Die Gerüchteküche der Formel 1 heizt sich vor dem Großbritannien-GP in Silverstone weiter auf. Im Fokus liegt das zweite Mercedes-Cockpit neben Lewis Hamilton, der mittlerweile seinen Vertrag mit der Marke verlängert hat. Die Fahrer-Entscheidung verlagert sich so auf George Russell gegen Valtteri Bottas im Kampf ums zweite Cockpit.

In den nächsten Wochen wolle man die Entscheidung für 2022 fällen, hatte die Teamspitze am Rande des Österreich-GPs verlautbaren lassen. Nach der fast überraschend frühen Hamilton-Verkündung kamen jedoch schnell Gerüchte auf: In Silverstone, also bei Russells Heimrennen, solle die Beförderung und damit ein britisches Doppel bekannt gegeben werden. Russell selbst sieht das ganz anders.

Russell und Mercedes: Vor Silverstone noch nichts unterschrieben

"Ich habe mit Mercedes unterschrieben - vor fünf, sechs Jahren, das stimmt zu 100 Prozent, und wie jeder weiß, passen sie auf mich auf", sagt Russell kurz vor Silverstone dem Podcast 'F1 Nation'. Aber 2022? "Da ist nichts unterschrieben oder fixiert. Nichts wird in Silverstone bekannt gegeben. Das kann ich euch wissen lassen."

Seit 2019 sitzt Russell als Mercedes-Junior bei Williams am Ende des Formel-1-Feldes fest, und wartet auf die Chance, ins Hauptteam aufzusteigen. Dort erhielt Valtteri Bottas, der an der Seite Lewis Hamiltons dem Team zu vier Hersteller-Titeln verhalf, zuletzt mehrere Einjahres-Verträge. Weder Bottas noch Russell haben für 2022 bislang einen Vertrag.

Russell loyal zu Mercedes - aber: Sage zu niemandem nein

Bislang ist Russells F1-Karriere mit Williams eine zähe Angelegenheit - selbst mit gelegentlich herausragenden Performances schaffte er es noch nie in die Punkte. Seine einzigen Zähler fuhr er ausgerechnet bei Mercedes ein, als Ersatzmann für Hamilton holte er im Vorjahr in Sakhir einen neunten Platz. Nach viel Pech, denn lange hatte er das Rennen angeführt und fast gewonnen.

Russell führte 2020 in Sakhir lange das Rennen vor Bottas an, Foto: LAT Images
Russell führte 2020 in Sakhir lange das Rennen vor Bottas an, Foto: LAT Images

Manche, wie Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko, sticheln schon: Bei ihnen hätte ein Fahrer eines solchen Kalibers längst einen Platz in einem wettbewerbsfähigeren Team bekommen. Wäre er also eine Option für den großen Mercedes-Gegner? Marko sieht die Beförderung entgegen allen Beteuerungen von Russell und dem Team als schon gefallen an. Daher stelle sich bei Red Bull die Frage nicht.

Und Russells Geduld erscheint unerschöpflich: "Ich bin ein Mercedes-Fahrer, ich bin unglaublich loyal zu Mercedes, die vom ersten Tag weg an meiner Seite standen und mir alle meine Chancen gaben. Ich vertraue darauf, dass sie das Beste für mich beabsichtigen." Mit kleinen Einschränkungen: "Ich schließe nie eine Tür. Ich sage nie Nein zu irgendeinem Gespräch. Man weiß nie, was in der Zukunft passiert. Dinge können sich drastisch ändern."

Wohl kaum aber für 2022. Zum Thema eines möglichen Williams-Verbleibs kommt Russell schließlich kein böses Wort über die Lippen. Im Gegenteil, er redet im Angesicht des neuen Managements und der neuen Regeln das Team stark: "Jost [Capito, Teamchef] macht einen fantastischen Job, die Struktur effizienter aufzubauen, und jede Entscheidung war bis jetzt in meinen Augen eine gute. Ich sehe keinen Grund, warum sich Williams über die nächsten Jahre nicht wieder an die Spitze zurückkämpfen kann."