der spätere Rennsieger bei seinem zweiten Boxenstopp absitzen musste. Wolff stattete den Rennkommissaren während der Rennunterbrechung, die auf den Unfall folgte, einen Besuch ab. "Die Regel ist eindeutig so, wie ich es dargestellt habe. Aber es war ein Highspeed-Unfall, deswegen gab es die zehn Sekunden", erklärte Wolff.

Wolff: Lewis kann auch aufgeben

Auf den letzten Runden lief es für Lewis Hamilton erneut in einem Zweikampf auf die Copse-Kurve hinaus. Das Manöver gegen Charles Leclerc konnte der Weltmeister ohne eine Berührung durchziehen, da der Ferrari-Pilot am Ausgang der Kurve von der Strecke abkam. Für Wolff ein Beweis, wie man sich in dieser Kurve verhalten sollte. "Mit Leclerc haben wir ein ähnliches Manöver gesehen, wo nichts passiert ist. Es gehören immer zwei dazu," schloss Wolff und kritisierte damit subtil das Zweikampf-Verhalten von Verstappen.

Auf der Seite von Hamilton wollte Wolff keinen Fehler festmachen. "Lewis kann auch aufgeben und Verstappen vorne wegfahren lassen. Wir sehen hier zwei Fahrer, die mit dem Messer zwischen den Zähnen kämpfen und um jeden Zentimeter feilschen", beschrieb er den Zwischenfall.

Bei Red Bull sah vertrat man naturgemäß einen anderen Blickwinkel auf diesen Unfall. Dr. Helmut Marko forderte sogar eine Sperre für Hamilton, während Christian Horner in ersten TV-Interviews von einem absichtlichen Foulspiel redete. "Jeder hat meine gewisse Meinung und das ist in Ordnung", meinte der Österreicher kalt. "Lewis ist ein Sportsmann, der nicht dreckig fährt. Wir haben keine größeren Unfälle von ihm gesehen", verteidigte er anschließend aber seinen Fahrer.

Geschmälert werde der Sieg von Lewis Hamilton durch den Zwischenfall am Rennstart allerdings nicht, so Wolff. "Null Wermutstropfen, 100 Prozent Ektase", beschrieb Wolff seine Gefühlslage nach dem kontroversiellen Großbritannien-GP. "Silverstone ist immer ein spezielles Rennen, weil wir alle um die Ecke leben und hier unsere Werke haben. Diese 140.000 Menschen so zu erleben ist schon ganz etwas spezielles", meinte Wolff nach dem Sieg beim Heimrennen seines Teams.

Sorge vor Senna-Prost-Situationen? Bin bereit dafür

In der angespannten Lage zwischen den beiden Teams rüttelte die Kollision zwischen Verstappen und Hamilton ein Wespennest auf. Denn bereits seit dem Beginn der Saison kritisierten Red Bull und Mercedes sich regelmäßig gegenseitig. Einen Grund für eine Aussprache zwischen den beiden Teams, bei denen bereits in der Vergangenheit neben der Strecke die Fetzen flogen erkennt Wolff nicht. "Es gibt nichts zu besprechen. Sie haben ihre Sicht, wir unsere, das muss man respektieren", so Wolff. Auf die Frage, ob er nicht befürchte dass es zu Situationen kommen könne, die an die Rivalität zwischen Porst und Senna erinnerten, meinte Wolff: "Ich bin bereit dafür. Let´s go for this".

Sowohl in der Fahrer-Weltmeisterschaft als auch in der Konstrukteurs-WM ist Mercedes in einer so aussichtsreichen Situation wie seit dem Großen Preis von Monaco nicht mehr. Hamilton liegt nur noch acht Zähler hinter Verstappen. In der Team-Meisterschaft ist Red Bull lediglich vier Punkte voran. Bei noch 13 ausstehenden Saisonrennen quasi ein Gleichstand im Titelkampf.