George Russell lechzt nach seinen ersten Formel-1-Punkten mit Williams. Der Trend aus Österreich kommt dem Briten für sein Heimspiel in Silverstone sehr gelegen. Das Sprint-Qualifying am Samstag sorgt für eine große Unbekannte, die er als große Chance sieht. Im Gegensatz zur Konkurrenz hat der Mercedes-Junior nichts zu verlieren. Wenn die Konkurrenz den Startplatz für Sonntag sicher nach Hause fahren will, wird er zur Attacke blasen.

"Ich denke, wir sind in einer guten Position. Viele Fahrer im Mittelfeld werden in diesem Rennen etwas vorsichtiger sein", erklärt er, dass er für den Sprint über 17 Runden keine allzu harte Gangart erwartet. Schließlich gibt es in diesem Rennen nur für die Top-3 Punkte. Der Rest fährt einzig und allein für die Ausgangsposition im Grand Prix, in dem es wie immer um alles geht.

Dass die Top-10-Kandidaten von Aston Martin, Alpine und AlphaTauri, die Williams an guten Tagen zur direkten Konkurrenz zählt, im Sprint-Qualifying aufs Ganze gehen, würde Russell sehr wundern. "Sie wollen einfach nur ins Ziel kommen und in einer halbwegs anständigen Position für Sonntag sein", so der 23-Jährige, der vor zwei Wochen in Österreich erstmals das Q3 erreichte.

An seinem ersten WM-Zähler mit Williams schrammte er haarscharf vorbei. Erst drei Runden vor Schluss stieß ihn Fernando Alonso aus den Punkterängen. Der Spanier stellte die steile Formkurve von Williams zuletzt in Frage und behauptete, dass die Performance aller Wahrscheinlichkeit mit dem Layout des Red Bull Rings zusammenhängt.

Russell will Vorsicht der Gegner ausnutzen

Russell sagte zwar, dass er mit einem anderen Kräfteverhältnis rechnet, doch der Schwung aus Spielberg reicht trotzdem noch für jede Menge Optimismus. "Du musst daran glauben, wenn du es schaffen willst", sagt er mit Blick auf die Top-10. "Wir werden es versuchen. In den letzten Rennen hatten wir einen Aufwärtstrend und hoffentlich lag das nicht nur an Österreich und Frankreich."

Es im Zeittraining am Freitag erneut unter die ersten Zehn zu schaffen, ist diesmal allerdings nicht das oberste Ziel. "Das Qualifying ist dieses Wochenende weniger wichtig als das Sprint-Qualifying. Wir werden mehr für das Rennen arbeiten, denn davon haben wir im Grunde zwei" sagt er.

Das Ziel lautet, im Sprintrennen die eigenen Karten richtig zu spielen. "Für uns, die nur um Platz 12 bis 15 kämpfen, bietet das eine Möglichkeit, etwas aggressiver heranzugehen und es auszunutzen, wenn andere Fahrer nur versuchen ihre Position für Sonntag zu retten", so Russell. Doch nicht nur das Qualifikationsrennen über 100 Kilometer sieht er als Chance für Williams.

Das gesamt Wochenendformat mit nur einer Trainingssession bis zum Greifen der Parc-Ferme-Regeln könnte die Hackordnung durcheinanderbringen. "Alles kann eine Möglichkeit sein und wir müssen diejenigen sein, die das Beste daraus machen", fordert er. Die Erwartungshaltung, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen, hat er vor allem gegenüber sich selbst.

Fahrer dank weniger Training wichtiger

"Die Fahrer müssen ihre Fähigkeiten anders einsetzen", sagt er zu Motorsport-Magazin.com. "Wir haben sonst drei Sessions, die Team und Fahrer die Möglichkeit geben, sich fahrerisch und vom Setup her auf das Qualifying einzuschießen. Jetzt musst du damit klarkommen und dich als Fahrer an die Situation und an Schwierigkeiten anpassen."

In der Vergangenheit hatten die Fahrer zwei 90-minütige Trainings am Freitag sowie die dritte Sitzung über eine Stunde am Samstag, bevor es ins Qualifying ging. Für 2021 wurden die beiden Sessions am Freitag auf jeweils 60 Minuten verkürzt. Dennoch blieben damit insgesamt 180 Minuten Trainingszeit in Vorbereitung auf Qualifikation und Grand Prix.

"Das Auto wird nicht so schön abgestimmt sein wie sonst. Das ist an sich gut, denn es gibt uns Fahrern eine größere Herausforderung und wir sind alle im selben Boot", so Russell. Der Formel-2-Meister von 2018 erwartet kompakte Action: "Das Sprintrennen wird eine ziemlich klare Sache. Keine Boxenstopps, es heißt einfach nur Ampeln aus und ab geht's."