Ein Rennen, das zwischen Fahrer und Fahrer und Auto und Auto entschieden wird. Das wünscht sich Formel-1-Boss Ross Brawn vom neuen Sprint-Qualifying. 17 Runden Vollgas ohne Einfluss der Boxenmauer. Während des Rennens mag die Rechnung von Michael Schumachers einstigem Superhirn aufgehen, doch die findigen Ingenieure tüfteln schon zuvor an der besten Strategie.

Boxenstopps wird es unter normalen Umständen keine geben. Reifenwechsel sind nicht verboten, aber sie sind angesichts der kurzen Renndauer nicht lukrativ. Deshalb ist klar: Der Start-Reifen ist der Reifen für das ganze Rennen.

Formel-1-Sprint: Red Bull hält Soft für sehr großes Risiko

"Vor dem Wochenende hätte ich gesagt, dass alle auf Medium starten", gestand Pirellis Formel-1-Boss Mario Isola. Inzwischen ist sich der Italiener nicht mehr ganz so sicher. Das 1. und bislang einzige Freie Training ließ zwar viele Fragen offen, doch die wenigen Longruns, die man sah, waren vielversprechend. "Der Abbau war nicht besonders groß", erklärt Isola.

Im vergangenen Jahr fuhren einige Piloten beim zweiten Silverstone-Rennen Stints mit dem C3-Reifen, die länger waren als das heutige Sprint-Qualifying. Ein Indiz dafür, dass es auf Soft klappen könnte. Red Bulls Dr. Helmut Marko ist allerdings skeptisch: "Mit dem Soft wäre es ein sehr großes Risiko. Das kann ich mir nicht vorstellen."

Mercedes fuhr vollständige Sprint-Rennsimulation

Das 60-minütige 1. Training war zu kurz, um Crossover-Punkte und Delta-Zeiten zwischen den Mischungen ausmachen zu können. Interessant war, dass Red Bull und Mercedes komplett andere Herangehensweisen zeigten.

Während Red Bull zunächst alle drei Mischungen auf Shortruns testete und Verstappen am Ende einen kurzen Longrun auf Soft fuhr, konzentrierte sich Mercedes zu Beginn des Trainings auf einen 17-ründigen Longrun auf Medium. Eine komplette Rennsimulation für das Sprint-Qualifying.

Der Medium hielt gut. Leichtes Blistering vorne rechts beeinträchtigte die Performance nicht. Die Rundenzeiten blieben konstant. Einen Performance-Vergleich zu Verstappens Soft-Run gibt es nicht. "Wir fuhren offenbar mit viel mehr Benzin", meint Marko. Das erklärt die deutlich langsameren Zeiten von Verstappen. Außerdem fuhr Mercedes zu Beginn, Red Bull am Ende der Session. Schlussfolgerungen daraus sind unmöglich.

Bekommt Red Bull das Untersteuern in den Griff?

Dafür wird das 2. Freie Training aufschlussreich. Am Setup dürfen die Teams nicht mehr tüfteln, seit dem Start des Qualifyings gelten Parc-fermé-Regeln. Deshalb werden die meisten Teams wohl Longruns abspulen und dann den Startreifen für das Sprint-Qualifying bestimmen. Der Grand Prix sollte dann laut Pirelli wieder eindeutiger werden: Mit Medium und Hard reicht ein Stopp.

Red Bull strauchelt: 2 Gründe für den Rückschlag (13:50 Min.)

Ein wenig zittern muss Red Bull vor beiden Rennen. Zwar hoffen die Bullen, dass das Untersteuern, das Verstappen im Qualifying so plötzlich geplagt hatte, durch wärmere Temperaturen und durch den Renntrimm egalisiert wird, stellt sich das Problem aber nicht ein, wird es kritisch. Denn die Vorderreifen werden in Silverstone ohnehin schon extrem belastet. Untersteuern wäre Gift für den Dauerlauf.